14. Durchhalten (1982 - Teil 2)

Ohne die Fehleinschätzung einzugestehen, begann 1982 wieder der Sprungbetrieb an den Bezirksflugplätzen. Zuerst am Flugplatz Neuhausen, wo Horst Fenske für eine gute Organisation gesorgt hatte und in einer Woche 1600 Sprünge absolviert werden konnten. Dann war es Manfred Stötzner, der in Thüringen gleich 62 Springer am Flugplatz Gera versammelt hatte und einen erfolgreichen Sprungbetrieb vorlegte. Die anderen Plätze folgten unverzüglich. Sogar der DDR-offene Wettkampf um den Messepokal war wieder im Sportkalender.

Mit der Einführung eines erneut erweiterten Ausbildungsprogramms für die sogenannte Laufbahnausbildung, kam die GST immer mehr an ihre Grenzen. Es fehlten vielerorts die materiellen Voraussetzungen und viele Fallschirmsprunglehrer waren auch nicht mehr bereit, ihre Freizeit für diese Art der Ausbildung einzusetzen. Das eigentliche Fallschirmspringen war auf ein Drittel geschrumpft. Um die Belastungen etwas abzuschwächen, wurden in den GST-Ausbildungslagern Schirgiswalde und Scheibe-Alsbach zentrale Lehrgänge für die Laufbahnbewerber durchgeführt. Die Rückkehr der Fallschirmspringer, die ihren dreijährigen Militärdienst hinter sich hatten, war natürlich für die GST ein sehr willkommener Vorgang. Sie wurden bevorzugt qualifiziert und vorrangig zu Fallschirmsprunglehrern ausgebildet.

Bild 1/3 – Die „Macher“ für die Reorganisation waren Horst Fenske (Bild 1) und Manfred Stötzner (Bild 3).
Bild 2 – Im Himmel über den Bezirksspungplätzen waren wieder Fallschirme zu sehen.

(Bildquellen: Bild 1 Fliegerrevue unbek., Bild 2 „Fallschirmjäger im Einsatz“ Ausgabe 1984, Bild 3 Manfred Stötzner (+))

Gleich zu Beginn 1982 fand unter Leitung von Horst Brändel die Jahrestagung der CIP in Paris statt. Delegierte aus 26 Ländern vertraten den internationalen Fallschirmsport. Der Delegierte der CSSR informierte über die Vorbereitungen der bevorstehenden WM in den klassischen Disziplinen. Als Chefschiedsrichter wurde der Kanadier Richard Bennett bestätigt, der das Amt bereits 1980 bekleidet hatte. Zum Bericht der US-Vertreter über die WM im Formationsspringen gab es mehrere Kritikpunkte von Delegierten. Für die WM 1983 lagen keine Bewerbungen vor. Als Veranstalter der klassischen Disziplinen 1984 äußerten Österreich, Frankreich, Australien und die UdSSR ihr Interesse. Erneut gab es eine Diskussion zur Einführung von Qualifizierungsnormen für das Ziel- und Figurenspringen sowie der Reduzierung der Sprungzahlen für die einzelnen Bewerbe. Die Unterkommission Formationsspringen legte ein überarbeitetes Reglement für das Kappen-Formationsspringen vor, nach dem der erste Weltcup in Frankreich veranstaltet wird. Die CIP kam überein, zukünftig keine Rekorde im Formations-Nachtspringen mehr zu führen. Bei den Wahlen der CIP wurde das bisherige Büro wiedergewählt.

Vor der CIP-Tagung hatte Horst Brändel an der FAI-Generalkonferenz in Tokio teilgenommen, dort seinen Jahresbericht zum internationalen Fallschirmsport vorgetragen und dabei Vorschläge zur Reformierung der FAI-Rekordbestimmungen unterbreitet.

Am Club für Fallschirmsport in Halle-Oppin hatte Helmut Schulz nach seiner Zeit als Nachwuchstrainer immer mehr die Führung der Trainingsprozesse übernommen und wurde Cheftrainer, zudem betreute er die Auswahlkader für den Komplexwettkampf. Er drängte auf die Einführung effektiverer Trainingsmethoden und der Schaffung besserer Leistungssportbedingungen. So wurde z.B. in Oppin eine Flugzeughalle zu einer speziellen Trainingsstätte mit einer Sprunggruppe und anderen Sporteinrichtungen, hergerichtet.

Um die anstehenden Wettkämpfe und Meisterschaften besser abzusichern, organisierte der Hauptschiedsrichter der DDR, Dieter Dastig, in Halle-Oppin einen Kurzlehrgang zur Aus- und Weiterbildung von Schiedsrichtern. Mit Unterstützung von Dieter Strüber und Wolfgang Angerhöfer konnte an den Monitoren eine intensive Schulung der Figurensprungbewertung erfolgen.

Als Ersatz für die ausgesetzten DDR-offenen Wettkämpfe in den Bezirken wurde am FSC-Oppin ein gleichartiger Wettkampf veranstaltet. Sieben Frauen und 36 Männer waren der Einladung gefolgt. Während in der Klasse der Gleitfallschirme Sonja Schneider und Reinhard Seyda die Siege einfuhren, gewannen bei den Rundkappen Rolf Trautmann aus Erfurt.

Zur Aufwertung der GST besuchte der Minister für Nationale Verteidigung, Armeegeneral Heinz Hoffmann, die Fallschirmsprungschule in Halle-Oppin. Er ließ sich über die Ausbildungstätigkeit informieren und führte Gespräche mit angehenden Fallschirmjägern Im Kreis der DDR-Auswahlkader war die bevorstehende Weltmeisterschaft in der CSSR das Thema.

Die GST führte ihren VII. Kongress in Cottbus durch. Einen Tag darauf verstarb der Vor-sitzende, Generalleutnant Günter Teller, an Herzversagen im Alter von 56 Jahren. Er hatte die GST seit 1968 geleitet.

Bild 4 – Cheftrainer des FSC Halle-Oppin Helmut Schulz.
Bild 5 – Schiedsrichter im Fallschirmsport und ehrenamtlicher FS-Lehrer Wolfgang Angerhöfer.
Bild 6 – Verteidigungsminister Hoffmann im Gespräch mit Michael Beer, der sich bei der GST auf seine Laufbahn als Fallschirmjäger vorbereitet hat.
Bild 7 – GenLt. Günther Teller, Vorsitzender des Zentralvorstandes der Gesellschaft für Sport und Technik, starb am 28.06.1982.

(Bildquellen: Bild 4 Gerd Wetteborn, Bild 5/6 Fliegerrevue 8´1982, Bild 7 Fliegerrevue 7´1982)

Am Wettkampf der sozialistischen Länder im bulgarischen Kasanlik nahmen 47 Männer und 42 Frauen teil. Zur DDR-Mannschaft gehörten Irina Walkhoff, Sonja Schneider, Elme Schütze, Cornelia Fischer, Heike Glaw sowie Bernd Wiesner, Gerd Harzbecker, Ronald Eilenstein, Andreas Müller und Klaus-Jürgen Böhme.  Es war die Generalprobe zur bevorstehenden WM in der CSSR. Das Figurenspringen erfolgte mit Einsatz der Videotechnik und das Zielspringen mit der elektronischen Messung auf der 5-cm Scheibe.

Vor dem Figurenspringen war eine intensive Schulung der Schiedsrichter vorausgegangen. Eine konsequent harte Bewertung war das Ergebnis, sicherlich ein richtiger Weg im Hinblick auf die nächste Weltmeisterschaft. Bei den Frauen siegte überraschend Zdena Studena aus der CSSR. Irina Walkhoff belegte den dritten Rang und Heike Glaw wurde fünfte, gefolgt von Sonja Schneider. Bei den Männern gingen gleich alle drei Medaillen an die Sportler der UdSSR, Bernd Wiesner landete auf Platz 8, Gerd Harzbecker und Roland Eilenstein folgten auf den 10. und 11. Rang.

Das Zielspringen endete nach zehn Runden mit dem Sieg von Josef Pavlata aus der CSSR, einen ehemaligen Komplexwettkämpfer, der alle Sprünge auf die kleine Scheibe setzte. Bernd Wiesner wurde mit 0,04 m Silbermedaillengewinner und Klaus-Jürgen Böhme belegte den vierten Rang. Bei den Frauen gewann Elme Schütze die Bronzemedaille, Sonja Schneider belegte Rang vier und Irina Walkhoff war mit Platz fünf dabei. Um den dritten Platz mussten Elme Schütze und Sonja Schneider sogar ein Stechen absolvieren, das Elme für sich entschied.

Das Gruppenspringen war eine Glanzparade für die Frauen und Männer der DDR. Sie siegten mit 0,21 m und 0,19 m Zielabweichung. Auch hier war ein Stechen zwischen den Männer-Mannschaften der DDR und der UdSSR erforderlich, welches die DDR-Springer recht deutlich gewinnen konnten. In der Gesamtwertung platzierten sich die DDR-Frauen hinter der UdSSR und bei den Männern war es umgekehrt. Alle Mannschaften hatten einen Zuwachs ihres Leistungsvermögens erreicht und der Optimismus steigerte sich im Hinblick der bevorstehenden Weltmeisterschaft.

Die Spartakiade der befreundeten Armeen (SKDA) wurde in der Nähe von Sofia ausgetragen. Erstmals war eine Mannschaft aus Angola dabei. Der SV Dynamo war mit der zweiten Riege am Start, konnte sich aber nicht so richtig auf das Kräftemessen einstellen. Die Siege gingen an die Wettkämpfer aus der UdSSR, Bulgarien und Polen.

Bild 8 – Schausprung auf das Dach eines Hotels. So nahe kamen die Zuschauer den Akteuren selten.
Bild 9 – Um den dritten Platz im Einzelzielspringen mussten Elme Schütze (links) und Sonja Schneider (rechts) sogar ein Stechen absolvieren, welches Elme für sich entschied.
Bild 10 – Die Frauenmannschaft belegte im Gruppenzielspringen den 1. Platz und in der Gesamtwertung Rang 2.
Vlnr: Irina Walkhoff, Sonja Schneider, Elme Schütze, Cornelia Fischer und Heike Glaw.

(Bildquellen: Bild 8/9/10/11 Fliegerrevue 8´1982)

Die 17. DDR-Meisterschaft wurde nun schon zum wiederholten Mal in Eilenburg veranstaltet. 42 Männer und 19 Frauen bewarben sich um die Medaillen. Zielsprungsieger wurden Elme Schütze und Peter Gläser, beide vom SV Dynamo. Erwartungsgemäß gewannen Irin Walkhoff und Ronald Eilenstein das Figurenspringen. Als Kombinationssieger stiegen Barbara Harzbecker und Ronald Eilenstein auf das Podest. Die Siege im Gruppenzielspringen und in der Gesamtwertung errangen die Sportler des SV Dynamo. Bei den Junioren siegten Kerstin Steinmeier und Torsten Hofmeister, beide ebenfalls vom SV Dynamo. Bei der eingegliederten Bestenermittlung der Bezirke waren im Zielspringen die Karl-Marx-Städter Fallschirmsportler Thomas Funke und Ina Behr erfolgreich. Im Figurenspringen siegte, der für Berlin startende Reinhard Seyda und nochmals Ina Behr.

Die Meisterschaft in Eilenburg zeigte ein geschlossen starkes Abschneiden der Sportler des SV Dynamo. Der GST-Fallschirmsportclub hatte an Boden verloren. Nur noch drei Wettkämpferinnen mit Sonja Schneider an der Spitze, konnten noch etwas bewegen. Auch bei den Männern war mit Ronald Eilenstein, Gerd Harzbecker und Andreas Müller die Leistungsspitze zu dünn besetzt. Der Nachwuchsbereich musste massiv aufholen, eine große Herausforderung für die Trainer Andreas Glasow und Rainer Wilde.

Beim Komplexwettkampf in Krnov / CSSR waren 32 Wettkämpfer aus acht Ländern am Start. Die GST-Sportler siegten im Gruppenzielspringen und Frank Stieler holte Silber im Schwimmen.

Beim nunmehr 4. Länderwettkampf Frankreich – DDR, im Rahmen der Französischen Meisterschaft in Vichy, gewannen die DDR-Sportler 13 der 20 möglichen Medaillen. Die Siege erkämpften Cornelia Fischer im Figurenspringen, Bettina Damer im Einzelzielspringen und Bernd Wiesner in der Kombination.

Bei der Bestenermittlung zukünftiger Fallschirmjäger, mit 45 Teilnehmern aus 9 Bezirken sowie einer Mannschaft der Fallschirmjäger der NVA, gewannen erneut die Wettkämpfer aus Schwerin, vor Berlin und Halle.

Bild 12 – Urkunde der 17. DDR-Meisterschaft.
Bild 13 – Club- und Bezirksspringer gehen gemeinsam zur Absetzmaschine.
Bild 14 – Der damalige DDR- und Weltmeister Norbert Knappe in seiner Tätigkeit als Schiedsrichter beim Figurenspringen während der 17. DDR-Meisterschaft.
Bild 15 – Nachwuchshoffnungen beim FSC der GST. In der Juniorenwertung beim Einzelzielspringen siegte Angela Seidel vor Sybille Schwaab.
Platz Drei ging an Kerstin Steinmeier vom SC Dynamo.
Bild 16/17/18/19 – Impressionen der erfolgreichen Schweriner Mannschaft bei der Bestenermittlung in der Laufbahn Fallschirmjäger.
Vlnr: Frank Brandstätter, Ralf Petruschka, Jörg Holz, Dirk Dettlaff und Peter Nehls.

(Bildquellen: Bild 12/15 Kerstin Gärtner, Bild 13/14 Fliegerrevue 9´1982, Bild 16/18  „Fallschirmjäger im Einsatz“ Ausgabe 1984, Bild 17 privat, Bild 19 Fliegerrevue 12´1982)

Der IKARUS-Bus des SV Dynamo, mit der DDR-Mannschaft an Bord, steuerte zum Austragungsort der 16. Weltmeisterschaft in den klassischen Disziplinen nach Lucenec mit dem Ziel Flugplatz in Bolkovce, also das slowakischen Flugsportzentrum. Hier wurde in Vorbereitung auf die Welttitelkämpfe viel investiert und zum Teil neue Gebäude und Anlagen errichtet. Horst Brändel, als Präsident der CIP und der Hauptschiedsrichter Richard Bennett, waren schon einige Tage früher angereist, um mit den Veranstaltern die Abläufe und Rahmenbedingungen zu besprechen und abzuklären. Etwas befremdlich war der Umstand, dass die örtlichen Funktionäre sich von den „Chefs“ aus Prag, abgrenzten. Da Horst Brändel beide Seiten recht gut kannte, konnte er die Wogen etwas glätten und schließlich zogen alle am gleichen Strick.

Zur Teilnahme hatten sich 71 Frauen und 121 Männer aus 26 Ländern angemeldet. Sie alle nutzten Gleitfallschirme mit nahezu gleichen Wirkungsprinzipien. Zum Absetzen der Sportler standen neun Flugzeuge AN-2 bereit.

Die Mannschaft der DDR setzte sich wie folgt zusammen: Irina Walkhoff, Sonja Schneider, Barbara Harzbecker, Elme Schütze, Heike Glaw sowie Bernd Wiesner, Gerd Harzbecker, Ronald Eilenstein, Andreas Müller und Klaus-Jürgen Böhme. Dazu kamen die nun schon seit vielen Jahren erfolgreichen Trainer Walter Greschner und Karl-Heinz Wolf. Als Schiedsrichter fungierten Dieter Strüber und Dieter Dastig. Die Mannschaft begleitete Dr. Peter Meier und die Leitung des Teams lag in den Händen von Manfred Wuttig.

Die Eröffnung der Meisterschaft mit einer großen Flugschau war ein gelungener Auftakt und fand im Beisein vieler staatlicher Repräsentanten statt. Das Eröffnungszeremoniell nahmen der anwesende Präsident der FAI, Prince Antoine de Ligne, Horst Brändel sowie der Hauptschiedsrichter Richard Bennett vor. Im Anschluss starteten die Wettkämpfe bei meist guten Wetterbedingungen. Erfreulich war, dass viele Fallschirmsporttouristen der DDR vor Ort für Unterstützung ihrer Sportler sorgten. Wie bereits bestens bewährt, wurde auch in Lucenec das Ziel- und Figurenspringen gleichzeitig auf zwei verschiedenen Landeplätzen durchgeführt.

Das Figurenspringen erfolgte erstmals mit dem konsequenten Einsatz der Videotechnik. Acht Farbmonitore waren in Boxen für die Schiedsrichter aufgestellt, dazu einige für die Teilnehmer und Zuschauer. Jeder Sprungvorgang hatte eine Wiederholung und dabei entging den Schiedsrichtern wohl kaum eine strafbare Ungenauigkeit in der Figurenausführung. Sicher war es sehr hart, da es meistens die ganz schnellen Springer betraf, aber auch gerechter als sonst. Bei den Frauen gab es dann den ersten Jubel. Irina Walkhoff hatte mit 7,42 s nach den vier Durchgängen ihren Weltmeistertitel verteidigen können. Und nochmals gab es Freudensprünge bei der DDR-Frauenmannschaft, denn Barbara Harzbecker wurde mit 7,67 s Silbermedaillengewinnerin. Sonja Schneider schaffte immerhin noch den 11. Rang. Bei den Männern hämmerte Maurice Fernandes aus den USA seine Sprünge mit 7,13 s herunter und holte damit die Goldmedaille. Jan Sofranek war mit 7,24 s der Silbermedaillengewinner, das war der erste Erfolg für die hochfavorisierten Sportler der CSSR. Ronald Eilenstein erreichte Rang fünf und Bernd Wiesner Platz sieben, eine gute Ausgangsposition im Hinblick auf die Gesamtwertung.

Dann mussten alle Teilnehmer ihr Können beim Treffen der kleinen Zielscheibe von nur fünf Zentimeter im Durchmesser demonstrieren. Es war für den Zuschauer herrliches Sommerwetter, aber für die Springer ein harter Kampf gegen die Erscheinungen der Thermik, mit Flauten und plötzlich heftigen Böen. In der Mittagszeit war es am schwierigsten. Nach den zehn Runden war es Cheryl Stearns aus den USA, die mit 0,08 m den Weltmeistertitel für ihr Land holte. Ihr folgte mit 0,09 m Jelena Burkowa aus der UdSSR und wer hätte es erwartet, gewann die jüngste der DDR-Frauen, Heike Glaw, mit 0,15 m die Bronzemedaille. Irina Walkhoff erreichte den fünften Rang und Sonja Schneider wurde Achte. Barbara Harzbecker hatte bis zum achten Durchgang noch geführt, aber dann kam die unbarmherzige Böe und löste die goldenen Aussichten in Tränen auf. Im Wettbewerb der Männer zeigte sich nach sieben Runden viel Licht am Horizont. Bernd Wiesner lag mit 0,00 m vorn, Klaus-Jürgen Böhme und Ronald Eilenstein hatten auch noch gute Positionen. In der achten und neunten Runde markierten alle fünf DDR-Springer die Nullscheibe, nur Bernd Wiesner trat einen Zentimeter danebebn. Sein Vorsprung betrug nur noch zwei Zentimeter. Alle standen am Zielkreis, um Zeuge der Entscheidung zu werden, aber das Wetter machte einen Strich durch die Rechnung. Starker Wind kam auf und man vertagte das Spektakel auf dem nächsten Tag. Bernd Wiesner sprang als erster der Goldkandidaten und traf die Scheibe souverän. Jubel und viele Glückwünsche, zumal er auch noch den Weltmeistertitel in der Gesamtwertung gewann. Nikolai Uschmajew aus der UdSSR musste noch einen Zentimeter zuzählen und wurde Silbermedaillengewinner. Klaus-Jürgen Böhme hatte es in der Hand und mit einer weiteren „Null“ konnte er die Bronzemedaille entgegennehmen.

Dann kam das bei den DDR-Sportlern so beliebte Gruppenspringen. Nach drei Runden sahen die Springerinnen aus der Deutschen Demokratischen Republik schon wie die sicheren Sieger aus. Im letzten Durchgang trafen sie jedoch die grausamen Windböen und plötzlichen Flauten. Irina Walkhoff drohte eine Außenlandung. Mit artistischem Unterschwung und Hohlkreuz schaffte sie noch 3,18 m, das brachte nur den achten Platz. Die Goldmedaille ging an die Bulgarinnen, Kanada gewann Silber und die CSSR konnte sich über Bronze freuen. Bei den Männern sammelten sich die Zentimeter. Die Siegermannschaft Frankreich hatte nach den vier Durchgängen 0,22 m auf dem Konto, die BRD holte mit 0,28 m Silber, Australien Bronze mit 0,29 m und die DDR setzte mit 0,31 m den Zentimeterabstand fort.

In der Gesamtwertung der Frauen bestieg Larissa Koritschewa das oberste Treppchen, Irina Walkhoff teilte sich mit Cheryl Stearns die Silbermedaille. Sonja Schneider landete auf Rang fünf. Bernd Wiesner wurde der gefeierte Gesamtsieger der Männer, ihm folgten Christian Lubbe und Nikolai Uschmajew, Ronald Eilenstein belegte den fünften Rang. In der Mannschaftswertung wurde das Frauenteam der CSSR zum Weltmeister erklärt, Silber ging an die UdSSR und die jungen DDR-Sportlerinnen freuten sich über die Bronzemedaille. Zum Schluss der Meisterschaft nahmen die DDR-Männer die verdiente Goldmedaille entgegen. Sie verwiesen die Mannschaften aus Frankreich und der UdSSR auf die Plätze zwei und drei. Mit insgesamt neun Medaillen, davon vier Weltmeistertiteln, war die DDR-Vertretung die erfolgreichste Mannschaft der Titelkämpfe in der CSSR. Bei allen Launen des Wetters, überstieg das Ergebnis alle Erwartungen und die Heimreise erfolgte in ausgelassener Stimmung.

Impressionen von der XVI. Weltmeisterschaft

Bild 20 – Die Weltmeisterin im Figurenspringen Irina Walkhoff. Es war ihre insgesamt sechste Goldmedaille.
Bild 21 – Das WM-Zielsprunggelände in der Bergwelt um Lučenec.
Bild 22 – Die Weltmeister in der Gesamtwertung Gerd Harzbecker, Andreas Müller, Bernd Wiesner, Ronald Eilenstein und Klaus-Jürgen Böhme.
Bild 23 – Glücklich über ihren dritten Platz im Einzelzielspringen war Heike Glaw.
Bild 24 – Barbara Harzbecker (Bildmitte) gewann hinter Irina Walkhoff die Silbermedaille im Figurenspringen.
Bild 25 – Der Drittplazierte in der Einzelgesamtwertung Nikolai Uschmajew bei einem Figurenkomplex.
Bild 26 – DDR-Fallschirmspringer als Fans zur Unterstützung ihrer Nationalmannschaften am Ort des Geschehens
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(Bildquellen: Bild 20 Irina Richter, Bild 21/24/25/26 Fliegerrevue 11´1982, Bild 22/23 Fliegerrevue 10´1982)

In der Sportlerumfrage der DDR nach den populärsten Sportlern des Jahres belegte die Fallschirmsport-Nationalmannschaft der Männer mit 21.741 Stimmen den achten Platz unter 25 Mannschaftsbewerbern.

Es war ein richtiges Aufatmen, als der beliebte Messepokal in Leipzig wieder mit Leben erfüllt werden konnte. 42 Männer und 17 Frauen waren am Start versammelt. In einer Wertung mit den Klubmitgliedern aus Eilenburg und Oppin wurden fünf Vierermannschaften gebildet und in einer zweiten Wertung verglichen sich zehn Dreiermannschaften mit Sportlern aus den Bezirken. Als Gast nahm eine Mannschaft aus Brno /CSSR teil. Das Wetter passte zur Aufbruchsstimmung und wieder standen viele Zuschauer am Flugplatzrand. Bei den Frauen siegte, Alena Uhlirova aus Brno, bei den Männern hatte sich Gerd Harzbecker den Messepokal gesichert. Bei den Mannschaften war in der Klubwertung der FSC-Oppin erfolgreich und die Magdeburger siegten in der Bezirkswertung.

Zum neuen Vorsitzenden der GST wurde Vizeadmiral Günter Kutzschebauch eingesetzt. Unter seiner Leitung setzte ein etwas moderaterer Führungsstil in der GST ein. Problemstellungen, welche es zur Genüge gab, konnten vorgetragen und diskutiert werden.

Dieter Strüber, Verbandstrainer im Fallschirmsport der DDR, promovierte an der Deutschen Hochschule für Körperkultur zum Doktor der Pädagogik. Seine Dissertation zu trainingsmethodischen Problemen des Figurenspringens verteidigte er erfolgreich. Neben dem Professorenkollegium waren Horst Brändel, Helmut Schulz, Karl-Heinz Wolf und Dr. Peter Meier zugegen.

Bild 24 – Vizeadmiral Günter Kutzschebauch, neuer Vorsitzender des Zentralvorstandes der Gesellschaft für Sport und Technik.
Bild 25 – So sah die 5 cm-Nullscheibe des Messepokals in Leipzig aus.
Bild 26/27 – Dr. paed. Dieter Strüber verteidigte seine Dissertation an der DHfK in Leipzig erfolgreich zum Thema Fallschirm-Leistungssport.

(Bildquellen: Bild 24 unbekannt, Bild 25 Barbara Czemerys, Bild 26 Gerd Wetteborn, Bild 27 Wikipedia)