Wer laufen will, muss erstmal gehen lernen

Die damals neue Disziplin stellte an alle Fallschirmspringer besondere Herausforderungen, wie man am besten und am schnellsten die neuen Elemente umsetzen kann. Klar war man sich, dass diese komplizierten Umdrehungen nur von Springern gebracht werden können, die den stabilen freien Fall in gegebener Richtung einwandfrei beherrschen; der Sportler musste Richtung und Lage unmittelbar nach dem Absprung vom Flugzeug aus einnehmen und die ganze Zeit während des Fallens beibehalten. Erst dann konnte er mit dem Einüben des freien Falles mit einer ausgestreckten Hand beginnen und beweisen, dass er die stabile Lage vor dem Öffnen des Fallschirms beherrscht und dass er die Hand vollkommen ökonomisch als „Steuerruder“ auszunutzen versteht. (11)

Mit dem Üben der Umdrehungen sowie der anderen Wendungen musste notwendigerweise am Boden begonnen werden. Es ist bekannt, dass eine Umdrehung das Ergebnis von Änderungen der aerodynamischen Kräfte ist, die durch eine veränderte Lage der Hand oder des Fußes hervorgerufen wird. So z. B. genügt eine Neigung der Handfläche nach rechts oder links, und der Körper beginnt sich in gleicher Richtung zu drehen (siehe Abbildung).

(Bildquelle: Flügel der Heimat 2´1959 )

Wie bereits angeführt, kam der Schnelligkeit große Bedeutung zu. Mehr Umdrehungen ergaben mehr Punkte. Deshalb musste sich der Springer bemühen, stärkste aerodynamische Kräfte zu mobilisieren. Als günstigste Handflächenwinkel wurde etwa 40-50 Grad herausgearbeitet; die Handtätigkeit konnte durch Spreizen und Strecken der Finger erhöht werden. Auf die Schnelligkeit der Umdrehung hatte auch die Lage der Füße großen Einfluß; so z.B. ruft das Eindrehen der Fußspitze nach rechts (siehe Abbildung) aerodynamische Kräfte hervor, die den Springer nach links drehen oder umgekehrt.

(Bildquelle: Flügel der Heimat 2´1959 )

Zum Einüben der Salti am Boden genügen zwei Sicherungsseile, die am Gurt befestigt werden.

Beim praktischen Üben der Salti musste der Springer die Möglichkeit haben, auch bei einem mißglückten Versuch die waagerechte Lage erneut einzunehmen. Deshalb sollte die Absprunghöhe so gewählt werden, dass sie eine Verzögerung von mindestens 20 Sekunden ermöglichte.

Wie sollte der Rückwärtssalto jetzt gesprungen werden? Schließt der Springer, in waagerechter Lage fallend, energisch aber stets fließend beide gespreizte Arme nach vorn und und zieht etwas die Beine an (Abbildung links), dann vergrößern sich die aerodynamischen Kräfte an den Hände und der Springer dreht sich nach rückwärts in die senkrechte Lage. Zur Beendigung des Salto muss er die Beine nach vorn strecken und gleichzeitig die Arme ausbreiten, den Rücken durchdrücken und den Kopf nach rückwärts drücken (Abbildung rechts). Wenn nicht alle diese Bewegungen vollendet durchgeführt wurden, konnte das umgekehrte Resultat eintreten, weil der Widerstand am Körper sich durch unterschiedliches Abfließen des Luftstromes änderte.

(Bildquellen: Flügel der Heimat 2´1959 )

Literaturquellen:

(1) Dr. Dieter Strüber für die Fliegerrevue 2/1989
(2) Zeitschrift „Kridla Vlasti” 16´1956
(3) AEROSPORT 6′ 1960
(4) Fallschirmsport-Forum mit Hauptschiedsrichter Dieter Henze aus der AEROSPORT 2′ 1963
(5) Fallschirmsport-Forum mit Hauptschiedsrichter Dieter Henze aus der AEROSPORT 3′ 1963
(6) „SALTO AUF BESTELLUNG” – eine Übersetzung aus der Zeitschrift “Kridla Vlasti”, abgedruckt in der Zeitschrift “Flügel der Heimat” 2′ 1959.
(7) Dieter Strüber für die Zietschrift “Fliegerrevue” 4′ 1978
(8) Mitteilungsblatt des Aeroklubs der DDR 3´1980
(9) Fliegerrevue 6´1988
(10) Dieter Strüber und Gudrun Pistiak für die Zeitschrift Fliegerrevue 7´1989
(11) “Salto auf Bestellung”, ein Artikel aus der Zeitschrift “Kridla Vlasti”, übersetzt und abgedruckt in der Zeitschtrift “Flügel der Heimat 2’1959”