13. Wieder Tiefschläge und Medaillen (1980 - Teil 2)

Zum Jahresbeginn 1980 tagte die FAI-Fallschirmsportkommission wieder am Hauptsitz der FAI in Paris. Die Vertreter der Fallschirmsportföderation Frankreichs berichteten über die sportlich sehr erfolgreich durchgeführte WM im Formationsspringen in Chateauroux. Uwe Beckmann ergänzte den Bericht, aus der Sicht des Chefschiedsrichters, mit Vorschlägen zur zukünftigen Gestaltung der Sequenzen und deren Bewertung.

Der bulgarische Delegierte gab einen Ausblick auf die bevorstehende WM in den klassischen Disziplinen in Kasanlik. Die CIP bestätigte die Beibehaltung des bisherigen Reglements, mit wenigen Präzisierungen. Die Verkleinerung der Zielscheibe von 10 auf 5 Zentimeter Durchmesser wurde vorerst nicht bestätigt. Es bestehen noch Probleme in der technischen Zuverlässigkeit der Messanlagen und es sind weitere Erprobungen erforderlich. Richard Bennett aus Kanada, erhielt die Berufung als Chefschiedsrichter.

Bei Bewerbungen aus Brasilien und den USA, entschied sich das Gremium für die Ausrichtung der 4. Weltmeisterschaft im Formationsspringens in den USA. Die 16. Weltmeisterschaft in den klassischen Disziplinen wurde zur Ausrichtung an die CSSR vergeben.

Die Anerkennung von Weltrekorden in den Zielsprungkategorien wird zukünftig nur noch mit dem Nachweis elektronischer Messung erfolgen. Die erste Anerkennung betraf einen Rekordversuch der UdSSR-Springer, Alexander Aasmiae, mit 50 Nulllandungen und von Soja Nikolajewa, mit 25 Nulllandungen. Im Formationsspringen erziele eine Gruppe aus den USA, mit 24 Springern in einer Sternformation, ebenfalls eine neue Rekordleistung.

Mit großer Aufmerksamkeit nahm die CIP verschiedene Berichte von Delegierten über die Entwicklungen im sogenannten Kappen-Formationsspringens entgegen. War dieses Geschehen bisher mehr eine Show bei Veranstaltungen gewesen, bildeten sich Tendenzen zu Wettkampfformen und Rekordversuchen heraus. Die CIP bildete eine Arbeitsgruppe zur Bestimmung von konkreteren Arbeitsschritten.

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Bild 1 – Einer Dreier-Kappen-Formation.
Bild 2 – Schema einer verwendeten Annährungsvarianten in Drauf- und Seiteansicht.
Bild 3 & 4 – Der Blick nach oben und nach unten in einer Formation.

(Bildquellen: Bild 1 Fliegerrevue 1´1987, Bild 2 Fliegerrevue 5´1979, Bild 3 & 4 Fliegerrevue 6´1983)

Das bisherige Büro der CIP wurde erneut gewählt. Als 2. Vizepräsident erhielt Charles Shea-Simonds (Charly) aus England, die meisten Stimmen.

Im Zentralvorstand der GST nahm Bernd Ludewig eine Tätigkeit als Inspekteur Fallschirmsport auf. Er kam als Reservist von den Fallschirmjägertruppen zur GST und hatte die Erfahrungen, was sich in diesen Truppen ereignete und in der Ausbildung erforderlich war.

Die Versuche, die DDR über die Berliner Mauer oder Grenzbefestigungen zu verlassen, nahmen zu Beginn der achtziger Jahre weiter zu. Trotz der rigorosen Maßnahmen in der GST, über kaderpolitische Auswahlverfahren und Sicherung der Abstellplätze der Flugzeuge, häuften sich die Republikfluchten auf dem Luftweg. Es waren nicht fremde Personen, die sich eines Flugzeuges zum Grenzübertritt bemächtigten, sondern Piloten in ihrer GST-Bekleidung. Nicht nur Familienväter, die mit ihrer Familie in den Westen wollten, auch junge Flugschüler, ohne Westverwandtschaft und unverdächtiger Kaderakte, gingen solche Wege. General Baustian, der für „Ordnung“ sorgen sollte, stand mit seinen Maßnahmen vor dem Zusammenbruch. Die persönlichen Konsequenzen waren ja schon angedroht.

Keiner der ziviltätigen Mitarbeiter im Zentralvorstand waren eingeweiht, oder in eine Beratung einbezogen worden, als General Baustian seine Pläne zur sogenannten Reorganisation des Flugsports der DDR vorlegte. Schon der Name war blanker Hohn und die Wirkungen ein Schlag in das Gesicht der Mehrheit der Flug- und Fallschirmsportler. Die Anzahl der 72 Flugplätze mit Luftsporttätigkeit wurden auf 36 reduziert. Die geschlossenen Flugplätze blieben als Reserve zwar erhalten, die dortigen Mitglieder auf die verbleibenden Plätze, einschließlich der Flugzeuge und Technik, umgesiedelt. Von der Schließung waren besonders die grenznahen Flugplätze betroffen. Der praktische Fallschirmsprungbetrieb musste in den Bezirken eingestellt und an der neugegründeten Fallschirmsprungschule Halle-Oppin konzentriert werden. Dazu sollten durch die Bezirksorganisationen Lehrgangsgruppen gebildet werden, die nach einer zentralen Planung, die Schule besuchen konnten. Die theoretische und Bodenausbildung erfolgte weiter in den Ausbildungsgruppen und bezirklichen Sektionen. Die vorhandenen Absetzflugzeuge wurden nur zum Teil nach Halle-Oppin umgesetzt, auch ein größerer Teil der Fallschirmtechnik verblieb in den dortigen Fallschirmlagern. Die Berufung als Leiter der Fallschirmsprungschule erhielt der aus Gera kommende Jürgen Meinhard, ein Motorfluglehrer und kein gestandener Fallschirmspringer, als sein Stellvertreter für die Ausbildung wurde Lothar Garus eingesetzt.

Alle Versuche dieses Unterfangen auszureden oder abzuschwächen erhielten eine strikte Ablehnung. Der Chef der GST, General Teller, ging diese harte Gangart entschlossen mit, denn er wollte seine Karriere nicht in Gefahr bringen. Die Bezeichnung „Flug- und Fallschirmsport“ war nicht mehr erwünscht, General Baustian nannte sich demonstrativ, Stellvertreter des Vorsitzenden für Flug- und Fallschirmsprungausbildung. In der ehemaligen Abteilung Flugsport nahm die Kommandosprache überhand. Mistrauen, Voreingenommenheit und Einschüchterung gegen alle, die noch an den Sport glaubten. Sogar das Mitteilungsblatt des Aeroklubs der DDR, als Beilage in der Zeitschrift Fliegerrevue, musste eingestellt werden.

Bild 5 – Bernd Ludewig, Inspekteur Fallschirmsport im ZV der GST.
Bild 6 – Generalmajor Gerhard Baustian, stellv. Vorsitzender für Flug-und Fallschirmsprungausbildung im ZV der GST.
Bild 7 – Standorte und Flugplätze, welche durch die Reduzierung geschlossen wurden.
Bild 8 – Lothar Garus wurde Stellvertreter für die Ausbildung an der Fallschirmsprungschule Halle-Oppin.

(Bildquellen: Bild 5 „Es ist nicht nur der Sprung“, Bild 6 Fliegerrevue 2´1982, Bild 7 privat, Bild 8 Fliegerrevue 8´1982)

Auch die Wettkampftätigkeit wurde beschnitten. Die beim Nachwuchs oder den Bezirkssportlern so beliebten DDR-offenen Wettkämpfe, konnten nicht mehr weitergeführt werden. Nur die DDR-Meisterschaft und internationale Wettkämpfe waren ohne Einschränkung weiter möglich.

Die DDR-Fallschirmsportkommission wurde unter die Leitung von Heinz Wolf gestellt, nachdem der bisherige Vorsitzende, Wolf-Dieter Langer, sich gegen die Maßnahmen gestellt hatte. Für viele Fallschirmspringer, und besonders die Fallschirmsprunglehrer, brach eine vermeintlich heile Welt zusammen, nur die Optimisten hofften auf Einsichten und bessere Zeiten.

Genau in dieser Phase erschütterte ein moralisches Vergehen am Fallschirmsportclub Halle-Oppin den Leistungssport der GST. Andreas Partsch, mehrfacher Weltmeister und bis dahin erfolgreichster Fallschirmsportler der DDR, wurde aus dem Auswahlkader ausgeschlossen und beendete seine Laufbahn. Der GST-Vorsitzende sprach erneut ein Machtwort und wollte damit wohl auch seine Stärke demonstrieren. Alle Versuche zum Umdenken und Fürsprachen prallten ab.  Gleich dazu wurde der bisherige Leiter, Heinz Thormann, von seiner Funktion entbunden. Dr. Hermann Knorn übernahm die Leitung des Fallschirmsportclubs.

Während die Aussperrung vom Flugsport bisher hauptsächlich die Motor- und Segelflieger betraf, mussten jetzt auch Fallschirmspringer ihren geliebten Sport aufgeben. Unbarmherzig wurde da von den Sicherheitsorganen zugeschlagen. Auch Prominente des DDR-Fallschirmsports, wie Rolf Buchner wurden suspendiert. Die Mutter im Westen genügte, um diesen verdienstvollen Mann auszuschließen. 

Bild 9 – Der neue Leiter der DDR-Fallschirmsportkommission wurde Heinz Wolf.
Bild 10 & 11 – Andreas Partsch und Rolf Buchner wurden vom Fallschirmsport ausgeschlossen.
Bild 12 – Die Leitung des FSC der GST in Halle-Oppin übernahm Dr. Hermann Knorr.

(Bildquellen: Bild 9 Fliegerrevue 7´1977, Bild 10 Sabine Ihde privat, Bild 11 Fliegerrevue, Bild 12 Gerd Wetteborn)

Zur Aufhellung der Stimmung drehte die DEFA, an der Fliegerschule Schönhagen, einen Lustspielfilm „Oben geblieben ist noch keiner“, mit Heinz Rennhack in der Hauptrolle. Der Film mit viel Blödelei und offenherzigen Kostümen und manchmal auch ohne diesen, wurde allerdings nicht zum Kassenschlager und verschwand bald von den Leinwänden.

Bild 13 & Video 1 – Heinz Rennhack und Solveig Müller im DEFA-Lustspielfilm „Oben geblieben ist noch keiner“.

(Bild- und Videoquellen: Bild 13 unbekannt, Video 1 DEFA-Studio)

Die Nachwuchsmannschaft des SV Dynamo reiste zu einem Pokalspringen nach Bulgarien. Beim Treffen mit bulgarischen Landesgruppen erreichten die Dynamo-Sportler sechs Medaillen. Im Figurenspringen erreichte Jürgen Böhme, mit einer Zeit von 7,57 s, den zweiten Platz und Steffen Rüdiger wurde Sieger im Zielspringen, mit 0,03 m nach 10 Durchgängen. Dazu noch der Sieg im Gruppenspringen und der Gesamtwertung.

In Halle-Oppin war eine Mannschaft des Grazer Fallschirmsportclubs zu Gast. Es wurde das gesamte Weltmeisterschaftsprogramm absolviert. Im Einzelspringen teilten sich Gerd Harzbecker und Mathias Sterzel, mit jeweils 0,07 m, den Sieg. Auch um den dritten Platz hatten sich Andreas Müller und der Österreicher Franz Seidler ein hartes Duell geliefert.

Das Figurenspringen beendete Ronald Eilenstein souverän mit 6,8 s vor Gerd Harzbecker. In den „stürmischen Zeiten“ in Halle-Oppin, hatten die Gastgeber ein umfangreiches Rahmenprogramm für ihre österreichischen Gäste organisiert.

Bild 14 – Matthias Sterzel vom FSC der GST. Er war im Auswahlkader der Komplexwettkampf-Mannschaft.
Bild 15 – Andreas Müller, Leistungsspringer des Fallschirmsportclubs der GST.
Bild 16 – Unter 7 Sekunden absolvierte Ronald Eilenstein die Figurenkomplexe.

(Bildquellen: Bild 14 Fliegerrevue 11´1983, Bild 15 Gerd Wetteborn, Bild 16 Laurie Sams)

Und wieder war Leipzig der Austragungsort des Wettkampfes der sozialistischen Länder. Zu den ständigen Teilnehmern war eine Vertretung aus Kuba und Nord-Korea angereist. Im Figurenspringen siegte nach den vier Durchgängen Irina Walkhoff, mit 7,36 s, gefolgt von der unverwüstlichen Maja Kostina aus der UdSSR und der wieder aktiver Sonja Schneider. Bei den Männern war Grigori Surabko, ebenfalls aus der UdSSR, mit 6,47 s nicht zu schlagen. Ihm folgte Ronald Eilenstein, mit 6,93 s.

Das Gruppenspringen endete nach vier Runden mit dem Sieg der UdSSR Frauen, mit 0,15 m, gefolgt von der CSSR und der Auswahl der DDR. Bei den Männern lag Bulgarien, mit 0,11m, gleichauf mit Ungarn. Die DDR-Mannschaft erreichte den vierten Rang. Wegen der fast durchgängigen Wetterprobleme, konnte das Einzelzielspringen nicht durchgeführt werden. Die Mannschaftsleiter einigten sich, die Leistungen des Gruppenspringens zur Wertung heranzuziehen. Bei den Frauen siegte Maja Kostina mit 0,00 m, Barbara Buchholz erreichte 0,03m und belegte den vierten Rang. Bei den Männern lagen gleich zehn Springer mit 0,00 m vorn, unter ihnen Hans-Walter Grenz. Ein Stechen war nicht mehr möglich und so blieb es bei der wohl einmaligen Wertung. Mit Ausnahme von Kuba, nutzten alle anderen Mannschaften Stauluftgleiter. Ein Teil der DDR-Sportler nutzte erstmals den neuen Gleiter RL-12, mit einer Art Vorflügel. Die Springer sprachen von besseren Flugeigenschaften im angebremsten Zustand. Der RL-12 war zudem mit einem neuen Gurtsystem und Schnelltrennverschlüssen TSS ausgestattet. Die Koreaner nutzten einen RL-10 Nachbau mit Öffnungsschieber.

Was war das für ein Sommer, Regen und Wind, bei fast allen Tagen der 15. Deutschen Meisterschaft der DDR in Eilenburg. Ein harter Kampf für Wettkampfleiter Manfred Wuttig und Hauptschiedsrichter Dieter Dastig, dem schließlich auch das Gruppenspringen zum Opfer fiel. Alle 35 Männer und 11 Frauen nutzten den RL-12 und RL-10, ein freudiger Gewinn für die Bezirksspringer aus Dresden, Magdeburg und Leipzig. Wegen dem Ausfall der DDR-offenen Wettkämpfe, war keine Qualifikation möglich gewesen. Der Wettkampf reduzierte sich von den vorgesehenen neun Tagen auf praktisch zwei und da wurde bis zum Einbruch der Dunkelheit gesprungen. Sogar die Siegerehrung erfolgte am Abschlusstag erst um Mitternacht.

Nach sechs Durchgängen im Zielspringen war Sonja Schneider, mit 0,02 m, die erfolgreichste Starterin. Mit 0,08 m folgte ihr Bettina Damer und den dritten Platz belegte Carola Wiesner, die auch wieder mit dabei war. Bei den Männern wieder ein kurioser Abschluss, Gerd Harzbecker siegte mit 0,00 m und elektronisch gemessen, landeten gleich sechs Springer auf dem 2. Rang. Weil ein Stechen nicht mehr möglich war, erhielten Reinhard Seyda, Hans-Walter Grenz, Roland Podbiel, Andreas Hampel, Peter Gläser und Claus Schneider, mit 0,01 m, eine Silbermedaille.

Im Figurenspringen hatte sich, mit sauber gesprungenen Komplexen, Sonja Schneider, mit 7,75 s, die Goldmedaille gesichert. Irina Walkhoff war zwar in ihren Sprungfolgen sehr schnell, musste aber Strafzeiten hinnehmen und belegte den zweiten Rang. Carola Wiesner wurde Dritte. Bei den Männern war es dann wieder Reinhard Seyda, vor Ronald Eilenstein und Hans-Walter Grenz. Gerd Harzbecker musste ein Debakel verkraften, nach dem Absprung hatte sich eine seitliche Halterung seines Rettungsfallschirms gelöst und das machte einen Figurensprung unmöglich.

Gesamtsiegerin wurde Sonja Schneider und sie war damit die erfolgreichste Sportlerin der Meisterschaft. Ihr folgten Carola Wiesner und Elme Schütze. Bei den Männern ging der Sieg an Reinhard Seyda, gefolgt von Hans-Walter Grenz und Peter Gläser. Bei den Junioren siegte Andreas Müller, ihm folgte Jens-Uwe Lasotta und Andreas Hampel.

Bild 17 – Abendstimmung am Zielkreis, bis zum Sonnenuntergang musste an den letzten beiden Tagen gesprungen werden.
Bild 18 – Die Nullscheibe der XV. DDR-Meisterschaften.
Bild 19 – Hartes Training zahlt sich aus. Sonja Schneider siegte in allen Einzeldisziplinen.
Bild 20 – Der Figuren – und Kombinationsmeister 1980 hieß Reinhard Seyda.

(Bildquellen: Bild 17 Fliegerrevue 9´1980, Bild 18 privat, Bild 19 „Für Dich“ 39´1981, Bild 20 Gerd Wetteborn)

Der französische Fallschirmsportverband hatte erneut eine DDR-Mannschaft zur Teilnahme an der Französischen Meisterschaft nach Chateauroux eingeladen. Irgendwie hatte sich eine langjährige Partnerschaft entwickelt. Wahrscheinlich lag es am Leistungsvergleich auf hoher sportlicher Ebene, den gewachsenen Beziehungen und der sport-politischen Förderung der Regierungen in dieser Zeit.

Gestartet wurde in zwei Leistungsklassen, in der Klasse „National“, mit 18 Frauen und 40 Männern, war auch die DDR-Mannschaft eingeteilt. In der anderen Klasse waren die regionalen Teams und der Nachwuchs versammelt. In allen sieben Wertungen gab es Siege für die DDR-Sportler. Bei den Männern siegte Reinhard Seyda im Figurenspringen und Bernd Wiesner war im Zielspringen und der Gesamtwertung erfolgreich. Bei den Frauen teilen sich Barbara Buchholz im Einzelziel, Irina Walkhoff im Figurenspringen und Sonja Schneider in der Gesamtwertung die Siege. In der gemeinsamen Mannschaftswertung siegten die DDR-Männer, die Frauen belegen den fünften Rang.

Beim 10. Komplexwettkampf trafen sich im bulgarischen Sliven, dem Tal der Pfirsiche, wieder sechs Mannschaften zum Leistungsvergleich. Die DDR-Vertretung war mit einem Team des FSC-Oppin angereist, da die Mannschaft des Vorjahres, wegen der Altersgrenze  nicht mehr startberechtigt war. Das Ergebnis spiegelte diese Entscheidung wieder. Im Einzelzielspringen siegte Mathias Sterzel, mit 0,02m, bei den vier Durchgängen. Auf dem zweiten Platz folgte Andreas Müller und danach Karsten Dittrich. Gemeinsam mit Frank Stieler erkämpfen sie zudem den zweiten Rang im Gruppenspringen. In den anderen Mehrkampfdisziplinen bleiben ihnen nur Platzierungen im hinteren Teil.

Bild 21 – Schauspringen im Stadtzentrum von Sliven (Bulgarien).
Bild 22 – Das Logo des X. internationalen Komplexwettkampfes.
Bild 23 – Die Sieger im Einzelzielspringen kamen alle aus der DDR-Mannschaft.

(Bildquellen: Bild 21/22/23 Fliegerrevue 11´1980)

Einige Meldungen sorgten in der internationalen Presse für Schlagzeilen. Die Sportlerin Walentina Zakoretzkaja aus der UdSSR erreichte die sagenhafte Sprungzahl von 8000, und ihr Sprungkollege Nikolai Uschmajew absolvierte dem 8300. Sprung. Eine Gruppe englischer Fallschirmjäger sprangen in 8300 Meter Höhe in Küstennähe ab, überquerten in 22 Minuten den Ärmelkanal und landeten bei Sangatte auf französischen Boden.

Mit einer Sturm- und Regenfront begann die 15. Weltmeisterschaft der klassischen Disziplinen im bulgarischen Fallschirmsportzentrum Kasanlik. Zum Glück konnte die Eröffnungsveranstaltung, wieder bei Sonnenschein, mit viel Folklore und Blumenkränzen aus dem berühmten Tal der Rosen erfolgen. Der Präsident der CIP gab mit den Repräsentanten des bulgarischen Aeroclubs und der Gastgeberstadt, das Signal zum Beginn der Meisterschaft. Auch der Chefschiedsrichter, Richard Bennett, sprach das Schiedsrichtergelöbnis. Der bulgarische Veranstalter hatte viel Arbeit in die Vorbereitungen investiert. Mit etwas Verwunderung stellten die Altbesucher von Kazanlik fest, dass die Wagenburgen der „Zigeuner“ nicht mehr am Flugplatzrand standen. Einer der Veranstalter meinte: „Sie sind erst in vier Wochen wieder hier“. Eine wohl übliche Praxis bei internationalen Veranstaltungen in Bulgarien.

Alle der 123 Männer und 58 Frauen aus 26 Ländern benutzten ausnahmslos die modernen Gleitfallschirme, die DDR-Sportler den RL-10 und RL-12. Das Ziel- und Figurenspringen, wurde nach der erfolgreichen Prämiere in Zagreb, zeitgleich, etwas räumlich versetzt, durchgeführt. Zur DDR- Auswahl gehörten Irina Walkhoff , Sonja Schneider, Barbara Buchholz, Carola Wiesner und Elme Schütze, sowie Bernd Wiesner, Gerd Harzbecker, Reinhard Seyda, Ronald Eilenstein und Hans-Walter Grenz. Ihnen standen die beiden Trainer Walter Greschner und Karl-Heinz Wolf zur Seite. Als Schiedsrichter fungierten Dieter Dastig und Dieter Strüber, dazu Dr. Peter Meier als Mannschaftsarzt. Die Leitung der Mannschaft nahm Manfred Wuttig wahr.

Die Bewertung des Figurenspringens erfolgte mit einer Anlage aus Japan, die sogar die Aufnahmen in Farbe wiedergab. Bei den Frauen lag nach den ersten beiden Runden Irina Walkhoff vorn, musste aber dann Strafzeiten verkraften. Schließlich siegte Alexandra Swatschko aus der UdSSR, mit 7,15 s, gefolgt von Cheryl Stearns / USA, mit 7,17 s und Irina Walkhoff, mit 7,20 s, die damit die Bronzemedaille gewann. Bei den Männern holte sich der Altmeister Nikolai Uschmajew aus der UdSSR, vor Christian Lubbe aus Frankreich und Wjatscheslaw Waljunas, ebenfalls aus der UdSSR, den Sieg. Gleich vier Sportler der DDR konnten sich unter den ersten zehn platzieren und sicherten sich damit ein gutes Polster für die Gesamtwertung.

Im Einzelzielspringen, nochmals unter Verwendung der 10 Zentimeter-Nullscheibe, schaffte es die Kanadierin Kathy Cox, die zehn Durchgänge mit einer Abweichung von 0,11 m zu landen und war damit Weltmeisterin. Barbara Buchholz und Larissa Kuritschewa / UdSSR lagen mit jeweils 0,15 m, dicht dahinter. Im Stechen zeigte Barbara Buchholz ihre Stärke und holte sich die Silbermedaille. Das Zielspringen der Männer war ein Desaster für die Männer der DDR. Während der neue Weltmeister, Dirk Boidin aus Belgien, alle zehn Sprünge auf der Nullscheibe landete und im Stechen auch noch, Craig Winning aus Kanada besiegte, landete das DDR-Team abgeschlagen dahinter.

Eine große Freude brach hervor, als Irina Walkhoff als Weltmeisterin in der Gesamtwertung, verkündet wurde. Sonja Schneider erreichte den fünften Rang und Barbara Buchholz konnte noch den neunten Platz erobern. In der Wertung der Männer wurde Nikolai Uschmajew Weltmeister. Gerd Harzbecker konnte sich noch auf Rang 20 einordnen.

Bild 24 – Siebdruck für Postkarten anlässlich der XV. WM in Kasanlyk (Bulgarien).
Bild 25 – Vier Weltmeister auf einem Foto: (v.l.n.r.) Nikolai Uschmajew, Irina Walkhoff, Kathy Cox und Dirk Boidin.
Bild 26 – Ein Abzeichen für diesen Wettkampf.

(Bildquellen: Bild 24 unbekannt, Bild 25 unbekannt, Bild 26 unbekannt)

Am sonnigen Wochenende war das mit viel Spannung erwartete Gruppenspringen angesagt. Zuerst gingen die Frauen in das Rennen. Das DDR-Quartett bestätigte gleich mit vier Nullsprüngen seine Ambitionen und das blieb auch bis Runde drei so. Die überraschend starken Sportlerinnen aus China lagen mit 0,12 m auf Lauerstellung. Auch die UdSSR hatte noch ihre Möglichkeiten. In der entscheidenden vierten Runde mussten die Chinesinnen nochmals 0,18 m dazuzählen. Die Staffelung der DDR-Frauen war ganz schlecht. Irina Walkhoff musste sich als erste Springerin herunterschrauben, genauso Sonja Schneider, die einen Abstand zu Barbara Buchholz, herstellen musste. Dann die Landungen im dicht umlagerten Zielkreis, wohl alle Teilnehmer waren versammelt und dazu viele der Zuschauer. Irina Walkhoff markierte 0,04 m, dann Sonja Schneider mit 0,01 m, schließlich Barbara Buchholz mit einer perfekten Nulllandung. Jetzt lag der Sieg in den Füßen von Carola Wiesner, mit eiskalter Beherrschung steuerte sie den Zielpunkt an und großer Beifall begleitete die Leuchtschrift mit 0,00 m. Die DDR-Sportlerinnen lagen sich in den Armen und die Leistungen wurden mit Hochachtung gefeiert. Und dann der Kampf bei den Männern. Bis zur dritten Runde führte das Team aus Ungarn mit 0,01 m Gesamtabweichung. Die DDR und Schweiz lagen mit 0,02 m dicht auf. Auch die Abstände der UdSSR, der USA und Bulgarien waren hauchdünn. In der letzten Runde hatten die Ungarn ihren Ausrutscher und mussten 0,08 m zur Kenntnis nehmen. Auch die Schweizer hatten 0,02 m auf der Anzeige, bis schließlich die DDR-Sportler Gerd Harzbecker, Bernd Wiesner, Hans-Walter Grenz und Ronald Eilenstein alle auf der Nullscheibe landeten. Wieder Beifall und internationale Bewunderung.

Bild 27 – Die Herren der DDR-Auswahl wurden Weltmeister im Gruppenzielspringen und Vizeweltmeister in der Gesamtmannschaftswertung.
Bild 28 – Barbara Buchholz ersprang sich in der Einzelzielwertung die Silbermmedaille in 4 cm hinter Kathy Cox.
Bild 29 – Gold sowohl im Gruppezielspringen als auch in der Gesamtwertung ging an die Damen der DDR.

(Bildquellen: Bild 27 Fiegerrevue 10´1980, Bild 28 Barbara Czemerys, Bild 26 Laurie Sams)

Das Zusammenrechnen aller Wertungen war ein großer Erfolg für das Team der DDR. Die Frauen wurden verdient Weltmeister in der Gesamtwertung, die Männer belegten, hinter der UdSSR, den zweiten Platz und freuten sich über die Silbermedaillen. Mit vier Goldmedaillen war das nochmals eine Steigerung gegenüber der WM in Zagreb. Mit einem Schauspringen, mitten auf dem Markplatz von Kasanlik und der dort abgehaltenen Siegerehrung, ging die in allen Belangen erfolgreiche Weltmeisterschaft zu Ende. Horst Brändel dankte, unter dem Beifall aller Teilnehmer, den Veranstaltern für ihre vorbildliche Arbeit und erwiesene Gastfreundschaft.

Und noch einmal ging es nach Bulgarien zum Wettkampf um den „Sofia-Pokal 1980“. Die DDR war mit einer Vertretung des FSC-Oppin angereist. Aufgeteilt in Dreiergruppen wurde das Gruppenspringen durchgeführt und die Leistungen gleichzeitig für eine Einzelwertung herangezogen. Im Gruppenspringen siegte die Mannschaft aus Ungarn, nach dem Stechen mit dem Team des FSC-Oppin. Im Figurenspringen siegte Ronald Eilenstein vor Andreas Müller.

Zum Jahresabschluss schafften die Dynamo-Sportlerinnen Barbara Buchholz, Bettina Bauer, Irina Walkhoff und Heike Glaw eine Vierer-Kappenformation, was zugleich eine DDR-Bestleistung darstellte.