12. Höhen und Tiefen (1978 - Teil 2)

Gleich zum Jahresbeginn 1978 tagte in Paris die FAI-Fallschirmsportkommission, unter Leitung von Horst Brändel. Die 26 Länderdelegierten nahmen die umfangreichen Berichte der Unterkommissionen entgegen. Die 2 Weltmeisterschaft im Formationsspringen konnte als Erfolg bewertet werden. Mit großer Erleichterung wurde der offizielle Antrag des jugoslawischen Aeroclubs, zur Ausrichtung der 14 WM in den klassischen Disziplinen, begrüßt und bestätigt. Als Austragungsort ist der Flugplatz in Zagreb vorgesehen. Als Neuerung wird das Ziel- und Figurenspringen gleichzeitig aber örtlich versetzt, durchgeführt Als Hauptschiedsrichter erhielt Svend Brosted erneut die Berufung.

Erfreulich das Angebot von Frankreich, zur Ausrichtung der 3: WM im Formationsspringen 1979 und der 15 WM in den klassischen Wettbewerben 1980 durch Bulgarien. Beide Angebote erhielten ihre Zustimmung Umfangreiche Diskussionen gab es zu neuen Wettbewerbsformen im Bereich des Freifallspringens. Horst Brändel wurde als Präsident der CIP wiedergewählt, genauso Uwe Beckmann als 1. Vize. Als neuer 2. Vize erhielt Svend Brosted die meisten Stimmen, Odette Rousseau Bales behielt das Vertrauen als nun schon langjährige Sekretärin.

Im Fallschirmsport der DDR steigerte sich das Interesse am Formationsspringen, Heinz Wolf und Dieter Strüber besuchten daraufhin ein Trainingslager in Polen. Die Gastgeber hatten schon längere Zeit Erfahrungen im neuen Metier sammeln können und gaben ausführliche Einblicke. Gleich danach erfolgte ein erstes Training von interessierten Sportlern in Schönhagen. Beim schrittweisen Vorgehen, über Zweierkontakte, konnten schließlich Vier-Mann- Formationen geflogen werden.

Beim Fallschirmspringen in Gera gab es einen sehr aufregenden Zwischenfall. Den ganzen Tag über wurde aus verschiedenen Höhen gesprungen und immer neue Gruppen abgesetzt. Irgendwann braute sich ein Gewitter zusammen und schien noch in weiter Ferne zu sein. Eine Gruppe von Sprungschülern löste sich in 600 Meter Höhe vom Flugzeug und da war es da. Die Letzte der Gruppe, ein junges Mädchen und dazu noch mit dem leichtesten Körpergewicht, wurde von der Gewitterwalze erfasst und in die Höhe gerissen. Bald war sie von den entsetzten Beobachtern am Boden nicht mehr zu sehen. Nach einer furchtbaren Wartezeit kam endlich die Meldung von ihrer Landung auf einer Ackerfläche, etwa 30 Kilometer vom Flugplatz entfernt. Sie war wie ein Wunder am Leben geblieben, stand aber unter Schock. Nach ihren verschwommenen Erinnerungen musste sie in große Höhen gelangt sein, was durch die Erfrierungserscheinungen anzunehmen war. Ob ein Blitzschlag eine Rolle gespielt hat konnte nicht eindeutig geklärt werden. Das Ereignis machte natürlich Schlagzeilen und war eine Lehre für alle Flug- und Sprungleiter.

Dieter Strüber übernahm, nach einigen Jahren Unterbrechung, erneut die Funktion als Verbandstrainer Fallschirmsport. Die bisher vom ihm betreuten Komplexwettkämpfer, verlegten ihr Training zum Fallschirmsportclub nach Halle-Oppin. Werner Schmidt, als bisheriger Verbandstrainer, beendete seine Tätigkeit im Fallschirmsport. Gleichzeitig wurde beim Club in Halle-Oppin, Dr. Hermann Knorn, als Leiter für das leistungssportliche Training berufen. Er hatte vorher umfangreiche Erfahrungen im DDR-Sport sammeln können.

Der DDR-offene Pfingstwettkampf in Großrückerswalde war der Auftakt im Wettkampf geschehen 1978 und 81 Sportler hatten sich dazu eingefunden. Leider konnte nur das Einzelzielspringen erfolgen. Bettina Lausmann, als Nachwuchsspringerin des SV Dynamo, war die glückliche Siegerin. Bei den Männern gab es mit Roland Eilenstein und Roland Podbiel zwei Sieger mit jeweils 0,00 m. Das Stechen lief bis zur 9. Runde und musste dann aus zeitlichen Gründen beendet werden.

„Der zweite Militärputsch“, so im Sprachgebrauch vieler Flieger und Fallschirmspringer, brach über den Luftsport der DDR herein. Vorausgegangen waren mehrere Fluchten von Segel- und Motorfliegern über die Grenze in die BRD. Erich Honecker schäumte offenbar vor Wut und soll dem Verteidigungsminister, Heinz Hoffmann, an den Kopf geworfen haben: „Wozu brauchen wir eigentlich diesen Flugsport“ Das Echo richtete sich an die GST-Führung, mit der Androhung persönlicher Konsequenzen. Das war das Signal, ein hartes Regime bei der Organisation und Durchführung des GST-Flug- und Fallschirmsportes einzuführen. Auf dem Fuß folgte die Benennung des NVA- Generals Gerhard Baustian, diese Forderungen durchzusetzen Strenge Eingrenzung für alle, die sich zukünftig auf den Flugplätzen bewegen durften, kaderpolitische Überprüfungen und Durchsetzung halbmilitärischer Organisationsformen. Vorbei die Zeiten, wo Familien und Freunde am Luftsport teilhaben konnten. Die Mitgliederzahl begann zu schrumpfen, teils wegen der Ausgrenzungen und den zunehmenden Mangel an Ausbildern, aber auch weil viele die Lust an dieser Art des Luftsportes verloren. Der größte Teil der Mitglieder nahm die Situation als vorübergehende Erscheinung hin. Im Fallschirmsport waren die Einschränkungen zunächst noch am geringsten, die Wettkampftätigkeit und der Leistungssport setzten sich fort.

Eine erste Einladung führte eine Mannschaft des FSC-Oppin nach Nordkorea. Bei zwei Vergleichen im Zielspringen dominierten die DDR-Sportler recht deutlich vor den ehrgeizigen Koreanern. Ihr Können sollte nicht unterschätzt werden, das Figurenspringen war mehr ein Training. Trotz des relativ kleinen Länderwettkampfes, wurde eine große Sportschau mit Massenvorführungen von Kindern und Jugendlichen geboten. Die Delegation kehrte mit Paketen von Propagandaschriften und Abzeichen in die Heimat zurück.

Bild 1 – Die Sportler des FSC Halle-Oppin vor einem Sprung im fernen Osten Asiens.
Bild 2 & 4 – Der Versuch der Verständigung zwischen den Sportlern beider Länder, links Reiner Nitzsche und rechts Karin Kunz.
Bild 5 – Die große Massensportschau von Kindern und Jugendlichen des Gastgeberlandes.

(Bildquellen: Bild 1/2/4/5 Helmut Schulz und Reiner Ulbrich, Bild 3 unbekannt)

Aus Magdeburg kam die Idee zur Bildung von Klubs junger Fallschirmsportler“. Sigrid Biberle und Ronald Stranczus zogen durch ausgewählte Schulklassen, stellten mit Bildmaterial und Vorträgen ihren Sport vor. Die Werbung fand Anklang und der erste Klub nahm seine Tätigkeit auf.

Die Ausbildung der Fallschirmsprunglehrer hatte sich auf einen Vier-Etappen-Zyklus eingestellt. Zuerst die reguläre Sprungausbildung an den Flugplätzen, einschließlich dem Lizenzerwerb als Fallschirmspringer. Nach etwa 50 Sprüngen sollte sich die Eignung als Lehrer abgezeichnet haben. Danach eine Schulung an der Fliegerschule Schönhagen, mit theoretischen Themen des Fallschirmspringens, der Pädagogik und sportlicher Praktika. In der dritten Etappe folgt eine Vertiefung und Assistenzarbeit an den Flugplätzen und zum Abschluss der zweite Lehrgang an der Fliegerschule, mit dem Erwerb der Lehrberechtigung.

An den Flugplätzen hatten sich Peter Motzek, Gerold Jäger, Heinz Mansfeld, Dieter Steigerwald, Rolf Kühnert, Roland Frackowiak, Steffen Hoppe, Manfred Stötzner, Gitta Appenheimer, Armin Strobel, Gerd Kassner, Harald Schmidt, Dietmar Schulz, Kurt Abramowski, Ernst Engelhaus, Wolfgang Angerhöfer, und Jürgen Walter als besonders aktive Fallschirmsprunglehrer hervorgehoben.

Das sind die Stützen der Basis, ehren- und hauptamtliche Fallschirmsprunglehrer verschiedener Bezirke der DDR:
Peter Motzek, Dieter Steigerwald, Steffen Hoppe, Manfred Stötzner, Kurt Abramowski und Jürgen Walter.

(Bildquellen: Bild 1/2/3/5/6 Fliegerrevue, Bild 4 Manfred Stötzner (+))

Es wurde unter den Fallschirmspringern wieder geheiratet. Carola Schmidt und Bernd Wiesner, Sonja Schuroff und Claus Schneider, Irina Klabuhn und Andreas Walkhoff, Karin Kunz und Hans-Eppo Thiel, um nur einige der Glücklichen zu nennen.

Das Wettkampfgeschehen setzte sich mit dem internationalen Treffen in Leipzig fort. 82 Teilnehmer aus sieben Ländern, darunter Sportler aus Frankreich und Österreich waren der Einladung gefolgt. Für alle Sportler war das Kräftemessen in Leipzig ein wichtiger Prüfstein auf dem Weg zur bevorstehenden Weltmeisterschaft in Zagreb. Die erfahrenen Organisatoren hatten wiederum gute Wettkampfbedingungen vorbereitet und trotz einsetzender Wetterunbilden, das Programm erfüllen können. Gleich am ersten Tag ging das Gruppenspringen, mit fünf Durchgängen über die Bühne. Sieger bei den Frauen wurde die Mannschaft der UdSSR, gefolgt von der DDR. Bei den Männern war die DDR, mit nur 0,06 m Abweichung erfolgreich, gefolgt von der CSSR und UDSSR.

Das Einzelzielspringen beendete Carola Wiesner mit 0,12 m als Siegerin, ihr folgten Jelena Marakuza aus der USSSR und Ivona Jersonova aus der CSSR. Igor Tjorlo und Wladimir Pokatilow, beide aus der UdSSR, machten mit jeweils 0,00 m den Sieg unter sich aus. Mit 0,04 m blieb Andreas Partsch nur der dritte Rang. Im Figurenspringen siegte erneut Irina Walkhoff mit 7,05 s, gefolgt von Maja Kostina und Jelena Marakuza aus der USSSR. Bei den Männern versetzte Wladimir Tschaika mit 6,24 s, und Wladimir Pokatilow, den ehemaligen Weltmeister Jean-Claude Armaing aus Frankreich, auf dem dritten Rang.

Bild 1 – Zu zweimal Gold, einmal Silber und ihrem 5000. Sprung konnte sich Maja Kostina (UdSSR) feiern lassen.
Bild 3 – „Kameradschaft unterm Schirm“ mal anders, Wolfgang Rodewald hält die Technik von Hans-Jürgen Böhme (beide SC Dynamo) trocken.
Bild 4 – Anflug beim Gruppenzielspringen. Die Männermannschaft der GST belegte den ersten, die gemischte Damenmannschaft der DDR den zweiten Platz.

(Bildquellen: Bild 1/3/4 Fliegerrevue 8´1978, Bild 2 privat)

Zum DDR-offenen Wettkampf in Gera trafen sich 43 Sportler, die vorwiegend dem Nachwuchsbereich und den Bezirkssportmannschaften angehörten. Bei schwierigen Wetterbedingungen waren nur Minimaldurchgänge möglich. Im Zielspringen siegte Heidrun Behr aus Karl-Marx-Stadt und Jürgen Walter aus Magdeburg, der außerdem das Figurenspringen für sich entschied. Die Sportler nutzten vorwiegend den UT-15 und RL-8. Für die Springer mit dem RL-10 erfolgte eine Sonderwertung, die Peter Gromball gewann. Das Zielspringen erfolgte unter Einsatz der Zielmessanlage von Franz Jentsch.

Die Nordische Meisterschaft wurde in Oulu in Finnland veranstaltet. Es hatten sich Teilnehmer aus Schweden, Finnland, Norwegen und der DDR eingefunden. Die DDR-Männer gewannen alle vier Wertungen und in den Einzelwertungen gleich dreifach Norbert Knappe war Sieger im Einzelzielspringen und in der Gesamtwertung, Reinhard Seyda im Figurenspringen, auch das Gruppenspringen sah die DDR-Vertretung vorn.

Eine Mannschaft des FSC-Oppin reiste zu dem Albena-Pokal-Wettbewerb nach Bulgarien. Neben den bulgarischen Mannschaften war noch ein Team aus Polen an der Schwarzmeerküste vertreten. Inmitten der Badegäste waren die Ziellandungen direkt am Stand vorgesehen. Keine leichte Aufgabe, denn der tückische Seewind war nur schwer zu beherrschen. Nach den fünf Durchgängen lagen Gerd Harzbecker, Roland Eilenstein und Andreas Müller, mit jeweils 0,00m, gleichauf. Im Stechen sicherte sich Andreas Müller den Pokal, der auch im Gruppenspringen von der DDR-Mannschaft erkämpft werden konnte.

Bild 1 – Der Zielkreis beim Springen um den Albena-Pokal befand sich unmittelbar am Strand Schwarzmeer-Urlauberstadt.
Bild 3 – Pokalgewinner nach dem packenden Stechen wurde Andreas Müller vor seinen Teamkollegen Gerd Harzbecker und Ronald Eilenstein.

(Bildquellen: Bild 1/3 Fliegerrevue 9´1978, Bild 2 unbekannt)

Ein Länderwettkampf in Moulins sollte nochmals eine Leistungskontrolle der Auswahlmannschaften Frankreichs und der DDR werden. Aber durch eine kurzfristige Absage, das französische Team hatte wohl eine Verpflichtung bei einer militärischen Veranstaltung, war das Treffen mehr ein gemeinsames Training mit Regionalmannschaften.

Erstmals in der Geschichte des DDR-Fallschirmsports trafen sich Nachwuchssportler der GST und des SV Dynamo zu einer eigenständigen DDR-Meisterschaft der Jugend, im Leistungszentrum Eilenburg. Unter dem Beifall vieler Zuschauer wurde bereits bei der Eröffnung eine beeindruckende Sprungschau und Vorführungen mehrerer Übungsgruppen am Boden gezeigt. Die 42 jungen Fallschirmspringer waren mit Begeisterung bei der Sache und boten in allen Disziplinen beachtliche Leistungen.

Bild 3 – Ziellandung eines Nachwuchssportler mit dem RS-8. Gesprungen wurden außerdem die Fallschirme RL-8, PTCH-8, UT-15 sowie der RL-10.

(Bildquellen: Bild 1/2/4 unbekannt, Bild 3 Mitteilungsblatt des Aeroklubs der DDR 12´1978)

Neben dieser zentralen Veranstaltung wurden mehrere Wettbewerbe in den Bezirken und Vergleiche mit regionalen Partnern in Polen sowie der CSSR ins Leben gerufen. Sogar ein Frauenwettkampf an der Fliegerschule Schönhagen hatte eine Beteiligung von 24 Sportlerinnen, die in drei Leistungsklassen die Besten zu ermittelten.

Der internationale Komplexwettkampf wurde in Bydgoszce, auf Einladung des polnischen Aeroclubs ausgetragen. Beteiligt waren 24 Mehrkämpfer aus sechs Ländern. Die DDR war mit Claus Schneider, Karl-Heinz Glaser, Peter Gromball und Peter Schmelzer am Start. In der Vorbereitung waren sie auf den neuesten Leistungsfallschirm RL-10 umgestiegen. Die GST- Aktiven erkämpften vier Medaillen. Karl-Heinz Gläser sorgte für einen Sieg auf der 3000m Geländestrecke, Peter Gromball holte Bronze im Schwimmen und Claus Schneider Silber im Zielspringen. In der Gesamtwertung erreichten sie die Bronzemedaille.

Austragungsort des Wettkampfes der sozialistischen Länder war 1978 Miskolc in Ungarn. Eine große Eröffnungsveranstaltung, die auch dem 30. Jahrestag des ungarischen Verbandes ge-widmet war, zog tausende Zuschauer auf dem Flugplatz. Der Einladung waren 32 Frauen und 40 Männer aus sieben Landern gefolgt. Die DDR-Sportler trumpften stark auf und gewannen 12 Medaillen. Die Siege erkämpften Andreas Partsch im Einzelzielspringen, sowie das Männerteam, mit Reinhard Seyda, Andreas Partsch, Norbert Knappe, Bernd Wiesner und Jörg Herre im Gruppenspringen Ebenfalls in der Gruppe waren die Frauen, mit Babara Buchholz, Sonja Schneider, Irina Walkhoff, Carola Wiesner und Jutta Irmscher, erfolgreich Eigentlich wäre im Einzelzielspringen der Männer und im Gruppenspringen der Frauen ein Stechen nötig gewesen, aber die verbliebene Wettkampfzeit gab dazu keine Gelegenheit mehr. Mit Ausnahme von Kuba hatten sich inzwischen alle anderen Mannschaften auf moderne Stauluftgleiter umgestellt. Wettkampfleiter Joseph Buchmüller, Delegierter der CIP, hatte den Wettkampf vorbildlich organisiert und gleichzeitig alle Neuerungen des Reglements der WM eingegliedert.

Die 3. Wehrspartakiade der GST wurde in Halle veranstaltet. Bei den darin eingegliederten Fallschirmsprungwettbewerben, mit Mehrkampfdisziplinen, wurde die Mannschaft aus Schwerin in dritter Folge als Sieger ermittelt. Die Plätze belegten die Teilnehmer aus Halle und Berlin. Den Abschluss der Spartakiade bildete eine Flugschau in Halle-Oppin mit tausenden Zuschauern. Sprungformationen im freien Fall, Springerschlepp hinter einer An-2 mit Manfred Stötzner, Turnübungen an den Ringen mit Herman Stracke, Stufen- und Massensprünge, gehörten zum Programm. Erstmals zeigten Karl-Heinz Wolf und Hans-Eppo Thiel eine Kappenformation mit dem RL-10.

Bild 2 & 3 – Siegerehrung durch Generalmajor Baustian, Stellvertreter des Vorsitzenden des Zentralvorstandes der GST für Flug- und Fallschirmsprungausbildung.
Die Mannschaft aus Schwerin konnte das dritte Mal in Folge die Bestenermittlung für den Bereich Fallschirmjäger-Bewerber gewinnen
und durfte den Wanderpokal endgültig mit nach Hause nehmen.
Bild 4 & 5 – Den Abschluss der Spartakiade bildete ein Großflugschau in Halle-Oppin. Gezeigt wurde u.a. erstmalig eine Kappenformation.

(Bildquellen: Bild 1/2/4 unbekannt, Bild 3 Mitteilungsblatt des Aeroklubs der DDR 12´1978)

Das hatten die Teilnehmer der 13.Deutschen Meisterschaft der DDR und erst recht nicht die treuen Zuschauer aus Görlitz verdient, Wind, Wind und Regen fegten durch die Wettkampftage. Ständig gab es Unterbrechungen und Wiederholungen für die qualifizierten 21 Frauen und 43 Männer dieser Titelkämpfe. Trotz aller Unbilden schaffte Sonja Schneider im Einzelspringen fünf Nullsprünge in Folge, das war bisher einmalig und bedeutete für sie die Goldmedaille. Die Männer standen ihr nicht nach, Bernd Wiesner, Andreas Partsch und Rainer Wilde markierten ebenfalls ihre fünf Sprünge auf dem Nullpunkt. Im Gruppenspringen siegten bei den Frauen das Team des FSC-Oppin, mit Sonja Schneider, Karin Thiel, Petra Hempel und Rita Henseleit. Der Sieg der Männer ging mit Andreas Partsch, Rainer Wilde, Ronald Eilenstein, Hans-Eppo Thiel und Gerd Harzbecker, ebenfalls nach Halle-Oppin.

Die Wettkampfleitung und der Chefschiedsrichter Rolf Buchner ließen keinen Versuch aus, die Meisterschaft irgendwie zu retten, das Figurenspringen und das Stechen im Einzelzielspringen waren nicht mehr möglich. Der Erprobungsspringer, Günter Seibt, stellte ein neues Öffnungssystem des RL-10 vor, es kam ein Öffnungsschieber zum Einsatz, der die etwas störanfälligen Reffleinen ersetzte.

Impressionen von der XIII. DDR-Meisterschaft im Fallschirmspringen

Bild 2 – Rita Henseleit vom FSC Halle-Oppin konnte sich mit ihren Klubkameradinnen über Gold nach dem Gruppenzielspringen freuen.
Bild 4 – Christine Richter (BAZ Riesa-Göhlis) gewann das Einzelzielspringen sowie Bronze im Gruppenzielspringen jeweils in der Bezirksbestenermittlung.
Bild 5 – Ein neues Öffnungssystem des RL-10, der Öffnungsschieber (heute Slider), vorgestellt durch den Erprobungsspringer Günter Seibt.
Der Öffnungsschieber sollte die störanfällige Reffleine ersetzen, aber bis dahin war es noch ein langer Weg für die Tüftler aus Seifhennersdorf.

(Bildquellen: Bild 1/5 Fliegerrevue 9´1978, Bild 2 Helmut Schulz, Bild 3 privat, Bild 4 Fliegerrevue)

Zum traditionsreichen Messepokal in Leipzig hatten sich 22 Frauen und 52 Männer versammelt, die hauptsächlich dem Nachwuchsbereich angehörten. Sieger im Zielspringen wurden Cornelia Fischer und Steffen Rüdiger, beide vom SV Dynamo. Das Gruppenspringen bei den Gleitern gewannen die Sportler des FSC-Oppin vor dem SV Dynamo und den Komplexwettkämpfern. Bei den gesondert gewerteten Rundkappen ging der Sieg an Magdeburg, vor Leipzig und der vierten Vertretung des SV Dynamo.

Die Sieger des Messepokals vom SC Dynamo Steffen Rüdiger und Cornelia Fischer.

(Bildquellen: Bild 1 Steffen Rüdiger, Bild 2 Hans-Walter Grenz, Bild 3 Claus-Dieter Haasler (+))

Und dann stand wieder die nächste Weltmeisterschaft bevor. Es war der 14. Titelkampf der weltbesten Fallschirmspringer in den klassischen Disziplinen. Nach langen Ringen hatte der jugoslawische Aeroclub, mit starker Unterstützung der Luftstreitkräfte, die Meisterschaft auf dem Sportflugplatz in Zagreb-Lucko vorbereitet. 65 Sportlerinnen und 123 Sportler aus 26 Ländern waren der Einladung gefolgt. Die Organisation war vorbildlich, hatten doch die Veranstalter mit bisher drei Weltmeisterschaften, einer Europameisterschaft und vielen Adria-Pokalwettkämpfen, den wohl größten Erfahrungsschatz aufzuweisen.

Los ging es mit einer großen Flugveranstaltung, folkloristischen Darbietungen und dem Einmarsch der Teilnehmer in ihrer schmucken Teambekleidung. Neben den Vertretern des Aeroclubs und dem Oberbürgermeister von Zagreb, nahm Horst Brändel, als Präsident der CIP, die Eröffnung vor Erstmals gab es eine Verpflichtungserklärung des Hauptschiedsrichters, zur gerechten und fairen Wettkampfdurchführung und Bewertung. Die Armee hatte für das Zielspringen Absetzflugzeuge AN-2 und für das Figurenspringen Hubschrauber Mi-8 be- reitgestellt. Wie angekündigt wurden die Ziel- und Figurenwettbewerbe zeitgleich, etwas räumlich versetzt, durchgeführt.

Zur Mannschaft der DDR gehörte Jutta Irmscher, Babara Buchholz, Sonja Schneider, Irina Walkhoff, Carola Wiesner und sowie Norbert Knappe, Reinhard Seyda, Rainer Wilde, Andreas Partsch und Bernd Wiesner. Alle waren mit dem RL-10 ausgerüstet. Als Trainer fungierten Walter Greschner (auf dem Bild ganz rechts) und Karl-Heinz Wolf (dritter von links). Als Schiedsrichter waren Dieter Dastig und Dieter Strüber (ganz links) nominiert. Mannschaftsarzt war Dr. Peter Meier und die Leitung der Mannschaft lag in den Händen von Manfred Wuttig (Zweiter von links).

Die Nationalmannschaft der DDR vor Beginn der XIV. Weltmeisterschaft im Fallschirmspringen.

(Bildquellen: Bild 1/3 unbekannt, Bild 2 Gerd Wetteborn)

Beim Figurenspringen der Frauen siegte die Amerikanerin Cheryl Stearns, die einen ihrer Sprünge mit der Weltrekordzeit von 6,3 sek beendete. Irina Walkhoff musste sich, als amtierende Weltmeisterin, ganz knapp mit der Silbermedaille begnügen. Den dritten Rang sicherte sich Natalia Sergejewa aus der UdSSR. Bei den Männern war das Kraftemessen genauso hart und mit vielen Ausführungsstrafen belastet. Sieger wurde Nikolai Uschmajew aus der UdSSR, gefolgt vom Kanadier Pierre Forand und Reinhard Seyda. Damit hatte die DDR schon zwei Medaillen im Sack. Die Wertungen nahmen die Schiedsrichter mit dem französischen Videosystem vor. Zur Verbesserung der Beweglichkeit im freien Fall hatten mehrere Springer ihre Rettungsfallschirme auf dem Rücken, oberhalb des Sprungschirmes, verlegt.

Bild 1 – Warten auf die Siegerehrung, in der Bildmitte Irina Walkhoff, Vizeweltmeisterin im Figurenspringen.
Bild 3 – Das Figurenspringen der Herren gewann Nikolai Uschmajew aus der UdSSR vor dem Kanadier Pierre Forand und Reinhard Seyda aus der DDR.

(Bildquellen: Bild 1/3 Laurie Sams, Bild 2 unbekannt, Bild 4 Irina Richter)

Beim Zielspringen kam eine Messanlage aus Ungarn zum Einsatz, mit einem Durchmesser von 0,30m und einen Messbereich vom Nullpunkt bis 24 Zentimeter. Bei den Frauen ging es hart zur Sache, Nullsprünge in ständiger Folge. Die Engländerin Jackie Smith schaffte mit ihrem Strato-Star, alle zehn Durchgänge mit dem Idealergebnis von 0,00 m und war damit Weltmeisterin. Mit neun Nullsprüngen erreichte Cheryl Stearns die Silbermedaille und Natalia Sergejewa brauchte 8 Nuller für Bronze. Carola Wiesner erreichte den 13. Rang, gefolgt von Irina Walkhoff. Tränen in den Augen von Carola Wiesner und Sonja Schneider, sie hatten zwar den Zielpunkt getroffen, aber der sogenannte Beinschiedsrichter sah das zweite Bein zuerst am Boden und das bedeutete Zentimeter. Das Zielspringen der Männer war eine filmreife Inszenierung. Nach den zehn regulären Durchgängen lagen Andreas Partsch, Igor Tjorlo und Norbert Knappe mit jeweils 0,00 m gleich auf. Und dann ging der Krimi los, nach der dritten Runde im Stechen musste Norbert Knappe mit 0,01 m den Zielkreis verlassen und hatte zumindest die Bronzemedaille in der Tasche. In der 14. Und 15. Runde wieder 0,00 m für beide „Gladiatoren“ In der 16. Runde landete die An-2 ohne die Springer abgesetzt zu haben. Bei Igor Tjorlo hatte sich ein Problem an den Gurtverschlüssen ergeben. Andreas Partsch verzichtete auf die Anwendung der Wettkampfregel, wonach eine Disqualifikation für Igor Tjorlo hätte ausgesprochen werden können und erhielt für seine Haltung viel Beifall. Beim nächsten Sprung wieder 0,00 m, der Wettkampfleiter verkündete das Ende des Stechens mit einem letzten Durchgang. Der Zielkreis war von allen Teilnehmern und Zuschauern dicht umlagert, am Himmel eine bedrohliche Wolkenfront mit ersten Böen. Andreas Partsch näherte sich rückwärts fliegend dem Zielkreis, dann eine entschlossene Drehung am Schirm und die letzten Meter über der Zielscheibe stehend bis zum sicheren Tritt auf 0,00 m. Beifall wie beim Tor im Fußballstadion. Auch Igor Tjorlo beherrschte die Situation, aber die Anzeige verkündet 0,01 m Abweichung und damit waren Gold und Silber verteilt.

Die absoluten Weltmeister werden Cheryl Stearns und Igor Tjorio in der Einzelwertung, während Andreas Partsch mit Silber belohnt wurde.

Bild 1 – Der Weltmeister im Einzelzielspringen nach 17 Durchgängen hieß Andreas Partsch. Mit nur einem Zentimeter Abweichnung landetet der
sowjetische Springer Igor Tjorlo auf Platz Zwei. Dritter wurde Norbert Knappe.
Bild 2 & 3 – Die Sportlerin aus Großbritannien Jacqueline „Jackie“ Smith wurde mit dem perfektem Ergebnis Weltmeisterin im Einzelzielspringen.
Bild 4 – Absoluter Weltmeister der Herren wurde Igor Tjorlo aus der UdSSSR, Platz zwei teilten sich sein Landsmann Nikolai Uschmajew und Andreas Partsch aus der DDR.
Bild 5 – Bei den Damen gewann Cheryl Steams (USA) Gold in der Gesamteinzelwertung vor den sowjetischen Springerinnen Alexandra Swatschko und Natalia Sergejewa.

(Bildquellen: Bild 1/4/5 Laurie Sams, Bild 2/3 Jackie Smith)

Im Gruppenspringen der Frauen siegte das Team der USA, vor der USSR und der CSSR. Die DDR-Frauen belegten den sechsten Rang. Mit 0,08 m Zielabweichung gab es erneut einen Weltmeistertitel für die Männermannschaft der DDR, mit nur 3 Zentimeter dahinter, erreichte die Mannschaft der BRD die Silbermedaille. Auf Rang drei folgte die UdSSR. Und nochmals Jubel im Lager der DDR, die Männer wurden Weltmeister in der Gesamtwertung, gefolgt von der UdSSR und der BRD.

Mit acht Medaillen verließen die DDR-Sportler das gastfreundliche Jugoslawien, es war der bisher größte Erfolg. Die Siegerehrung wurde in einem Festsaal, inmitten von Zagreb veranstaltet, großes Buffet und viele lobende Worte von den Veranstaltern und den Gästen. Die Medaillen und Urkunden überreichte Horst Brändel an die erfolgreichsten Teilnehmer. Ein Misston trat auf, als Horst Brändel eine ihm falsch zugereichte Urkunde, einen Sportler der UdSSR übergab. Dieser reagierte empört und war selbst nach der Entschuldigung und den Austausch der Urkunden nicht zu beruhigen. Erst der Delegationsleiter machte ihm klar, dass daraus keine Missachtung der UdSSR abgeleitet werden kann. Im Hotel gab es noch eine nachträgliche Siegerfeier von Sportlern der DDR und BRD. Neben Auszeichnungen und Ehrungen, wo sich die GST-Oberen etwas in die Sonne stellen konnten, gab es auch scharfe Vorwürfe wegen des Deutsch- deutschen Treffens.

Sieger im Gruppenzielspringen der Herren wurde die Nationalmannschaft der DDR vor der BRD und der UdSSR.
Damit sicherten sich die Herren auch den Titel des Gesamtmannschaftsweltmeisters.

(Bildquelle Laurie Sams)

Während eines vorangegangenen Treffens von Sven Brostet und Horst Brändel war die Bitte zur Trainingsunterstützung für die dänische Auswahlmannschaft geäußert worden. Die DDR-Seite betraute dann Helmut Schulz mit dieser Aufgabe. Nach einer Vorsondierung und mehreren Kurzlehrgängen in Dänemark, konnten zumindest im Zielspringen deutliche Fortschritte erreicht werden. Die dortigen Springer, weibliche Akteure gab es damals noch nicht, hatten noch nie eine so gründliche Einweisung und Analyse ihrer Sprungfolgen erlebt. Bei der Weltmeisterschaft in Zagreb wäre ihnen fast eine große Überraschung gelungen, denn im Gruppenspringen lagen ihre Ergebnisse nahe dem Nullpunkt, nur ein nicht am Training beteiligter Springer hatte einen Aussetzer.

Während der Meisterschaft war das Weltraumunternehmen UdSSR und DDR gestartet worden. Natürlich Hochachtung für Waleri Bykowski und Sigmund Jähn, aber auch für den ehemaligen CIP-Delegierten, Viktor Gorbatko, der mit Eberhard Köllner als Doubles am Boden bleiben musste.

Zum Abschluss des Jahres tagte in Zypern die FAI-Generalkonferenz und Horst Brändel hatte dort seinen Bericht zum internationalen Fallschirmsportgeschehen vorzutragen.