"Du fliegst wie ein Adler!"

9.5. Es ist doch noch nicht vorbei

Nach 2½ Jahren ABM in Riesa habe ich die zehn Jahre bis zur Rente einen sehr stressigen und zeitaufwendigen Job mit viel Auslandsdienstreisen nach Mittel- und Osteuropa bis hin nach Kasachstan. Nur noch wehmütige Gedanken an den Fallschirmsport, u.a. als bei meinem Vortrag vor der ungarischen Landwirtschaftskammer in Gödöllö am Himmel plötzlich eine An-2 und 10 RS- 8 auftauchten oder als bei einem unbeschreiblichen Flug mit einem Hubschrauber über St. Petersburg, den unser russischer Partner organisiert hatte, daraus sechs Fallschirmspringer über der Peter-und-Paul-Festung absprangen. Ebenso, als beim Bergwandern in den Alpen neben und über uns die Gleitschirme schwebten.

Zu Peter und Heidi Dank ist der Kontakt nie abgerissen. Peter lädt mich zum 10-jährigen Bestehen des Dresdner Fallschirmsportvereins auf dem Flugplatz Bautzen-Litten ein. Ich komme mit dem Pkw aus Ungarn. Die Zufahrt erfolgt über Purschwitz auf die Nordseite des Flugplatzes. Dort hat der DFSV jetzt sein Domizil. In einem Container sind Unterrichts- und Schlafraum. Ein Bauwagen ist zu einem Toilettenwagen mit Dusche und Waschbecken umgebaut. Die Fallschirme und die Technik lagern in einen ehemaligen Munitionsbunker. Ein wunderschönes Treffen mit vielen alten Kameraden, selbst Rainer Weber ist aus der Schweiz gekommen. Aber der frühere Zusammenhalt ist es nicht mehr. Nur wenige Kameraden engagieren sich noch im Verein und sind bereit, als Mitglied Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen.

Manfred Schmidt organisiert seit 2000 in Riesa ein jährliches „Treffen der alten Adler“, vorwiegend ehemalige Fallschirmsprunglehrer und natürlich auch Lehrerinnen. Nunmehr als Rentner kann ich erstmalig zum 6. Treffen am 08.03.2006 teilnehmen. Mit Peter Dank fahre ich auf den Flugplatz Riesa-Göhlis. Dort hat sich inzwischen in einem Anbau an der Segelflughalle ein „Airport-Restaurant“ etabliert. Wichtig ist für mich die „Aussöhnung“ mit Alfred Dathe – nach über 30 Jahren (siehe Kapitel 4.7).

Am 08.03.2008 bin ich beim 8. Treffen der „Alten Adler“ dabei. Wiedersehen u.a. mit Werner Schmidt, Uwe Hübner, Udo „Mäuer“ Schulze, Gerhard „Matzel“ Geißel und Birgit Hausdorf.

Bild 13 – Wiedersehen mit Alfred Dathe auf dem Treffen der „Alten Adler“ 2006.
Bild 14 – Treffen der „Alten Adler“ 2008.

(Bildquellen: Heinz Großer)

Im Februar 2010 beim Wintersport mit meinem Enkel überholt uns in der Loipe ein Pärchen: Christian und Marion Füssel. Chrischan hat mit der Wende auch mit dem Fallschirmspringen aufgehört. Er erzählt, er würde aus Anlass seines 60. Geburtstages erneut einen Sprung wagen. „Da mache ich aus Anlass meines 70. Geburtstages mit.“, der ist am 19.05.2010. Dort gratulieren mir zuhause die Dresdner Peter und Heidi Dank, Christian und Marion Füssel, Ralph und Steffi Homuth, Claudia Kaden, Carsten Mayer und Utz Elsner. Mein Geburtstagsgeschenk findet am 03.07.2010 auf dem Flugplatz Rothenburg statt. Mit Christian Füssel mache ich zwei Sprünge im sogenannten Schnupperkurs. Aber vorher brauche ich eine ärztliche Unbedenklichkeitsbescheinigung. Die stellt mir mein Hausarzt Dr. Schlüter aus, der auch mal im Medizinischen Dienst des Verkehrswesens war und meine früheren SMK-Ärzte Dr. Hora und Dr. Nikolai noch kannte.

Meine ehemalige Sprungschülerin und Assistentin Heidi Dank, seit 1987 Fallschirmsprunglehrerin, macht mit uns die Einweisung in den Gleitfallschirm Vektor, Absprungübung aus einer ungarischen L 410, Schnelltrenntraining und packt auch unsere Schirme.

Bild 15 – Fallschirmsprunglehrerin Heidi Dank,
Bild 16 – Absprungübung aus der L 410,
Bild 17 – Improvisiertes Schnelltrennen.

(Bildquellen: Heinz Großer)

Dann wird es ernst: Sprung aus 1.200 m bei 160 km/h mit automatischer Öffnung. Absprung kurz vor Polen über der Neiße. Chrischan springt als Erster, natürlich im Stilabgang und ich im vorschriftsmäßigen Paketsprung hinterher. Ein unbeschreibliches Gefühl, wieder am Schirm zu schweben. Zielannäherung und Landung klappen auch noch. Und weil es so schön war, das Ganze gleich nochmal. Sagenhaft herrlich dieser 1.005. und 1.006. Fallschirmsprung.

Bild 18 -Absetzflugzeug L 410,
Bild 19 – Nach dem Start in der L 410,
Video 2 – mein 1005. Sprung,

(Bild-& Videioquellen: Bild 18/19 Heinz Großer, Video 2 Heidi Dank)

Nun weiß ich, was mir die ganzen Jahre gefehlt hat und jetzt bin ich auch wirklich der „Sprungopa“, denn Waltraut und meine beiden Enkel Philipp und Piere sind mit auf dem Flugplatz. Philipp, elf Jahre jung, darf sogar im Cockpit der mit einer erweiterten Glaskanzel als Fotoflugzeug umgebauten L 410 mitfliegen und fotografieren. 

Bild 20/21 – Anflug und Landung,
Bild 22 – Zwei glückliche Sprungopas,

(Bildquellen: Heinz Großer)

Aus nostalgischen Gründen hatte ich mir bisher meine blaue Sprungkombi, die Sprungschuhe und den Sturzhelm aufgehoben. Das wird nun zum endgültig letzten Mal benutzt. Um nicht erneut in Versuchung zu geraten, überlasse ich die Sachen anschließend Peter Dank.

Am 22.10.2010 bin ich beim 10. Treffen der Riesaer Adler auf dem Flugplatz Riesa-Göhlis, u.a. mit den ehemaligen Oberinstrukteur Klaus Tscharntke und den damaligen Technischen Leiter des BAZ Rolf Schumann.

Bild 23 – 10. Ehemaligentreffen 2010 in Riesa-Göhlis.

(Bildquelle: Manfred Schmidt)

Statt Fallschirmspringen ist jetzt Radwandern meine Passion. Leider überschneiden sich manchmal meine teils mehrwöchigen Touren mit den Treffen der „Alten Adler“, so auch 2011 im Olympia Sportzentrum Riesa. Stattdessen führt mich die Tour Brandenburg über 1.200 km am Flugplatz Neuhausen vorbei. Bestes Flug- und Sprungwetter und nichts ist los, kein Mensch zu sehen. Auf dem Platz habe ich in den 80er Jahren über 150 Fallschirmsprünge aus der GST-grünen An-2 gemacht. Die „Anna“ ist jetzt silbern und sieht ganz traurig aus. Ich unterhalte mich mit einem Mechaniker, einen Russlanddeutschen. Die damaligen Oberinstrukteure Fallschirmsport Walter Stiller und Horst Fenske kennt hier keiner mehr. Mit dem Fallschirmspringen sei nicht mehr viel los. Die „Anna“ steht nur rum. „Ein Flugzeug muss fliegen!“, ich habe vorgeschlagen, Rundflüge mit Doppeldecker, aber da müssten andere Sitze eingebaut werden. Oder ich würde Schwimmer aus Russland besorgen und dann auf dem Wasser starten und landen. Aber in Deutschland ist wohl alles zu kompliziert. „Scheiß Bürokratie.“

Bild 24 – Flugleitung und Halle des ehemaligen Bezirksausbildungszentrums Neuhausen 2011.
Bild 25 – Viel „Fliegzeug“ in der Halle.
Bild 26 – Die Neuhausener An-2.

(Bildquelle: Heinz Großer)

Am 03.08.2012 wird wieder mal auf den Dresdner Elbwiesen gesprungen, nicht am Königsufer, sondern auf dem Sportplatz am Fährgarten. Anlass ist der Polterabend von Ralf Homuth. Er heiratet seine Steffi. Freunde und Kunden seines Fallschirmsportshops kommen von oben. Ein riesiges Event mit über 100 Teilnehmern, Partyzelt mit Essen, Trinken und Disco, Feuerwerk und herzlichen Gesprächen mit alten Kameraden.

Zwölf Jahre später feiert Ralf seinen 60. Geburtstag, wieder mit vielen ehemaligen und aktiven Fallschirmspringern. Während des Abends kommen zwei Männer und eine Frau auf mich zu: „Du, ich habe bei Dir meinen ersten Sprung gemacht!“ Ich habe keinen erkannt. In den 30 Jahren Fallschirmsprunglehrer haben vielleicht über 100 Sprungschüler bei mir ihren ersten Sprung gemacht. Die kann man sich alle nicht merken. Außerdem liegen nun Jahrzehnte dazwischen. Aus den Sprungschülern sind gestandene Erwachsene geworden. Aber schön ist es doch, dass sie sich an mich und ihren ersten Sprung erinnern können.

Am 06.07.2013 fahre ich mit Peter Dank zum 50-jährigen Springerjubiläum von Testspringer „Günti“ Seibt. Zwischenstopp auf den Flugplatz Bautzen-Litten. Der DFSV ist inzwischen in eine große Flugzeughalle auf der Nordseite des Flugplatzes umgezogen. Dort ist man fleißig beim Packen für die Sprungveranstaltung auf den Sportplatz Seifhennersdorf. Gesprungen wird in zwei Anflügen aus einer gecharterten blau-gelben polnischen AN-2. Unter großen Beifall der zahllosen Zuschauer landet Günti als Erster. Es ist sein 2513. „ziviler“ Sprung. Unter den Aktiven sind die Dresdner Heidi Dank, Ralph Homuth, Carsten Mayer und Utz Elsner.

Bild 27 – Packen der Fallschirme in der Halle des Dresdner Fallschirmsportvereins.
Bild 28 – Die polnische An-2.
Bild 29 – Der Jubilar Günther Seibt nach seinen 2513 Sprung.

(Bildquelle: Heinz Großer)

Von den „Alten Adlern“ sind als kritische Zuschauer anwesend: „Manne“ Schmidt, Udo Schulze, Birgit Hausdorf, Rolf Schumann, Dietmar Soppart und Frieder Zickert. Anschließend gibt es eine Open-Air-Fete im „Kretzscham“ in Spitzcunnersdorf. Für mich besonders bewegend war das Wiedersehen nach fast 40 Jahren mit Dietmar Soppart. In den Folgejahren gibt es zwischen uns einen regen Gedankenaustausch per Telefon und E-Mail. Ich lese mit großem Vergnügen sein Buch „Woanders is(s)t man anders“ und wir tauschen unsere sowjetischen und russischen Erfahrungen aus.

Bild 30 – Günti beim Einpacken.
Bild 31/32 – Auch einige „Alten Adler“ sind dabei und gratulieren.

(Bildquelle: Heinz Großer)

Am 09.11.2014 treffen sich Fallschirmsportler der ehemaligen Dresdner Sektionen Robotron und Sachsenwerk im Sportzentrum in der Hainse zum Bowling, Essen und Trinken und vielen Erinnerungen. Dabei Rolf Lohse, Christian und Marion Füssel, Heidi und Peter Dank, Rainer Weber, Karl-Heinz Gläser („Knüppel“), Sylvia Seifert, Maik Auerbach, Claudia Kaden, Carsten Mayer, Uwe Lekies, Antje Hess, Steffen Münch, Denise Bär, Sybille Schwarz, Thomas Streit, Mathias Kurth, Steffi Pietsch.

Bild 33/34/35 – Die ehemalige Fallschirmsportler der Sektionen Robotron und Sachsenwerk.

(Bildquelle: Heinz Großer)

Am 21.05.2016 bin ich auf einer Radtour durch die Alpen in Malcesine am Gardasee. Vom Monte Baldo (2.218 m NN) schweben jede Menge Gleitschirme. Im Hotel werden in einen Flyer Tandemflüge angeboten. Das Hotel macht mir einen Termin, 17:00 Uhr soll ich an der Seilbahn sein. Mein Tandemmaster Peter ist ein Deutscher. Eine ganze Gondel der Seilbahn nur für Gleitflieger und 5 Tandemgäste. Dann erfolgt der Aufstieg zum Monte Baldo und weiter gehts zur Startstelle. Während Peter den Schirm ausbreitet und eine Leinenkontrolle durchführt, bekomme ich einen Helm, Schwimmweste und Gurtzeug angepasst. Dann erfolgt eine kurze Einweisung, wie ich sitzen und wo ich die Hände halten soll. Schließlich kommt das Kommando: Laufen, laufen, laufen. Ich ziehe beizeiten mein Fahrwerk ein und wir sind in der Luft.

Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, so über den Abgrund zu schweben. Peter steuert nach links am Hang lang zu den Gipfeln des Monte Baldo-Massivs. Riesige schneebedeckte Kare tun sich auf. Peter zeigt mir, wo voriges Jahr eine Lawine abgegangen ist und eine lange Schneise in den Bergwald gerissen hat. Leider ist es sehr diesig. Die Alpen sind nicht zu sehen, selbst die Westhänge der Berge am See und Riva di Garda liegen im Dunst. Aber die Sicht ins Monte Baldo-Massiv und zwischen die Beine durch senkrecht nach unten ist fantastisch. Mittag wäre die Sicht etwas besser gewesen, aber dafür war es sehr bockig – meint Peter.

An einer Felskante macht er vielleicht 15 Minuten Thermiksegeln. Es ist zu spüren, wenn der Arsch sich anhebt und es hoch geht wie im Fahrstuhl. Peter hat ein Variometer im Helm, das mit lautem Piepsen das Steigen anzeigt. Dann schweben wir in Richtung See zur Halbinsel südlich von Malcesine, überfliegen die Siedlungen und die Uferzone und schweben auf den Gardasee hinaus. Wir haben zum Landen noch eine viel zu große Höhe. Peter fragt, ob er in Steilkreisen die Höhe abkurbeln soll? Nein – ich möchte jede Minute im sanften Gleiten auskosten. Peter hat vom Start an den ganzen Flug mit einer Helmkamera aufgenommen. Die Minispeicherkarte gehört zum Service. Ungefähr in 400 m Höhe ist die Speicherkarte mit 35 Minuten voll. Schade – kann er die Landung nicht filmen. Ich habe verhältnismäßig wenig fotografiert. Das hole ich jetzt beim Überflug über das Kastell und dem Landeanflug der anderen Gleiter nach.

Doch dann muss ich vor unserer eigenen Landung den Fotoapparat aus Sicherheitsgründen wegpacken, da ich mich im Moment der Landung mit beiden Händen am Gurtzeug hochziehen soll. Ich lasse mein Fahrwerk eingefahren, soll der Tandemmaster landen. Allerdings kullern wir dann zum Gaudi der anderen Gleiter etwas durcheinander, weil Peter den Schirm nach der Landung nicht abwirft und uns eine Bö noch mal hochzerrt.

45 Minuten waren wir in der Luft. Ein unbeschreiblich schönes, sagenhaft herrliches, fantastisches Erlebnis. Ein wahres Glücksgefühl erfüllt mich und ein Traum ging in Erfüllung. Es war mein Geburtstagsgeschenk zum 76. und alles nur für 150 EUR. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Bild 36 – Startstelle am Monte Baldo.
Bild 37 – Selfie mit Peter.
Bild 38 – Über Malcesine am Gardasee.

(Bildquelle: Heinz Großer)

Sechs Monate später am 26./27.11.2016 treffen sich ehemalige Dresdner Fallschirmsportler im Kindererholungszentrum „Querxenland“ bei Seifhennersdorf – teilweise mit Ehepartner und Kinder. Wir sind fast 40 Personen. Nach Besuch des Seifhennersdorfer Weihnachtsmarktes zelebriert Ralf Homuth in GST-Uniform eine historische Fallschirmsprunglehrerweiterbildung- und -überprüfung. Herzliches Wiedersehen mit Mathias Harz, Klaus Schneider („Ling“) und Tanja Assmann, die aus München gekommen ist. Austausch von Erinnerungen und herzliche Gespräche bis weit nach Mitternacht.

Rainer Weber zieht es aus der Schweiz zurück nach Dresden. Ich hatte ihn noch bei einer Radtour mit meinem Enkel durch die Schweiz und Frankreich im Sommer 2016 besucht. Am 26.01.2018 ist Einzugsfete mit vielen Kameraden. Ein Jahr später sind wir zu seinem 70. Geburtstag eingeladen, ein Event mit fast 100 Personen: Verwandtschaft, Freunde, Fallschirmsportkameraden, ehemalige Arbeitskollegen aus der Schweiz und seine neue Dresdner Laufgruppe. Unser Geburtstagsgeschenk für Rainer ist eine Fahrt mit zwei Draisinen von Mellensee zum Neudorfer See mit Baden, Grillen und Bogenschießen, da sind wir ca. 25 Personen.

Zum 18.Treffen der “ Alten Adler“ am 25.06.2018 fahre ich mit Lothar Garus, wir haben uns seit der Wende nicht mehr gesehen. Er war seitdem auch nie wieder am ehemaligen BAZ Riesa-Göhlis. Das Treffen selbst findet in der Nudelfabrik Riesa statt – mit Besichtigung der Produktionsabläufe. Es gab ein großes Wiedersehen mit Barbara Haufe, Christine Richter, Reingart Mannel und für mich am wichtigsten: mit Peter Rehberg (nach über 50 Jahren).

Bild 39 – Flugplatz Riesa-Göhlis (2018).
Bild 40 – Wiedersehen mit Peter Rehberg und Lothar Garus.
Bild 41 – Treffen der „Alten Adler“ 2018.

(
Bildquelle: Heinz Großer)

Mein Enkel Philipp hat 2010 meine letzten beiden Sprünge in Rothenburg miterlebt. Nun will er es selbst wissen und wünscht sich zum 20. Geburtstag einem Tandemsprung. Der Sprung erfolgt am 24.08.2019 auf dem Flugplatz Bautzen aus 4000 m aus einer Gippsland GA-8 Airvan. Wie schon bei Waltraut ist wieder Peter Dank der Tandemmaster und Heidi Dank hält das Erlebnis auf Video fest. Ich bin sehr stolz auf meinen mutigen Enkel.

Bild 42 – Einweisung in den Tandemsprung.
Video 3 – Tandemsprung von Philipp Großer .
Bild 43 – Mein Enkel Philipp Großer, stolz und glücklich, mit Tandemmaster Peter Dank.

(
Bild-& Videoquellen: Bild 42/43 Heinz Großer, Video 3 Heidi Dank)

Covid-19 macht eine größere Feier zu meinen 80. Geburtstag unmöglich. Mit Peter Dank, Christian Füssel, Rainer Weber und Ralph Homuth gibt es nur einen Whiskey in unserem Kleingarten, eine anschließende Radtour auf der Trasse der alten Windbergbahn und ein Mittagessen in der Altmockritzer Bauernstube. Mein Wunsch zum 80. Geburtstag ist ein Gästeflug in einem Segelflugzeug. Also fahre ich mit dem Rad (unter Covid-19-Bedingungen) die Fulda von der Mündung bis zur Quelle an der Wasserkuppe, der Metropole des deutschen Segelfluges. Leider ist auf der Wasserkuppe sehr nass von oben und mein Flug fällt buchstäblich ins Wasser. Wegen des Dauerregens werden die Segelflugzeuge gar nicht erst rausgeräumt. So geht es mit dem Rad noch bis Erfurt, dann mit dem Zug bis Riesa.

Dort ist am 19.06.2020 das 20. Treffen der „Alter Adler“ im „Goldenen Löwen“. Wir sind 26 Personen unter Nichteinhaltung der Abstands- und Mundschutzregelungen. Was soll´s – wir sind alles Rentner, eine Risikogruppe, die sich monatelang geschützt hat. Herzliches Wiedersehen mit Bernd Heinemann, mit Sabine „Schnattchen“ Koske, Rainer Franke und mit Barbara und Peter Bürger – nach 30 bzw. 40 Jahren. Bernd Heinemann baut im Müritz-Nationalpark einen 3-Seitenhof aus. Dort haben wir ihn 2006 und 2013 besucht. In seiner Ferienwohnung haben schon eine Reihe ehemaliger Fallschirmsportler übernachtet. Es wird ein wunderschönes Treffen. Als die Gaststätte unten vor Mitternacht schließt, sind wir noch bis 01:00 Uhr zu sechst in einem Zimmer bei Sekt und Bier. Dann reicht es aber.

Bild 44 – Wiedersehen mit Sabine Ihde (Koske).
Bild 45 – Barbara und Peter Bürger.
Bild 46 – Treffen der „Alter Adler“ 2020.

(
Bildquelle: Manfred Schmidt)

Seit 2017 schreibe ich an meinen Memoiren. Das Kapitel 10 Fallschirmsport ist 2019 fertig. Ich schicke es einer Reihe Dresdner Kameraden und erhalte viele Ergänzungen und teilweise emotionale Feedbacks. Bei meinen Internetrecherchen stoße ich auf den „PD-47 im Hühnerstall“ von Peter Garbe und nehme Kontakt zu ihm auf. Dabei stellt sich heraus, dass wir beide zur gleichen Zeit auf dem Fallschirmsprung-Lehrerlehrgang 1961 in Schönhagen waren. Seitdem korrespondieren wir heftig miteinander. Über Peter bekomme ich Kontakt zu René Richter und der Interessengemeinschaft „DDR-Fallschirmsport“. Ich bin sehr angetan von ihrem Anliegen, mit ihrer Webseite den fast 40 Jahren DDR-Fallschirmsport und seinen Akteuren ein würdiges Denkmal zu setzen.

Auf dem 21. Treffen der „Alter Adler“ am 22.10.2021 im „Goldenen Löwen“ in Riesa stellen René Richter und Gerd Wetteborn die Webseite vor. Ich bin begeistert und überlasse ihnen meine Kapitel Fallschirmsport und über 600 digitalisierte Fotos. Großes Wiedersehen auch mit Horst Brändel, der während meiner Motorflugausbildung 1958 noch Fallschirmwart am Flugstützpunkt Riesa-Göhlis war. Auch er hat seine „Erinnerungen an den Fallschirmsport der DDR“ aus Sicht eines Mitarbeiters des ZV der GST, als Präsident des Aeroklubs der DDR und als Präsident der Fallschirmsportkommission der FAI akribisch aufgeschrieben. Sie ist nunmehr als Chronik auf dieser Webseite nachzulesen. Ich bin diesmal mit dem Auto in Riesa und nehme auf der Rückfahrt Sonja Schuroff (Becher) mit. Wir machen einen Zwischenstopp am ehemaligen BAZ Riesa-Göhlis, Sonja ist seit der Wende nie wieder hier gewesen. Inzwischen hängt in der Flugleitung eine Tafel „Flugplatz und Stadt Riesa vor 77 Jahren“. 1 m2 Fotos und Dokumente aus der Zeit, als hier die faschistische Luftwaffe flog, aber keinerlei Erinnerung an 40 Jahre Motorflug, Segelflug und Fallschirmsport.

(Bildquelle: Manfred Schmidt)

Zum 22. Treffen der „Alter Adler“ 2022 kann ich leider nicht. Es wurde kurzfristig vorverlegt. Da habe ich schon Fahrkarten und Hotelreservierungen für meine zweiwöchige Radtour durch Flandern/Belgien. Ich bedaure das sehr, weil ich dort endlich Peter Garbe persönlich kennengelernt hätte und weil es der letzte persönliche Gedankenaustausch mit Dietmar Soppart gewesen wäre.

Im August 2022 machen wir Urlaub in Neustadt/Glewe und ich besuche dabei „Schnattchen“ in Plate. Sie sagt mir, dass kommendes Wochenende das traditionelle Rundkappenspringen auf dem Flugplatz Neustadt/Glewe stattfindet. Da würden auch René Richter und Peter Garbe dabei sein. Also fahre ich ein paar Tage vorher mit dem Fahrrad auf den Flugplatz. Ich bin in Neustadt/Glewe nie gesprungen. Ein riesiger Platz, nur ringsherum Wald. In der Flugleitung erkundige ich mich, ob und wann das Rundkappenspringen stattfindet. Der „Flugleiter“ schaut in seinen Computer, hier sei kein Fallschirmspringen eingetragen. Er wisse nichts von einem Rundkappenspringen. Also fahren wir am Wochenende nach Hause. Das Springen war dann doch – Schade.

Am 23.06.2023 bin ich zum 23. Treffen der „Alten Adler“ im „Goldenen Löwen“. „Naturgemäß“ werden wir immer weniger. Zu Beginn unserer Treffen stehen wir auf und gedenken der Kameraden, die inzwischen von uns gegangen sind. Manfred Schmidt übergibt den Staffelstab für die Organisation der Treffen an Gerd Wetteborn weiter.

Bild 48 – Rainer Franke, Gerd Wetteborn und Manfred Schmidt.
Bild 49 – Junger Adler René Richter und alter Adler Rolf Buchner.
Bild 50 – Die GST-Fallschirmspingerkappe von damals – zwischen beiden Bildern liegen 62 Jahre.

(
Bildquelle: Heinz Großer)

Warum habe ich das alles noch aufgeschrieben? Ich bin Chronist – Zeitzeuge. Ich wollte zeigen, dass der Fallschirmsport für viele von uns nicht nur eine zeitweilige Episode zu DDR-Zeiten war, sondern auch danach unser Leben nachhaltig geprägt hat – mit der lebenslangen Freundschaft zu alten und jüngeren Kameraden – und selbstverständlich auch Kameradinnen.

(abgeschlossen Juni 2024)