14. Durchhalten (1981 - Teil 1)
In Anbetracht der herausragenden Erfolge bei der Weltmeisterschaft in Bulgarien wurden an die Sportler, Trainer und Sportfunktionäre hohe staatliche Auszeichnungen, sowie Ehrungen durch die GST und des SV Dynamo, vergeben.
Die FAI-Fallschirmsportkommission tagte zu Beginn des Jahres 1981 in London. Unter Vorsitz von Horst Brändel nahm das Gremium die Berichte der Unterkommissionen entgegen. Es gab weitere Präzisierungen in der Bewertung des Figurenspringens und im Bereich des Zielspringens kam es zum einstimmigen Beschluss, die Nullscheibe von 10 auf nunmehr 5 Zentimeter im Durchmesser zu reduzieren. Breiter Raum wurde dem Bericht und der Diskussion zum Stand des Kappen-Formationsspringen gewidmet. Die bereits durchgeführten Wettkämpfe hatten den Rahmen für ein entsprechendes Reglement geschaffen und zur nächsten Tagung der Commission Internationale de Parachutisme (CIP) waren Festlegungen für eine Wettkampfstruktur zu erwarten. Auch das Rekordgeschehen hatte Fahrt aufgenommen. Immer mehr bauten ihre Stapel in stehender und sitzender Position auf.
Viel Beifall erhielten die Veranstalter der in Bulgarien ausgerichteten 16. Weltmeisterschaft in den klassischen Disziplinen. Die Vertretung der USA berichtete ausführlich über ihre Vorbereitungen der 4. Weltmeisterschaft im Formationsspringen und der Delegierte der CSSR über die bevorstehenden Titelkämpfe in den klassischen Disziplinen 1982. Bei den Wahlen der CIP wurde das bisherige Büro unter Leitung von Horst Brändel erneut bestätigt.
Die Gastgeber hatten die Delegierten zu einer großen Party im Kreis vieler Veteranen und aktiver Sportler der Britischen Fallschirmsportföderation eingeladen und dazu ein Rahmenprogramm mit kurzen Filmbeiträgen gestaltet. Charles Shea-Simonds hatte natürlich auch eine Stadtrundfahrt, vorbei an den historischen Stätten englischer Geschichte, organisiert.
Neue Regularien im Fallschirmsport
Bild 1/2/3 – Festlegungen für das Figurenspringen.
Bild 4 – Größenvergleich der 10cm -und der 5cm-Nullscheibe.
(Bildquellen: Bild 1/2/3 Fliegerrevue 11´1981, Bild 4 private Grafik)
Im Bereich des Formationsspringens in der DDR entwickelten sich weitere Aktivitäten. Bei einem Trainingslehrgang in Halle-Oppin hatten Peter Krug, Rolf Kühnert, Karl-Heinz Müller, Claus Schneider, Jürgen Walter, Michael Müller, Thomas Funke, Dietmar Schulz und Horst Prellwitz, unter Anleitung der Clubtrainer, eifrig trainiert und mit Unterstützung der Videotechnik konnte jede Formation gründlich analysiert werden. Am Ende schafften sie in der Viermann-Formation vier Sequenzen in 19,6 Sekunden. Auch ein Achterstern konnte im gleichen Jahr erstmals geflogen werden.
Das Leben war nicht stehen geblieben, so hatten Barbara Buchholz und Gerd Harzbecker sich das Ja-Wort gegeben.
Der Sektorenleiter Fallschirmsport Heinz Wolf hatte seine beiden Söhne, Günter und Dieter, für das Fallschirmspringen begeistert und im Verlauf der Zeit entstand ein erfolgreiches Dreiergespann der „Wölfe“.
Die mehrfache Weltmeisterin Sonja Schneider absolvierte ihren 3000. Fallschirmsprung.
Die Fallschirmsprungausbildung an der neu gegründeten Schule Halle-Oppin begann mit einer Weiterbildung der dortigen hauptamtlichen Fallschirmsprunglehrer und Lehrer aus den Bezirken.
Bild 5 – Nun tragen beide den gleichen Namen, Barbara geb. Buchholz und Gerd Harzbecker. Gerd wechselte später vom FSC der GST zum SC Dynamo.
Bild 6/7 – Die Wölfe – eine Familie zwischen Himmel und Erde mit Vater Heinz (Bild 7) und den Söhnen Günter und Dieter.
Bild 8 – 3000x am Schirm zur Erde schwebte Sonja Schneider vom FSC der GST in Halle-Oppin.
(Bildquellen: Bild 5 unbekannt, Bild 6/7 Fliegerrevue 3´1981, Bild 8 Fliegerkalender der DDR)
Der Wettkampf der sozialistischen Länder mit der Teilnahme von 58 Frauen und 67 Männern wurde in Vilnius veranstaltet. Eine äußerst strapaziöse Anreise bei Sturm und Regen, bei der auch noch der Fallschirm von Sonja Schneider beim vorangegangenen Linienflug von Berlin nach Minsk abhandenkam. Die DDR-Sportler erkämpften insgesamt fünf Medaillen. Beim Zielspringen sorgte das Wetter dafür, dass nur in den Früh- und Abendstunden die Wettkämpfe möglich waren. Die Nachtruhe reduzierte sich auf vier bis fünf Stunden. Bei den Frauen erreichte Barbara Harzbecker mit 0,09 m noch den vierten Rang während Cornelia Fischer, die neue Dynamosportlerin, auf Platz sieben landete. Bei den Männern reichte es mit 0,07 m für Bernd Wiesner auch nur zum siebten Rang. Der Sieg in beiden Wettbewerben ging an Bulgarien.
Das Figurenspringen brachte dann endlich den Sieg für Barbara Harzbecker, die sich mit 7,29 s behauptete. Bei den Männern schaffte Bernd Wiesner mit 6,47s den zweiten Platz, hinter Nikolai Uschmajew mit 5,96 s. Die Gastgeber hatten die automatische Zeitmessung weiterentwickelt und per Knopfdruck wurde das Gerät ausgelöst. Die gestoppte Zeit erschien dann nach dem Zeitvergleich der Schiedsrichtermessungen auf einer elektronischen Anzeige.
Im Gruppenzielspringen feierte die DDR-Frauenmannschaft den ersten Platz, während die Männer, nach mehreren Ausfällen, auf dem neunten Rang landeten. Die litauischen Gastgeber hatten den Start von Nachwuchssportlern zugelassen und so waren Klaus-Jürgen Böhme und Peter Gläser mit nach Vilnius gereist. Die mehrfache Weltmeisterin Irina Walkhoff war nicht mit dabei. Sie absolvierte ein spezielles Training in Eilenburg.
Die GST veranstaltete ihre 4. Wehrspartakiade in Erfurt. Den Mehrkampf der Fallschirm-springer gewann die Mannschaft aus Berlin, vor dem dreimaligen Gewinner Schwerin und Magdeburg. Zur Eröffnung landeten Lothar Garus, Dietmar Weber und Karl-Heinz Wolf auf dem Domplatz der Bezirkshauptstadt. Den Abschluss bildete erneut eine große Flugschau auf dem Verkehrsflughafen. Die Fallschirmspringer zeigten einen Achterstern im freien Fall und Kappen-Formationen.
Bild 9/10/11/12 – Impressionen von der Bestenermittlung der Fallschirmjäger-Bewerber im Rahmen der IV. Wehrspartakiade der GST in Erfurt.
Sieger wurde die Mannschaft aus Berlin (Bild 9).
Bild 13/14/15 – Während der Flugschau zum Abschluss der IV. Wehrspartakiade zeigten Fallschirmsportler der GST
das erste Mal öffentlich einen Acht-Mann-Stern.
(Bildquellen: Bild 9/10/11/12 Fliegerrevue 9´1981, Bild 13 Sport & Technik 1´1982, Bild 14/15 Sport & Technik 7´1985)
Die 16. Deutsche Meisterschaft der DDR wurde 1981 wieder in Halle-Oppin veranstaltet. Es waren 35 Männer und 14 Frauen am Start, alle nutzten Fallschirme RL-10 bis RL-12. Tropische Hitze, thermische Ablösungen und eigentlich immer zu viel Wind waren die Begleitumstände dieser Meisterschaft. Es gab eine Rekordzahl an Widerholungssprüngen und dazu noch einige Aussetzer der Zielmessanlage, die wohl der Aufheizung der Elektronik zugeschrieben werden mussten.
Als die zehn Durchgänge im Zielspringen geschafft waren, konnte Irina Walkhoff mit 0,45 m den Meistertitel entgegennehmen. Es folgten Barbara Harzbecker und Heike Glaw, ein Dynamoerfolg. Bei den Männern siegte der Nachwuchsspringer Jens-Uwe Lasotta vom SV Dynamo mit 0,10 m, gefolgt von Gerd Harzbecker und Bernd Wiesner. Bei den Junioren sicherten sich Britta Schwalenberg und Karsten Dittrich, beide vom FSC-Oppin, den Sieg.
Nach den vier Figurensprüngen war mit 6,75 s Irina Walkhoff die wiederholte Siegerin, ihr folgten Barbara Harzbecker und Sonja Schneider. Bei den Männern war Bernd Wiesner mit 6,50 s, erfolgreich. Die weiteren Plätze belegten Ronald Eilenstein und Reinhard Seyda, der inzwischen zum FSC-Oppin gewechselt war. Die Juniorenplätze gingen an Daniela Baum und Axel Lukas, beide vom SV Dynamo. Für die Zeitmessung wurde inzwischen die elektronische Stoppuhr Ruhla Quarz mit Digital-Leuchtanzeige eingesetzt.
Gesamtsieger wurden Irina Walkhoff und Bernd Wiesner, bei den Junioren Daniela Baum und Karsten Dittrich. Hervorzuheben ist das erreichte Leistungsniveau, das internationale Vergleiche nicht zu scheuen brauchte.
Im Gruppenspringen waren die Dynamofrauen und bei den Männern die Sportler des FSC-Oppin am erfolgreichsten. Die Gesamtmannschaftswertung hatte das gleiche Bild. Bei der Siegerehrung gab es einen Misston, einige Dynamo-Sportler verweigerten Horst Brändel den Handschlag bei der Medaillenübergabe. Es gab das Gerücht, er hätte bei der Nominierung der Mannschaft für einen bevorstehenden Wettkampf, zugunsten eines GST-Sportlers, eingegriffen. Die erhitzten Dynamo-Sportler mussten sich entschuldigen und Horst Brändel entschied für sich, zukünftigen Nominierungen des Trainerrates fern zu bleiben.
Nach den neuen Festlegungen zur Verkleinerung der Zielscheibe auf nur noch 5 Zentimeter im Durchmesser wurden die breiten Sohlen der Sprungschuhe zum Problem. Ein guter Kontakt zu einer kleinen Schuhfabrik in Schönheide im Erzgebirge führte zum Fachgespräch und zum Entwurf eines geeigneten Sprungschuhes. Die schmal ausgeformte Sohle war sofort ein Erfolg und wurde im Leistungssportbereich unverzüglich eingeführt. Heute ist die Firme durch die Fertigung von Skisprungschuhen international führend.
Bild 16 – Drei Medaillenträger der XVI. DDR-Meisterschaft im Fallschirmspringen, vlnr.
Bernd Wiesner, Irina Walkhoff und Jens-Uwe Lasotta alle vom SC Dynamo Hoppegarten.
Bild 17/18 – Im Juniorenbereich machten Britta Schwalenberg vom FSC der GST Halle-Oppin und
die Dynamo-Sportlerin Daniela Baum sowohl im Figurenspringen als auch im Zielspringen auf sich aufmerksam.
Bild 19 – Für die neue Größe der Nullscheibe brauchte man geändertes Schuhwerk.
Ein passendes Modell wurde bei der Firm RASS in Erzgebirge in Auftrag gegeben.
(Bildquellen: Bild 16 Fliegerrevue 12´1981, Bild 17/18 Fliegerrevue 10´1981, Bild 19 FÜR SIE 35´1989)
Der internationale Komplexwettkampf wurde in Leipzig, mit der Teilnahme von 28 Sportlern aus sieben Ländern, ausgetragen. Die Sprungdisziplinen waren wegen des Messeflugbetriebes zum benachbarten Halle-Oppin verlegt worden. Die DDR-Mannschaft wurde erneut aus Sportlern des FSC-Oppin und dem Mehrkämpfer Berthold Hennicke gebildet. Das Zielspringen fand unter extremen Wetterbedingungen statt und trotzdem konnten nur zwei Durchgänge gewertet werden. Die Mannschaftsleiter einigten sich drauf, die Einzelwertung mit diesen zwei Durchgängen als gültig zu erklären und diese für eine Wertung im Gruppenspringen heranzuziehen, ein wohl einmaliger Vorgang. Drei Sportler wurden daraufhin zum Sieger erklärt, darunter Berthold Hennicke und Lutz Hoffmann. Das Gruppenspringen gewann nach diesem Modus, die Vertretung der DDR. In allen anderen Mehrkampfdisziplinen wurden, trotz persönlicher Bestzeiten, nur mittlere Platzierungen erreicht.
Die Armeespartakiade der sozialistischen Länder wurde in Ungarn, am Flugplatz Szolnok, veranstaltet. Die Dynamosportler errangen zwei Siege durch Bernd Wiesner in der Gesamteinzelwertung und in der Mannschaftswertung. Dazu eine Silbermedaille durch Bernd Wiesner im Einzelziel- und nochmals Silber im Gruppenzielspringen.
Mit der „Clubmannschaft“ war die SV Dynamo zum Ländertreffen in Prostejov/CSSR, unterwegs und Sportler des FSC der GST Halle-Oppin folgten einer Einladung nach Bulgarien zum Flugplatz Michailovgrad. Die Mehrzahl der Siege ging an die beiden DDR-Mannschaften, wobei die Wettbewerbe mehr dem Training dienten.
Der „Ernst-Schneller-Preis“, die höchste Auszeichnung der GST, wurde der Forschungs- und Entwicklungsstelle der Bekleidungswerke Seifhennersdorf verliehen. Die Ehrung nahmen Günter Wagner, Roswitha Badstüber, Helmut Hentschel, Hans-Günter Seibt und Norbert Lucke entgegen. Die Seifhennersdorfer hatten eine ganze Reihe hochwertiger Sprung- und Rettungsfallschirme zur Serienreife gebracht und in großen Stückzahlen produziert. Für internationales Aufsehen sorgten die Leistungsfallschirme der RL- 10 und RL-12-Serie.
Bild 20 – Letzte Hinweise vom Trainer Helmut Schulz an seine Schützlinge Lutz Hofmann, Berthold Hennicke, Karsten Dietrich und Frank Stiehler (v.l.n.r.)
kurz vor dem Gruppenzielspringen beim X. Internationalen Komplexwettkampf im Fallschirmsport.
Bild 21 – Berthold Hennicke erwies sich zusammen mit seinem Mannschaftskameraden Lutz Hofmann und einem bulgarischen Sportler als bester Zielspringer des Wettkampfs.
Bild 22 – Während der V. Spartakiade der befreundeten Armeen fand in Budapest ein Massenabsprung in die Donau statt, an dem auch Teilnehmer des Wettkampfs beteiligt waren.
Bild 23 – Erstmals bei einem solchen Wettkampf mit dabei waren Fallschirmsportler aus Kuba.
Bild 24 – Einstieg in den Hubschrauber Mi-8, der als Absetzmittel in Szolnok diente.
Bild 25 – Die erfolgreiche Mannschaft der DDR.
(Bildquellen: Bild 20/21/22 Fliegerrevue 10´1981, Bild 23/24/25 Fliegerrevue 11´1981)
Anlässlich des XI. Parlament der FDJ veranstaltete die GST eine Flugschau über dem Scharmützelsee in Bad Saarow. Die Fallschirmspringer begeisterten mit Fahnensprüngen, Turnen an den Ringen und Freifallformationen mit anschließender Wasserlandung.
Das Unternehmen zentrale Fallschirmsprungschule hatte nach zwei Jahren Laufzeit zwei unterschiedliche Seiten. Einerseits war es der neuen Schulleitung unter Verantwortung von Jürgen Meinhard gelungen, einen halbwegs funktionierenden Betriebsablauf in der Ausbildungstätigkeit zu schaffen. Dazu war die Kapazität in den Fragen der Unterbringung und der Versorgung der meist 100 Lehrgangsteilnehmer sowie die materielle Ausrüstung für das Fallschirmspringen aufgestockt worden. Die hauptamtlichen Sprunglehrer Otto Voigt, Gerd Kassner, Klaus Häseler und Gerd Franke hatten sich mit dem Ausbildungsleiter Lothar Garus, auf den „Massenbetrieb“ eingestellt und für eine hohe Sprungsicherheit gesorgt.
Die andere Seite der Medaille war die sogenannte Schulentsendung. Die Schulen und Betriebe waren in der äußerst angespannten Lage der achtziger Jahre nicht mehr bereit, großzügige Freistellungen für GST-Lehrgänge zu gewähren. Diese scharfe Zensur betraf besonders die älteren Fallschirmspringer und Lehrer, die an ihren Arbeitsstellen zunehmend unentbehrlicher wurden. Hinzu kam, dass die oftmals von den Betrieben vorgegebene Urlaubsplanung nicht mit den Lehrgangsterminen koordiniert werden konnte. Ständig gab es Forderungen an die Verantwortlichen in den Bezirken, die Schulentsendung zu sichern. Damit offenbarte sich die Kurzsichtigkeit des Vorhabens von General Baustian oder es war eine Missachtung der wirtschaftlichen Situation in der DDR.
Das ganze Dilemma verschärfte sich durch die immer mehr durchgreifende Unzufriedenheit der Fallschirmspringer. Sie verloren ihre Bindung zu den angestammten Flugplätzen mit den dortigen Gruppen und Sektionen. Das „Heimatgefühl“ nahm ernsthaften Schaden. Die meisten der Fallschirmspringer konnten nur ein bis zwei Wochenlehrgänge in Halle-Oppin besuchen und oft waren diese auch noch vom Wetter beeinträchtigt. In dieser Lage halfen auch nicht die vielen Aufrufe und Verpflichtungen zu allen möglichen Parteitagen und Kongressen. Es mussten Ventile geöffnet und Auswege geschaffen werden.
Impressionen von der Flugschau anlässlich des XI. Parlaments der Freien Deutschen Jugend:
Bild 26 – Der Karl-Marx-Städter Achim Schwabe führte unter seiner Fallschirmkappe Turmübungen durch.
Bild 27 – Von Cottbusser Fallschirmspringern vorgeführte Wimpelkette.
Bild 28 – Eine Wäscheleine auf Fallschirmspringer-Art.
(Bildquellen: Bild 26/27/28/29 Fliegerrevue 8´1981)
Die 4. Weltmeisterschaft im Formationsspringen wurde im Oktober in Zephirhills im sonnigen Florida ausgetragen. In der Viererformation waren 20 Mannschaften und im Achterwettbewerb 12 Teams am Start. Gleich zu Beginn gab es heftige Diskussionen und Proteste, denn die USA hatte die Teilnahme einer Mannschaft aus Südafrika erlaubt. Die USA stützten sich auf die Mitgliedschaft von Südafrika in der FAI. Die Vertretungen von China, Simbabwe und Finnland zogen ihre Teilnahmemeldung zurück, da sie sich an die Ächtung dieses Landes durch das IOC, wegen der Apartheidpolitik von Südafrika, gebunden fühlten. Neben dieser Belastung der Meisterschaft musste die internationale Jury noch mehrere Beschwerden und Einsprüche behandeln, die die Organisation und technische Sicherstellung betrafen. Für das Absetzen der Mannschaften waren drei Flugzeuge DC-3 im Einsatz, deren Piloten zum dortigen Springerzentrum gehörten.
In der Viererformation hatten sich nach den zehn Durchgängen die USA und Kanada gleichauf mit 116 Sequenzen platziert. Erstmals im Formationsspringen wurde ein Stechen angesetzt, das die USA mit 13 zu 12 Sequenzen gewann. Das englische Team wurde mit 109 Sequenzen Dritte. Die Amerikaner schafften bei einer Runde 15 Sequenzen. Auch beim Wettbewerb der Achterformation holte sich das Team der USA den Weltmeistertitel. Beim Springen aus 3250 Meter Höhe erreichten sie bei den zehn Durchgängen 83 Sequenzen. Es folgten Kanada mit 81 und Australien mit 79 Sequenzen. Nach dem neuen Reglement konnten sich die Springer bereits beim Absprung untereinander festhalten und die Grundbasis bilden.
Als Schirmherr für die Meisterschaft hatten die Veranstalter den Astronauten von Apollo 11 Michael Collins gewinnen können, der gemeinsam mit Horst Brändel auch die Eröffnung vornahm. Anders als sonst üblich, hatte Horst Brändel als Präsident der CIP, für den örtlichen Transport kein Fahrzeug mit Fahrer zur Verfügung. Ihm wurde ohne Nachfrage nach einem Führerschein einfach ein Schlüssel in die Hand gedrückt und auf einen Chevrolet auf dem Parkplatz gezeigt. Alles ging gut, das Gerät von mehr als der doppelten Länge eines Trabanten ließ sich ganz gut bewegen und für ein paar Dollar war der große Tank schnell gefüllt.
Im Bungalowkomplex ging es jeden Abend mächtig zur Sache. Ständig wurde jemand in den Pool geworfen und die Drinks waren recht zweifelhafter Natur. Am Ende der Tage in Zephirhills, musste sich der Präsident der CIP wieder bei den örtlichen Repräsentanten entschuldigen. Das liebevoll vorbereitete Abschlussbuffet war restlos verwüstet worden. Es fing rechtharmlos an, ein paar Papierflieger kreisten durch den Saal, dann flogen auch schon die Äpfel und Bananen durch die Gegend. Es war unvorstellbar, wie Sportler mit hohem Leistungsvermögen und dazu Vertreter ihrer Länder, zu solch Handeln fähig waren. Die Offiziellen mussten die Flucht ergreifen und am nächsten Morgen dann die hängenden Gesichter.
Impressionen von der Weltmeisterschaft im Formationsspringen. Diese Art des Springens lag in der DDR noch in der Wiege.
(Bildquellen: „Parachutist“ Nov. 1981)