15. Das Fass läuft über (Teil 2 - 1984)

Wieder zu Beginn des Jahres tagte die FAI-Fallschirmsportkommission 1984 am Stammsitz in Paris. 29 Länder waren der Einladung gefolgt und nach internen Absprachen vertrat Horst Brändel die Interessen der DDR. Dr. Uwe Beckmann leitete die Sitzung souverän. Die Vertreter Frankreichs berichteten über ihre Vorbereitungen der WM in den klassischen Disziplinen 1984 und Jugoslawien gab einen Ausblick auf die Formations-WM 1985. Die Vergabe der WM im Ziel- und Figurenspringen 1986 erfolgte an die Türkei.

Die Vorstellungen von Uwe Beckmann zur Aufnahme des Fallschirmspringens in das olympische Programm wurden erneut diskutiert und fanden Unterstützung bei mehreren Delegierten. Allen war aber bewusst, dass ein solcher Antrag vorher den Ausschluss von Südafrika aus der FAI erforderte. Nach der Lage der Dinge, ein langer Weg mit unsicherem Ausgang, da von mehreren Ländern ein Veto zu erwarten war.

Die neu gestiftete Fallschirmsport-Goldmedaille wurde Generalleutnant Iwan Lissow /UdSSR verliehen.

Die Berichte und Einschätzungen von Meisterschaften und Wettkämpfen kamen immer mehr aus der Feder von Gudrun Pistiak. Als langjährige Redakteurin der „Flieger Revue“ hatte sie immer mehr die Gestaltung der aktuellen Inhalte der Zeitschrift übernommen. Gudrun Pistiak konnte sich mit ihrer offenen Art sich schnell bei aller Altersgruppen der Fallschirmspringer einbringen, war als Gleichgesinnte beliebt und hatte keine Hemmungen, auch als Schiedsrichter tätig zu werden.

Aus den guten Beziehungen des FSC-Oppin zu den Trainingsgruppen des Wasserturmspringens standen nicht nur die jungen Kader im Fokus; eines Tages stand Falk Hoffmann, der bekannte Olympiasieger auf dem Flugplatz. Roland Kappe, der Trainer des Fallschirm-Trainingszentrum Halle, hat ihn ausgebildet und zum begeisterten Fallschirmsportler gemacht.

Bild 1/2 – Gudrun Pistiak ist ein Symbol für die Berichterstattung des Fallschirmsports in der Fliegerrevue geworden.
Bild 3 – Der Olympiasieger im Turmspringen von 1980 Falk Hoffmann bei seiner Paradedisziplin.
Bild 4 – Mit 21 Jahren hat er dann 1982 seine Karriere beendet und ließ sich später u.a. an der
GST-Fallschirmsprungschule Halle-Oppin zum Fallschirmspringer ausbilden.

(Bildquellen: Bild 1 Fliegerrevue 1´1988, Bild 2 privat, Bild 3 Autogrammkarte, Bild 4 Fliegerrevue 2´1984)

Dieter Dastig sorgte wieder für eine niveauvolle Weiterbildung der DDR-Schiedsrichter. Neben der Einweisung in die neuen Regelwerke wurde der praktischen Tätigkeit viel Aufmerksamkeit gewidmet. Sein Stamm um Dieter Strüber, Wolfgang Angerhöfer, Franz Täubrecht, Horst Lasotta, Siegfried Lehmann, Gerd Kassner, Norbert Knappe, Johannes Stübner, Gerhard Hennig, Roland Schleicher, Wolfgang Wegler und Reinhold Falzmann waren ein Garant für gute Schiedsrichterarbeit.

An der Staatlichen Luftfahrtinspektion der DDR wird ein Referat Fallschirmtechnik eingerichtet und Werner Klinnert übernimmt die gestellten Aufgaben zur Erhöhung der Sprungsicherheit. Er war vorher viele Jahre im Fallschirmdienst der NVA tätig gewesen und verfügte über ein hohes Maß an Erfahrung. Im engen Zusammenwirken mit Peter Thalacker vom Zentralvorstand der GST konnten wichtige Entwicklungen vorangebracht werden.

Traditionsgemäß eröffnete der FSC-Oppin seine Wettkampfsaison 1984 mit einem Leistungsvergleich für Nachwuchssportler mit dem Leistungszentrum Brno/ČSSR. Zusätzlich starteten einige Auswahlkader des FSC, um den Leistungsaufbau zu beschleunigen. Bei bestem Sprungwetter wurden gleich ganze Serien von Nullsprüngen gezeigt. Die beste Leistung zeigte Sonja Schneider, bei der nach sechs Runden nur 0,01 m gemessen wurden. Im Figurenspringen waren Reinhard Seyda und Ronald Eilenstein ganz vorn zu finden.

Ähnlich wie beim Militär, wurden für die herangebildeten Motorflugschüler der GST, ein zusätzliches Fallschirmspringen organisiert. Der GST-Sektorenleiter, Heinz Wolf, leitete den Lehrgang, ihm zur Seite standen Bernd Ludewig und Peter Thalacker, die den Unterricht und die praktische Ausbildung anleiteten oder durchführten. Alle 30 der 17-18jährigen Motorflieger absolvierten mehrere erfolgreiche Sprünge.

Beim Albena-Pokal in Bulgarien waren Sportler des FSC-Oppin präsent. Alle der vorgesehenen Zielsprünge wurden als Gruppensprünge am Sandstrand ausgeführt und daraus auch die Einzelwertung, ohne Trennung für Frauen und Männer, abgeleitet. Sybille Schwab belegte den vierten Rang, gefolgt von Sonja Schneider. Das Gruppenspringen, ergänzt durch Reinhard Seyda und Karsten Dittrich, entschied die DDR-Vertretung für sich.

Nach Bernd Wiesner feierten Peter Gläser und Rolf Müller den 5000. Fallschirmsprung, Heike Glaw hatte 3000 und Kerstin Steinmeier 2000 zu Buche stehen. Es wurde auch wieder geheiratet; Michaela Bunge, Holger Franke, Karsten Dittrich, Andreas Dunsch und Matthias Sterzel tauschten mit ihren Partnern die Ringe.

Durch tragische Unfälle verloren Heidrun Behr und Franz Jentsch ihr Leben. Eine tückische Krankheit riss Dr. Klaus-Dieter Floßmann von unserer Seite. Alle drei waren auf vielen Flugplätzen in ihrem geliebten Sport unterwegs. Heidrun Behr war bei zahlreichen Wettkämpfen und Meisterschaften erfolgreich dabei, Franz Jentsch machte sich als Konstrukteur der DDR-Zielmessanlage verdient und Klaus-Dieter Floßmann war einer der verdienstvollsten Fallschirmsprunglehrer.

Bild 5 – Heidrun Behr, Sportmannschaft des BAZ Karl-Marx-Stadt.
Bild 6 – Fallschirmsprunglehrer Franz Jentsch von der GO Jena.
Bild 7 – Ebenfalls von der GO Jena war Fallschirmsprunglehrer Dr. Klaus-Dieter Floßmann.

(Bildquellen: Bild 5 Fliegerrevue 8´1981, Bild 6 Manfred Stötzner (+), Bild 7 Aerosport)

Es rumorte auf allen Ebenen beträchtlich, der Führungsstil von General Baustian wurde immer unerträglicher. Fluglehrer und Fallschirmsprunglehrer wurden während der Ausbildung, oft wegen Kleinigkeiten, angezählt. Bei zentralen Tagungen mussten gestandene Funktionsträger „strammstehen“ und sich erniedrigen lassen. Im Zentralvorstand der GST herrschte eine nie dagewesene Stimmung voller Abscheu und mühsam ertragener Demütigung. Der General wurde immer mehr zur Hassfigur.

Nach einer Attacke von General Baustian gegen alles, was sich am Flugplatz Halle-Oppin bewegte, suchte der Leiter der Fallschirmsprungschule, Jürgen Meinhard, ein Gespräch mit dem Vorsitzenden der GST. Er schilderte Vizeadmiral Kutschebauch unverblümt die Zustände und die Stimmung im Flug- und Fallschirmsportbereich der GST. Auch aus anderen Quellen waren dem Vorsitzenden die Vorwürfe nicht neu. Hinzu kamen unkontrollierte Alkoholexzesse, die in die Öffentlichkeit gelangten. Zum Ende der Ära Baustian stand eine Auseinandersetzung zwischen General Baustian, seinen bisherigen Stellvertreter Hans-Peter Otto und Horst Brändel, im Beisein des Vorsitzenden der GST.

Hans-Peter Otto wurde als Leiter des Flug- und Fallschirmsportes der GST benannt und erhielt, nach dem Ausscheiden des langjährigen Präsidenten des Aeroklubs der DDR, Heinz Schubert, zusätzlich diese Funktion zuerkannt. Horst Brändel blieb Generalsekretär des Aeroklubs der DDR. Wieder stand der Wettkampf der sozialistischen Länder auf dem Jahresprogramm. Die Reihenfolge bestimmte Polen zum Veranstalter und in Bielsko Biala war für die 100 Teilnehmer aus 9 Ländern alles hergerichtet. Die DDR-Sportler, ohne Sonja Schneider und Gabriele Bauer, erkämpften zehn Medaillen. Zum Erfolg kam Bernd Wiesner im Einzelzielspringen, wo er sich im Stechen mit Stefan Stefanow / Bulgarien die Medaille teilen musste, da das Wetter nicht mehr mitspielte. Andreas Müller konnte nach dem ersten Stechen den dritten Rang für sich behaupten. Bei den Frauen belegte Cornelia Fischer den zweiten Platz. Das Figurenspringen wurde nach der alten Praxis, ohne Video-Technik, durchgeführt. Für viele der Schiedsrichter eine ungewohnte Form und viele Bewertungen waren von Kopfschütteln begleitet. Bei den Frauen gingen die ersten beiden Plätze an die UdSSR-Springerinnen, Kerstin Steinmeier wurde Dritte und Cornelia Fischer folgte ihr auf Rang 4. Bei den Männern ein ähnliches Bild und Ronald Eilenstein belegte Platz vier, ihm folgten Gerd Harzbecker und Reinhard Seyda. In der Gesamtwertung konnte sich Bernd Wiesner als Sieger feiern lassen, während Cornelia Fischer den zweiten Rang erreichte. Im Gruppenspringen reichte es für beide Mannschaftsteile zum dritten Platz und so endete auch die Gesamtmannschaftswertung. Der Flugplatz, am Rande der Beskiden, war für die Wettkämpfe gut hergerichtet worden, hielt aber für das Fallschirmspringen schwierige Windbedingungen bereit, was besonders beim Gruppenspringen für manche Überraschung sorgte.

Tiefe Regenwolken und böiger Wind waren das Markenzeichen der 19. Deutschen Meisterschaft der DDR in Eilenburg. Die 38 Männer und 24 Frauen konnten eben aus diesen Gründen nur das Zielspringen zum Titelkampf werden lassen. Im Einzelzielspringen siegte nach den fünf Durchgängen Elme Schütze mit 0,00 m. Michaela Franke, auch vom SV Dynamo, folgte ihr mit 0,01 m, gleichauf mit Angela Seidel vom FSC-Oppin. Bei den Männern war wieder Bernd Wiesner der Chef im Zielkreis, er markierte alle seine Sprünge auf dem Nullpunkt, musste seine Medaille allerdings mit Peter Gläser teilen. Andreas Müller kam mit 0,01 m auf den dritten Rang, auch er war zu einer Teilung gezwungen, denn der junge Ingo Kamm vom FSC-Oppin jubelte nach seiner letzten Nulllandung über seinen Erfolg. In der Juniorenwertung war dann auch Ingo Kamm der Sieger, während Michaela Franke bei den jungen Frauen gewann. Als bester Sportler aus den Bezirken wurde Gunter Ebermann aus Leipzig geehrt. Erfreulich war, dass wieder mehr Springer aus den Bezirken den Weg zur Meisterschaft fanden. Das Gruppenspringen war ein Erfolg für die Frauen und Männer des SV Dynamo.

Impressionen von der XXI. DDR-Meisterschaft in Eilenburg:

Bild 8 – Wettkämpfer beim Anlegen der Sprungausrüstung.
Bild 9 – Die DDR-Meisterin im Einzelzielspringen Elme Schütze kurz vor der Landung.
Bild 10 – Mit 0,01 m Abweichung nach fünf Sprüngen belegte Angela Seidel vom FSC der GST den 3. Platz.
Bild 11 – Der Jüngste sorgte in Eilenburg für die große Überraschung; Juniorenmeister Ingo Kamm vom FSC.
Bild 12 – Fehlerfrei und erneut DDR-Meister im Einzelzielspringen wurde Bernd Wiesner vom SC Dynamo.
Bild 13 – Die Sieger im Gruppenzielspringen vom SC Dynamo mit (v.l.n.r.) Kerstin Steinmeier, Heike Glaw,
Barbara Harzbecker, Elme Schütze und (verdeckt) Cornelia Fischer.
Bild 14 – Die besten Juniorinnen der 84er DDR-Meisterschaft: (v.l.n.r.) Sybille Schwab (0,04 m),
Michaela Franke (0,01 m) und Evelyn Artelt (0,07 m).
Bild 15 – Die Besten aus den Bezirken waren: (v.l.n.r.) Karl-Heinz Müller (0,04 m), Gunter Ebermann (0,03 m),
Claus Schneider und Rolf Kühnert (beide 0,08 m). Alle kamen aus dem Bezirk Karl-Marx-Stadt.

(Bildquellen: Bild 8 Kerstin Gärtner, Bild 9/12/13 Fliegerrevue 9´1984, Bild 10/11/14/15 Fliegerrevue 10´1984)

Der internationale Komplexwettkampf wurde überraschend von Moskau nach Witebsk in Weißrussland verlegt, die Anlage in Moskau war wohl nicht ausreichend betriebsbereit gewesen. Wieder begannen die Wettkämpfe mit einer beeindruckenden Flugveranstaltung. Dem bewährten Konzept folgend, waren in der DDR-Mannschaft einige Leistungskader der klassischen Disziplinen aufgeboten worden. So siegte Frank Stieler mit 0,03m, nach sechs Durchgängen, das Zielspringen. In Wiederholung seines Erfolges vom Vorjahr, siegte Jens Fichtmüller im Freistilschwimmen. Im Crosslauf reichte es für Helmut Becher zum sechsten Platz. Beim Schießen auf eine Scheibenwechselanlage aus der DDR, konnten nur mittlere Platzierungen geschossen werden. Im abschließenden Gruppenspringen belegte das DDR-Team hinter Ungarn den zweiten Rang. Die Gesamtwertung endete mit dem dritten Rang, hinter der UdSSR und der Mannschaft aus Nordkorea.

Frankreich, eines der traditionsreichsten Länder im Fallschirmsport, war 1984 Veranstalter der Weltmeisterschaft in den klassischen Disziplinen. Im südlich gelegenen Vichy hatten die Macher im Französischen Fallschirmsportverband eine Infrastruktur der „kurzen Wege“ ausgewählt.  Das Zielspringen wurde erstmals nicht auf einem Flugplatz, sondern inmitten einer großzügigen Sportanlage ausgetragen. Auch die Unterkünfte der Teilnehmer und die gesamte Versorgung waren in unmittelbarer Nähe. Keine der sonst üblichen Busse, immer nur ein kleiner Fußweg.

Für die Teilnahme an den Titelkämpfen waren 71 Frauen und 135 Männer, aus 30 Ländern, nach Vichy gereist. Der DDR-Mannschaft gehörten Cornelia Fischer, Kerstin Steinmeier, Heike Glaw, Elme Schütze und Barbara Harzbecker sowie Ronald Eilenstein, Andreas Müller, Axel Lukas, Gerd Harzbecker und Bernd Wiesner an. Dazu das Trainerpaar Walter Greschner und Karl-Heinz Wolf. Bewährt auch die beiden Schiedsrichter Dieter Dastig und Dr. Dieter Strüber. Als Mediziner war wieder Dr. Peter Meier vertreten und Manfred Wuttig leitete die Mannschaft. Horst Brändel begleitete die DDR-Vertretung als Mitglied der internationalen Jury.

Alles fühlte sich bei dieser WM etwas anders an, der kompakte Veranstaltungsort, mit Blumen, Sträuchern und Bäumen war mehr eine Idylle für Freizeit und Ferien. Das legte sich aber bald, denn die Wettkämpfe begannen mit dem Figurenspringen. Mit Hubschraubern „Puma“ wurden die Springer auf die 2000m Höhe gebracht und über dem Flughafengelände abgesetzt. Alle Sportler hatten drei Durchgänge zu absolvieren und die zwanzig besten Männer und 10 besten Frauen konnten dann, in umgekehrter Reihenfolge starten. Gleich vier Sportler der DDR, Ronald Eilenstein, Gerd Harzbecker, Axel Lukas und Andreas Müller, erreichten die Finalrunde. Das Finale musste aber wegen der Wetterbedingungen und der erstmals vorgesehenen Direktübertragung im französischen Staatsfernsehen etwas verschoben werden. Nikolai Uschmajew aus der UdSSR überflügelte das ganze Teilnehmerfeld mit einem nahezu perfekten Sprung und verwies die bis dahin führenden Gerd Harzbecker und Ronald Eilenstein auf die Plätze 2 und 3. Trotzdem ein großer Erfolg für die Mannschaft der DDR. Nach anfänglichen Schwächen verbesserten sich die DDR-Frauen in den Vorrunden und Barbara Harzbecker und Cornelia Fischer erkämpften sich einen Platz unter den ersten 10 Bestplatzierten. Mit einem grandiosen Finalsprung von 6,60 s plus 0,6 s Strafzeit wurde Barbara Harzbecker neue Weltmeisterin im Figurenspringen. Beifall und Jubel für die sympathische Sportlerin aus dem Norden der DDR. Verhängnis für einige Sportler war ihr hohes Risiko bei der Sprungausführung, was von den Schiedsrichtern, im Mehrfachdurchlauf und in der Zeitlupe, mit Strafzeiten belegt wurde. Als Hauptschiedsrichter im Figurenspringen fungierte Dieter Strüber.

 

Impressionen von der XVII. Weltmeisterschaft in Frankreich: 

Bild 16 – Das Logo der WM.
Bild 17 – Die DDR-Delegation mit: (v.l.n.r.) Walter Greschner (Trainer der Damen), Bernd Wiesner, Heike Glaw, Axel Lukas, Kerstin Steinmeier, Gerd Harzbecker,
Cornelia Fischer, Ronald Eilenstein, Barbara Herzbecker, Andreas Müller, Dieter Dastig (Schiedsrichter), Dr. Dieter Strüber und Karl-Heinz Wolf (Trainer der Herren).
Bild 18 – Die Bronzemedaille der DDR-Damen.

(Bildquellen: Bild 16 unbekannt, Bild 17 Kerstin Gärtner, Bild 18 Barbara Czemerys)

Zeitgleich mit dem Figurenspringen der Männer absolvierten die Frauen das Zielspringen. Die Absetzflugzeuge „Pilatus-Porter“ starteten auf dem Verkehrsflughafen und setzten die Springer über der Sportanlage ab. Das Programm sah 6 Durchgänge für alle Teilnehmer vor, es musste wegen der Wetterbedingungen jedoch auf 5 Runden reduziert werden. Für die erste Finalrunde qualifizierten sich jeweils ein Drittel der Starterinnen, die zweite Finalrunde erfolgte dann mit den besten 12 Sportlerinnen. Siegerin wurde die Chinesin Mai Yu mit 0,05 m Zielabweichung. Barbara Harzbecker hatte es auf Rang sechs geschafft und die anderen DDR-Starterinnen waren in der ersten Finalrunde ausgeschieden. Erneuter Jubel, denn in der Kombinationswertung hatte Barbara Harzbecker mit ihren Leistungen die Krone zur absoluten Weltmeisterin erreicht. Nochmals viel Beifall, Tränen und Freudensprünge. Bei den Männern siegte Sergej Skuropat aus der UdSSR, punktgleich mit dem lange Zeit führenden Belgier Dirk Boidin, mit jeweils 0,03 m. Vierter wurde Ronald Eilenstein mit 0,04 m, der damit in der Kombination ebenfalls als absoluter Weltmeister gefeiert wurde. Ein Doppelsieg, den es bisher im Fallschirmsport der DDR noch nicht gegeben hatte.

Im Gruppenzielspringen sicherten sich die DDR-Frauen in der Finalrunde den dritten Platz, während die Männer nur auf Rang 13 kamen. Ausgerechnet der bisher so zielsprungsichere Bernd Wieser hatte einen Ausrutscher mit 0,68 m. Sieger wurden die beiden Mannschaften der UdSSR, die dazu auch noch die Gesamtmannschaftswertung gewannen. Die DDR-Frauen rechneten die Weltmeisterschaft mit der Silbermedaille ab und die Männer erkämpften den Bronzerang. Barbara Harzbecker war die erfolgreichste Sportlerin der Weltmeisterschaft in Frankreich. Der Medaillensegen war eine beeindruckende Folge nach vier Weltmeisterschaften. Auch die Finals im Zielspringen wurden im Fernsehen übertragen.

Die DDR-Sportler nutzten ihre bewährten RL-12/2 Fallschirme, die den anderen Typen in keiner Weise nachstanden. Allerdings war das Zielspringen bei stärkerem Wind durch die nahen Gebäude und Bäume beeinträchtigt. Sogar ein Stromausfall bei der Windmessung verhalf einigen Springern zu sehr umstrittenen Wiederholungssprüngen. Im Figurenspringen hatte sich die Tandemanordnung des Sprung- und Rettungsfallschirms bewährt. Zur Gewichtseinsparung wurden wieder verstärkt Lederhauben verwendet und die Sprungschuhe wichen leichten Laufschuhen oder Spezialanfertigungen.

Der Französische Fallschirmsportverband hatte eine vorbildliche Weltmeisterschaft organisiert und erhielt dafür Dank und Anerkennung.

Impressionen von der XVII. Weltmeisterschaft in Frankreich: 

Bild 19 – Absoluter Weltmeister in der Einzelwertung wurde Ronald Eilenstein. Außerdem konnte er noch eine Silber- und eine Bronzemedaille mit nach Hause nehmen.
Bild 20 – Die strahlenden Sieger in der Gesamtmannschaftswertung waren die Frauen der UdSSR vor der DDR und der VR China.
Bild 21 – Die erfolgreichste Sportlerin der WM und absolute Weltmeisterin wurde Barbara Harzbecker.

(Bildquellen: Bild 19 unbekannt, Bild 20 / 21 Kerstin Gärtner)

Der traditionsreiche Wettkampf um den Messepokal konnte auch 1984 fortgesetzt werden. Gäste kamen aus Brno aus der ČSSR. Die beiden DDR-Sportclubs waren mit Nachwuchskadern vertreten und die Zahl der Sportler aus den Bezirken nahm wieder zu. Das Zielspringen, mit fünf Durchgängen, wurde in Dreiergruppen durchgeführt und die erreichten Leistungen galten zugleich in der Einzelwertung. Daniela Baum vom SC Dynamo und Frank Stieler vom FSC-Oppin sicherten sich die Einzelwertung. Das Gruppenspringen gewannen zwei Dynamo-Mannschaften, vor gleich fünf Gruppen des FSC-Oppin. Beste Bezirksmannschaften wurden Karl-Marx-Stadt vor Schwerin und Leipzig.

Halle-Oppin wurde ausgangs des Jahres noch einmal Gastgeber eines internationalen Wettkampfes. Neben Sportlern der beiden DDR-Sportclubs waren Teilnehmer aus Ungarn, Polen und Belgien am Start. Extrem ungünstiges Sprungwetter erlaubte nur ein Minimalprogramm und das Gruppenspringen fiel ganz aus. Im Zielspringen teilten sich nach nur drei Runden Daniela Baum, Birgit Enke vom SC Dynamo und die Belgierin Solange Kempeners, mit jeweils 0,00 m den ersten Platz. Ein Stechen war nicht mehr möglich. Bei den Männern das gleiche Bild. Andreas Dunsch, Michael Grumbach und Poland Barthels erzielten alle die 0,00 m. Im Figurenspringen war die Reihenfolge – Daniela Baum, Birgit Enke und E. Wroblewska aus Polen. Bei den Männern Reinhard Seyda, Andreas Müller und der Ungar F. Negyest.