4. Die Schritte werden größer (1960-63)

45 Männer und 24 Frauen aus zwölf Ländern trafen sich in Musatschewo bei Sofia 1960 zur 5. Weltmeisterschaft im Fallschirmsport. Wieder setzen sich die Sportler der CSSR, allen voran Bozena Rejzlowa und Zdenek Kaplan an die Spitze der Gesamtwertung, dicht gefolgt von den Aktiven der UdSSR. Aber auch die Amerikaner, wie Richard Fortenberg, der erstmals einen Nullsprung im Zielspringen, auf die neu eingeführte Zielscheibe von 15 cm, schaffte. Mit Monique Gallimard wurde eine Französin Siegerin im Zielspringen und Jim Arender aus den USA bestieg als bester Figurenspringer mit 14 Sekunden für den Komplex das Treppchen. Die Schlitzfallschirme hatten sich endgültig durchgesetzt. Die Vielfalt reichte von zwei bis drei Vertikalschlitzen bis zu Querschlitzen fast über die ganze rückwärtige Kappe.

Werner Schmidt und Herbert Wagner konnten die Weltmeisterschaft als Beobachter erleben und ihre Eindrücke und Inspirationen waren sehr nützlich für die leistungssportliche Arbeit. Gleich als erste Schlussfolgerung erfolgte die Berufung eines Trainerrates unter Vorsitz von Werner Schmidt. Weil die Eigenentwicklungen in Seifhennersdorf noch nicht ausgereift waren, wurde kurzerhand ohne Berechtigung und Genehmigungen in einigen der einschlitzigen T-2 noch zwei weitere Schlitze eingebracht. Mit der Schere immer entlang der Bänder und Nähte. Es funktionierte was die Öffnung betrafen, aber große Erfolge blieben jedoch aus.

Vorsitzender des Trainerrates Werner Schmidt (Mitte)

(Bildquelle unbekannt)

Eigenhändige Modifizierung eine T-2 mit zwei zusätzlichen Schlitzen.
(Bildquelle unbekannt)

Um beim Zielspringen den Absetzpunkt noch genauer bestimmen zu können, hatte zeitweilig sogar der Rechenschieber Einzug gehalten. Als Vorteil beim Figurenspringen konnten die Rettungsfallschirme, dank neuer Materialien, nicht nur in kleinere Verpackungen gedrückt werden, sie erhielten auch eine quergelagerte Anbringung auf der Brustseite des Springers. Neben Kappmesser, Höhenauslöser, Brille und Stoppuhr, rüsteten sich die Springer bei Höhensprüngen zudem mit kleinen Höhenmessern aus. Der Sprunghelm war bei immer mehr Springern zu sehen. In der DDR dominierte noch die AVANTI-Kappe. Um das Figurenspringen trainieren zu können und Wettkämpfe zu ermöglichen, stellte die NVA dem Fallschirmsport TSK-Beobachtungsfernrohre zur Verfügung. Die Versuche, Fernrohre aus Jena einzusetzen blieben ohne Erfolg, sie hatten zwar eine sehr gute Optik, konnten aber nicht in eine Winkelposition gebracht werden.

Renate Fürstenau bei der Sprungauswertung.
Gut zu erkennen sind Stoppuhr und Höhenmesser
auf dem Rettungsfallschirm BE-3.

(Bildquelle unbekannt)

Renate Fürstenau, Hans-Georg Marquard und Barbara Haufe
(alle aus Riesa) bei der Berechnung des Absetzpunktes mit
Hilfe eines Rechenschiebers.

(Bildquelle unbekannt)

Helga Müller (Leipzig) trägt eine Lederhaube
der Marke AVANTI, Modell Titan.

(Bildquelle unbekannt)

Und da war da noch der Fallschirmwart aus Zwickau. Wenn man Vincent Przybycin vor sich sieht, denkt man mehr an das Grobe, tatsächlich war er auch bei allen Späßen dabei und Initiator dazu. Zurückgezogen malte er Bilder und versuchte sich an der Verbesserung der Fallschirmtechnik. Einzigartig seine Idee zur Verwendung einer elastischen Verbindungsleine. Beim Packvorgang wurde bisher der Verzögerungssack mit dem Hilfsschirm lose über die Fallschirmkappen gezogen und flatterte nach der Fallschirmöffnung getrennt vom Springer zu Boden. Manchmal weit abgetrieben oder sogar unauffindbar verschwunden. Die elastische Verbindungsleine hielt die Verbindung zur geöffneten Fallschirmkappe, wurde patentiert, und ist seitdem weltweit verbreitet.

Der 53. FAI-Generalkonferenz in der Antrag des Aeroklubs der DDR zur Aufnahme als Mitglied vor. Nach langer Diskussion, in der Atmosphäre des immer schärferen Ost-West-Konfliktes, votierten von den 70 stimmberechtigten Teilnehmern 49 für die Aufnahme als assoziiertes Mitglied. Damit war der DDR-Luftsport zwar nicht stimmberechtigt, konnte aber an internationalen Rekordgeschehen und an Weltmeisterschaften teilnehmen.

In Fallschirmsport der GST zogen inzwischen drei Absetzflugzeuge AN-2, neben den 12 L-60, ihre Runden. Zum alteingesessenen Klaus Prodolsky, teilten sich die Piloten Horst Richter, Erich Deumeland und Heinz Thamm die Aufgaben.

Die Mitgliederzahlen im Fallschirmsport der GST näherte sich mit rund 1600 in langsam den nächsten tausender Marke. Über 500 Ausbildungs-und Sportfallschirme konnten aus den zweckmäßig eingerichteten Fallschirmlagern der Motorflugzentren abgerufen werden. Die Lage der verfügten über Trockentürme, lange Packtische und eine Grundausstattung für Näh-und Sattlerarbeiten. Hier erfolgte auch die Wartung Prüfung der Rettungsfallschirme für den Fallschirmsport, Motorflug und den Segelflug aus dem Einzugsbereich.

Die Dynamosportler waren inzwischen auf den neu eingerichteten Flugplatz Eisenhüttenstadt umgezogen. Dort nahm das Training weiteres Tempo auf und eine dichte Folge von neuen Rekorden, besonders in den Gruppendisziplinen, erhöhte die Bilanz. Die beidem Aeroklub der DDR geführten Rekordlisten füllten sich immer mehr.

Für einen ersten Paukenschlag sorgte Manfred Schmidt aus Riesa. In Gera-Leumnitz hatte er bei zwei aufeinanderfolgenden Sprüngen eine Zielentfernung von 0,37 m erreicht. Diese Leistung erhielt von der FAI die Anerkennung als Weltrekord. Viele Zeitungen berichteten davon und der Jubel in der Springerfamilie war groß.

ManfredSchmidt

Manfred Schmidt (vorne) springt am
18.05.1961 den ersten Weltrekord
für die DDR.

(Bildquelle unbekannt)

Barbara Haufe (GST), Helga Müller (GST), Anita Storck (SV Dynamo), Elli Reimer (GST)
und Maria Lange (GST) springen in der Nacht am 06.12.1961
den Weltrekord im Gruppenzielsprung.

(Bildquelle Helga Löblich)

In Mlada Boleslav findet 1961 der Wettkampf der sozialistischen Länder statt. Unter den Ländervertretungen erstmals die DDR und China. Es ist die erste internationale Beteiligung seit 1958 in der UdSSR und nach der Aufnahme in die FAI. Wolfgang Laue, Achim Heiser, Lothar Garus, Heinz Schaal, Manfred Schmidt, Anita Storck, Elli Reimer und Renate Fürstenau gaben mit ihrem neuen RL-3 alles, um gute Platzierungen zu erreichen. Die Leistungsschwankungen waren jedoch einfach zu groß und im Figurenspringen fehlte noch ein Stück bis zur internationalen Spitze. Es galt der Satz, „Bei Niederlagen lernt man am meisten“.

Weiter danach der erste internationale Wettkampf in der DDR, mit starkem aus der CSSR und Polen in Gera. Als Ehrengast konnte der amtierende Präsident der FAI-Fallschirmsportkommission (CIP), Vasil Kuceravy, begrüßt werden. Der Wettkampf war bestens organisierte und bot trotz schwieriger Wetterbedingungen bei hohes Leistungsniveau. Dieter Henze leitete erstmals als Hauptschiedsrichter ein internationales Schiedrichterkollegium. Auch hier reichte es nicht nach ganz vorn, lediglich Achim Heiser erreichte einen 2. Platz und Elli Reimer einen 3. Platz, jeweils im Zielspringen. Während des Wettkampfs gar es die Meldung vom Bau der „Berliner Mauer“. Offiziell bekundeten alle, auch die Gastmannschaften ihre Zustimmung, im Hintergrund wurde auch anders diskutiert.

Die Nationalmannschaft der DDR mit ihren beiden Trainern
Günter „Beppo“ Schmidt und Werner Schmidt
vor dem Wettkampf in Mlada Bolslav (CSSR).

(Bildquelle unbekannt)

Kleiner Stadtbummel in Mlada Bolslav (CSSR). Zweiter von links
ist der AN-2-Pilot Klaus Prodolsky und die beiden Herren in der
Mitte Wolfgang Laue und Günter Schmitt.

(Bildquelle Manfred Schmidt)

Beeinflusst durch die schweren Sprungverletzung und der damit verbundenen langen Ausfallzeiten des Sektorenleiters, Günther Schmitt, entsprach die Leitung des GST-Fallschirmsport nicht mehr den Anforderungen. Nach langen Gesprächen übernahmen schließlich 1961 Manfred Schmidt als Instruktor Ausbildung und Horst Brendel als Instrukteur Technik, ihre Tätigkeit im Zentralvorstand der GST. Die beiden Jungspunde hatten es in der Abteilung mit den altgedienten Funktionären zunächst nicht einfach. Ständig gab es Mahnungen, wegen der vielen Dienstreisen zu den Orten wo die AN-2 rumkreiste.

Manfred Schmidt konnte eine weitere Erstmarke setzen. Er heiratete die Fallschirmspringerin Ursula Henkel und die beiden waren das erste Fallschirmsprungpaar der DDR.

Horst Brändel konnte mehr im Hintergrund die Zusammenarbeit mit den hauptamtlichen Fallschirmwarten an den Motorflugplätzen und den mehr als einhundert Ehrenamtlichen an den Segelflugplätzen aktivieren. Es entstand eine enge Beziehung zum Fallschirmwerk Seifhennersdorf. Mit dem Leiter, Rudi Nietzold, den Ingenieuren Günther Wagner und Franz Lackner, konnte bald im Klartext gesprochen werden. Viele Treffen in Seifhennersdorf und bei Erprobungen festigten das Zusammenwirken. Zudem konnte auch immer wieder einen Blick über die Schulter der Sattler bei der Gurtfertigung oder auf die fleißigen Hände der Näherinnen geworfen werden. Horst Brändel bereicherte die Zeitschrift AERO-Sport in jeder Ausgabe mit der „Kennkarte für Fallschirme“ und viele andere fallschirmtechnische Themen.

Fallschirmspringerhochzeit
Manfred Schmidt und Ursula Henke
geben sich das Ja-Wort.

(Bildquelle AEROSPORT 05´1961)

Leiter der Entwicklungsstelle des VEB BEWES
Seifhennersdorf, Textil-Ing. Rudi Nietzold (hinten).

(Bildquelle AEROSPORT 07´1966)

Kennkarte für den Fallschirme RL-3.

(Bildquelle AEROSPORT 06´1962)

In den Bezirken hatten, mit Emil Schmidt in Halle, Werner Hannawald in Karl-Marx-Stadt, Herbert Wagner in Leipzig, Walter Stiller in Cottbus, Werner Schmidt in Dresden, Bibow in Berlin und Udo Varchmin in Rostock, hauptamtliche Fallschirmsprunginstrukteure ihre Verantwortung übernommen. Manfred Schmidt ging, nachdem er die Schreibtisch Arbeit nicht mehr ertragen konnte, nach Magdeburg.
Jetzt ist ein Wort zu den „Schmidts“, in den verschiedenen Schreibweisen angebracht. Zuerst natürlich Günter Schmitt (der Löwe), dann Werner Schmidt, Manfred Schmidt (die Katze), versteckt durch die Ehefrau Ursula Schmidt, Emil Schmid, Günther Schmidt (Beppo) und dann noch der zeitweilige Mannschaftsarzt Dr. Jürgen Schmidt. Eine Könige Truppe der Fallschirm- Schmidts und überall gab es erstaunte Gesichter und das Lachen blieb die aus.

Drei der vielen DDR-Schmidts auf der Fallschirmbühne –
Werner Schmidt (links), Günther „Beppo“ Schmidt (mitte), Manfred Schmidt (rechts)

(Bildquelle unbekannt)

Die Gruppe der Fallschirmsprunglehrer wurde immer jünger und beim 2. großen Ausbilderlehrgang in Schönhagen tauchten auf ihre Namen, wie Manfred Wuttig, Rolf Buchner, Dieter Strüber und Karl-Heinz Hierer, auf. Im leistungssportlichen Bereich drängte mit Birgit Hausdorf, Maria Lange, Helga Müller, Barbara Haufe, Barbara Knorr, Werner Winzer, Peter Rehberg, Walter Greschner, Hans-Peter Schmelzer und Günter Gerhardt, der hoffnungsvolle Nachwuchs nach vorn.

Das Training nahm richtig Fahrt auf, kleinere Wettkampfteilnahmen in Polen, der CSSR Bulgarien dienten der Leistungsfestigung. Ein richtiger Rausch war der Kampf um immer neue Rekorde, bis hin zu Weltrekorden. Die aktuellen Rekordlisten lagen ständig vor und bevorzugt in den Gruppendisziplinen folgte eine Rekordleistung nach der anderen. Die Bearbeitung der Rekordunterlagen war eine schwierige Aufgabe, da bei den Sprüngen mit Verzögerung Barogramme von mitgeführten Barographen vorgelegt werden mussten. Horst Brändel hatte sich eingefuchst und kein Rekordantrag erfuhr vom FAI- Rekordbüro eine Ablehnung. 1962 erzielten die DDR-Springer insgesamt 18 Weltrekorde. Begünstigt durch die Möglichkeiten der Flugplätze Leipzig-Mockau und Strausberg für Nachtflüge sogar Nachtsprünge organisiert werden. Neben der Qualifikation von Fallschirmsprunglehrern für diese Art des Springens, folgte eine ganze Reihe von erfolgreichen Rekordversuchen.

Anita Storck beim Rekordversuch.
Gut zu sehen ist der Barograph an der Seite.

(Bildquelle AEROSPORT 04´1963)


Weltrekord im Gruppenzielspringen aus 600 m Höhe am Tag mit 8 Springern, aufgestellt am 20.08.1962 in Straußberg mit einer Landeentfernung von 8,39 m.

(Bildquelle Günter Gerhardt)

Gruppenzielsprung bei dem RL-3 bei Nacht.

(Bildquelle AEROSPORT)

1962 hatten 16 Fallschirmsportler das goldene Leistungsabzeichen erworben und 12 erfüllten die Norm für den Titel “ Meister des Sports“. In den Bezirken gewann der Fallschirmsport an Breite und die Ausbildungsgruppen stabilisierten sich. Das Springen vom Turm wurde immer mehr vernachlässigt. Ständig gab es Beschwerden über die unbefugte Benutzung, insbesondere als Klettergerüst für Kinder. Eine der wesentlichen Ursachen war die fehlende Verantwortung der meist kleinen Ausbildungsgruppen für die Wartung und Pflege. Bei der Anreise zum Turmspringen, oft weit her, mussten in der Regel erst Reparaturarbeiten erfolgen. Eine Bestandsaufnahme war erschrecken, zerstörte Umzäunungen, ausgerissene Treppen, fehlende Geländer und zahlreiche andere Schäden, dazu Forderungen von Polizei und Ordnungsämtern, zwangen die GST zum Handeln. Zuerst viele Mahnungen und Forderungen an die Adresse der Fallschirmsportler, dann erneute Kontrollen vor Ort und schließlich Entscheidungen zur Aufgabe der Türme. Der ganze Vorgang wurde durch eine Mitteilung der Hauptverwaltung für zivile Luftfahrt beschleunigt, die ihre Zuständigkeit für die Prüfung der Betriebssicherheit zurückzog, da sie die Türme nicht mehr als Luftfahrtgerät einstufte. Der Abriss zog sich bis 1966 hin und das brauchbare Material sollte anderen Verwendungen zugeführt werden. Wie in anderen Ländern auch, war die Ära der Fallschirmsprungtürme zu Ende gegangen.

Abriss eines Einheitssprungturms.

(Bildquelle Fliegerrevue 01´1971)

Nur der Turm in Görlitz ist heute noch
vorhanden und wird als Aussichtsturm genutzt.

(Bildquelle unbekannt)

Die Hauptaufgabe der GST, junge und gut ausgebildete Fallschirmspringer für den Dienst in der NVA vorzubereiten, beschränkte sich anfangs nur auf einige Verwendungen im Fallschirmdienst der Luftstreitkräfte. Mit der Bildung des Fallschirmjägertruppenteils ( FJB-5) stellte sich die GST die Aufgabe jährlich 100 Bewerber auszubilden und zur Einberufung zu bringen, geschafft wurden anfangs nur um die 60%. Das damalige Ausbildungsprogramm hatte 16 Stunden Theorie-, 26 Boden- und 70 Stunden Sprungausbildung zum Inhalt. Die Erfüllung des Programms war sehr unterschiedlich. Wenn das Absetzflugzeug da war, wurde einfach gesprungen.

Nach dem Schließen der Grenzen nutzten die ersten Flugsportler ihre Motor- oder Segelflugzeuge, um auf dem Luftwege die DDR illegal zu verlassen. Diese Art der „Republikflucht“ sorgte in den Führungsstellen für heftige Erregung und die Weisung FL-2/62 wurde in der GST erlassen. Danach erfolgten die ersten Aussperrungen von Flugsportlern aus kadertechnischen Gründen. Schwerpunkt war zunächst der Motor-und Segelflug.

Es kam wie befürchtet, der Einreiseantrag der DDR-Sportmannschaft zu den 6. Weltmeisterschaften in Orange / USA erhielt per Telegramm eine Ablehnung. Auf dem Höhepunkt des “ Kalten Krieges“, mit der Kuba-Krise, den Bau der „Berliner Mauer“ und anderen Brennpunkte, dazu die WM in den USA, waren denkbar schlechte Umstände für den Start der DDR-Sportler in das Weltmeisterschaftsgeschehen. Die Bemühungen der FAI waren nutzlos um diese Entscheidung zu widerrufen. Der amtierende Präsident der FAI-Fallschirmsportkommission, der Amerikaner Jacques Istel, hatte nur ein Schulterzucken übrig.


Die Nationalmannschaft der Frauen und gleichzeitig der WM-Kader für die Weltmeisterschaft 1962 in den USA.
Eine Teilnahme wurde durch das Versagen des Einreisevisums verhindert.

(Bildquelle unbekannt)

Bei der trotzdem ausgetragenen Weltmeisterschaft, mit 98 Männern und 35 Frauen aus 25 Ländern am Start, waren wieder die Sportler der CSSR, UdSSR und Polen ganz vorn beteiligt. Aber auch die USA und Frankreich stellten Sieger, sogar mit Jim Arender und Muriel Simbro (USA) in der Gesamt-Einzelwertung. Als erster Springer erreichte Jewgeni Tkatchenko (UdSSR) mit 10 und 9,4 Sekunden die Bestemarke für einen Komplex im Figurenspringen. Wie schon bei den zwei vorangegangenen Weltmeisterschaften, fungierte in Orange der bekannte CSSR- Schiedsrichter Cibor Cejpa als Hauptschiedsrichter. Neben vielen Mängeln in der Organisation und den Sprungfolgen, beeindruckte das eigens für die WM gebaute Areal rund um den Zielkreis. Außer vielen Schlitzöffnungen waren keine größeren Entwicklungen bei den Sportfallschirmen zu erkennen. Das Kunststoffgewebe gewann an Dominanz und die farbigen Kappen begeisterten die Zuschauer.

Die auf die WM folgende FAI-Generalkonferenz beschloss mit 42 gegen 17 Stimmen und 3 Enthaltungen, dass kein Land mehr eine Weltmeisterschaft austragen darf, dessen Land die Einreise eines der FAI- Länder ablehnt. Gleichzeitig wurde die Durchführung der 7. Weltmeisterschaft im Fallschirmsport in Leutkirch/BRD bestätigen.

Nach anhaltenden Meinungsverschiedenheiten mit den Leitungsfunktionären im ZV der GST und persönlichen Problemen, legte Günter Schmitt alle seine Funktionen nieder und schied aus dem Fallschirmsportgeschehen aus. Zuvor hatte sich bereits Werner Liebert zurückgezogen und wurde nie mehr auf einem Flugplatz gesehen. Horst Brändel musste neben der Fallschirmtechnik zusätzlich die Verantwortung als Sektorenleiter übernehmen.

Zwei Männer der ersten Stunde verabschieden sich vom
Fallschirmsport: Günter Schmitt …

(Bildquelle Fliegerrevue 03´1986)

… und bereits ein Jahr zuvor Werner Liebert.

(Bildquelle unbekannt)

Die beiden Auswahlmannschaften der Frauen und Männer stellten sich in Schönhagen erneut den wettkampferfahrenen Teams der UdSSR, CSSR und Polen zum Leistungsvergleich. Obwohl hoffnungsvolle Anschlussleistungen, wie der 2 Platz von Achim Heiser und der 3. Platz von Anita Storck im Zielspringen gemessen wurden, zeigte sich, dass Weltrekorde und harter Wettkampf verschiedene Dinge sind. Wichtig waren die gesammelten Erfahrungen und das besonders im Figurenspringen, da der Weltmeister Jewgeni Tkatchenko sein Lehrbuch am Himmel geöffnet hatte. Der erste deutschen Meisterschaft 1963 in Schönhagen waren bereits mehrere Bezirkswettkämpfe vorausgegangen. Ein guter Weg, da sie den noch sehr unerfahren Springern der Basis Trainings- und erste Wettkampferfahrungen sammeln ließ.


Einzelzielspringen

(Bildquelle AEROSPORT)

Impressionen von der ersten deutschen Meisterschaft:

Sieger im Figurenspringen der Herren Lothar Garus

(Bildquelle unbekannt)


Einzelzielspringen aus 600m Birgit Hausdorf

(Bildquelle AEROSPORT)

Die Meisterschaft war unter Wettkampfleiter Horst Brändel und Hauptschiedsrichter Dieter Henze sehr gut organisiert und bot mit drei Absetzflugzeugen AN-2 optimale Bedingungen für die 83 Teilnehmer. Um jede Platzierung wurde hart gekämpft, bis schließlich Anita Storck und Franz Täubrecht als Gesamtsieger feststanden. Als Sieger im Zielspringen konnten sich Manfred Schmidt, Ludwig Bönsch, Erika Latuske und Birgit Hausdorf behaupten. Mit Abstand gewann Lothar Garus das Figurenspringen. Überraschend das Vordringen des noch sehr jungen Udo Schulz aus Görlitz in die vorderen Platzierungen. Die Meisterschaft erbrachte viele Schlussfolgerungen, sowohl für die künftige Trainingsarbeit und der Nachwuchsentwicklung, aber auch für die Schiedsrichterqualifizierung und Optimierung der Ergebnisberechnungen. Und dann der internationale Wettkampfhöhepunkt in Jugoslawien, der 3. Adria-Cup, mit 85 Sportlern aus 16 Ländern. Die DDR-Aktiven Anita Storck, Barbara Haufe und Maria Lange bei den Frauen sowie Lothar Garus, Hans Wolf, Dieter Strüber, Franz Täubrecht und Heinz Schaal bei den Männern trafen erstmals auf Sportler aus der westlichen Welt. Viele Länder hatten ihre stärkstes Aufgebot geschickt. Die USA-Sportler begrüßten die DDR-Mannschaft betont freundlich, mit Hinweisen darauf, dass sie keinen Einfluss auf das Debakel der vorangegangenen WM hatten. Auch die Mannschaft der Bundesrepublik begegnete unseren Sportlern aufgeschlossen, die zahlreichen westdeutschen Zuschauer spendeten dem DDR-Team viel Beifall. Die Ergebnisse des Wettkampfes waren sehr durchmischt, wobei in der Gesamtwertung die Sportler der USA vorne lagen.

Der 3. Adria-Cup, ein erstes internationales Statement.

(Bildquellen: Bild 1 unbekannt, Bild 2-4 AEROSPORT)

Im Zielspringen fehlte uns die Stabilität, aber im Figurenspringen belegten die DDR-Frauen alle vorderen Plätze. Hätte Maria Lange nicht vorzeitig ihre Gurte beim abschließenden Wasserzielspringen verlassen, wäre auch in dieser Disziplin ein Sieg möglich gewesen. Der amtierende Weltmeister, Jim Arender, nahm die Funktion des Hauptschiedsrichter ein und vernetzte, mittels mitgebrachter Funksprechtechnik erstmals alle Wettkampfbereiche, was zu schnelleren Abläufen beitrug. Und dann noch andere Gebräuche. Wenn ein englischer Springer das Flugzeug verließ, stellte ein Mannschaftsmitglied den „Union Jack“ am Zielkreuz auf, um britische Traditionen zu demonstrieren. Viele ungewohnte Entscheidungen und Vorgänge für die DDR Mannschaft an der Adria, aber mit etwas Humor und Lernfähigkeit schließlich kein Problem.

Anita Storck absolvierte ihren 1000. Fallschirmsprung und erhielt mit Günter Schmidt den Ehrentitel „Verdienter Meister des Sports“

Die ersten beiden Fallschirmsportler der DDR, die mit dem Ehrentitel „Verdienter Meister der Sports“ geehrt wurden, Anita Storck und Günther Schmidt, beide vom SC Dynamo.

(Bildquelle: Bild 1 Helga Löblich, Bild 2 unbekannt, Bild 3 AEROSPORT)