11. Und dann ging es zügig weiter (1975-76)

Hartmut Buch, Dieter Strüber, Bernd Wiesner, Peter Thalacker und Horst Brändel hatten in der Zeitschrift „Flieger Revue“ zahlreiche Artikel über das Fallschirmspringen veröffentlicht, jetzt kam Franz Jentsch, Ingenieur im Carl-Zeiss-Jena, dazu. Er konzentrierte sich vorwiegend auf technische Aspekte des Fallschirmspringens und war maßgeblich an der Entwicklung eines eigenen Zielmessgerätes beteiligt. Anfangs gab es Funktionsprobleme bei höheren Temperaturen, aber durch verändertes Material und einige konstruktive Veränderungen war die Betriebssicherheit erreicht.

Zur Tagung der FAI-Fallschirmsportkommission in Paris hatten sich 26 Delegierte eingefunden. Alle Unterkommissionen waren aktiv gewesen und legten ihre Ergebnisse vor. Umfang-reich die Berichte über die vergangene WM in Ungarn und die bevorstehende in Italien. Die 13. Weltmeisterschaft soll 20 km von Rom entfernt, auf einem Militärflugplatz stattfinden und alle erforderlichen Einrichtungen sind bereits gebunden. Das bisherige Regelwerk bleibt bestehen. Es wird das französische Videosystem, mit Integration der russischen Zeitmessanlage, für die Bewertung des Figurenspringens eingesetzt. Ebenso eine Zielmessanlage und das DDR-Windmessgerät. Alle Absetzflüge erfolgen mit Hubschraubern Bell-205.

Jugoslawien unterbreitete offiziell die Einladung zur offenen 1. Europameisterschaft 1975 in Portoroz, wobei die WM-Regeln zur Anwendung kommen. Breiten Raum nahm die Diskussion der zukünftigen Regeln für das Formationsspringen ein. Die erste Weltmeisterschaft wird 1975 in der BRD veranstaltet. Neben der Bildung einer Arbeitsgruppe für die Para-Ski-Wettkämpfe übernahm J.R. Murphy aus Irland die Untersuchung von Möglichkeiten des EDV-Einsatzes im Fallschirmsport prüfen.

Als Präsident der CIP wurde Charles Mac Crone, Horst Brändel als erster Vize und Uwe Beckmann / BRD als zweiter Vize, gewählt.

Der DDR-offene Pfingstwettkampf, so war er jetzt im Sprachgebrauch, fand erstmals in Großrückerswalde statt. Die Stadtväter vom zuständigen Marienberg, waren von der neuen Veranstaltung hoch motiviert und gaben viel Unterstützung. Mit 55 Wettkämpfern am Start, gewannen Jutta Irmscher und Michael Hettwer das Einzelzielspringen. Die Figurensprungsieger Irina Klabuhn und Claus Weißflog errangen auch in der Gesamtwertung die Siege.

Um den Austragungsort der nächsten WM kennenzulernen, nahm eine DDR-Männerauswahl an einem internationalen Vergleich in Guidonia in Italien teil. Die Sportler Andreas Partsch, Bernd Wiesner, Rainer Wilde, Norbert Knappe und Claus Weißflog waren im Aufgebot. Trainer Karl-Heinz Wolf und Mannschaftsleiter Werner Schmidt begleiten das Team. Bei der Teilnahme von 27 Sportlern gewann Rainer Wilde das Einzelzielspringen und Dritter wird Bernd Wiesner. Dazu ein Dreifacherfolg durch Bernd Wiesner, Norbert Knappe und Andreas Partsch im Figurenspringen. Alle Gesamtwertungen teilten sich die DDR-Sportler.

Im Rahmen der Vorbereitung auf die bevorstehende Europameisterschaft trafen sich 39 Sportler im Leistungszentrum Oppin. Im Einzelzielspringen gewann Andreas Partsch, im Stechen vor Rainer Wilde. Beide hatten fünf Nullsprünge markiert. Bei den Frauen siegte Irina Klabuhn, die nach einem dritten Platz im Figurenspringen auch Gesamtsiegerin wurde. Bernd Wiesner war zweimal erfolgreich mit Siegen im Figurenspringen und der Gesamtwertung.

Die II. Wehrspartakiade der GST wurde in Magdeburg durchgeführt und von einer großen Flugschau, mit allen Attraktionen des DDR-Flugsportes, umrahmt. Gäste aus der UdSSR und Polen bereicherten das Programm.

Mit Elementen der Körperertüchtigung, dem KK-Schießen, Geländelauf und Gruppenspringen sollten die jungen Teilnehmer sich bewähren und die Anforderungen erfüllen. Sieger wurde die Mannschaft aus Magdeburg, vor Berlin und Karl-Marx-Stadt.

Bild 1 – Der Jenaer Fallschirmsportler Franz Jentsch
Bild 2 & 3 – Portoroz, die Stadt an der Adria und Austragungsort der 1. Europameisterschaft im Fallschirmsport
Bild 4 – II. Wehrspartakiade der GST in Magdeburg

(Bildquellen: Bild 1 Manfred Stötzner (+), Bild 2  unbekannt, Bild 3 „Chronik zur Gescchichte der GST 1952-1984“)

Der polnische Aeroclub veranstaltete einen internationalen Wettkampf um das „Blaue Band der Oder“. Mannschaften aus d´er CSSR, UdSSR, Ungarn, Schweiz und Österreich waren zum Flugplatz Wroclaw gereist. Die DDR war mit einer Nachwuchsgruppe des FSC-Oppin vertreten und Polen hatte gleich neun Mannschaften an den Start gebracht. Sturm und Regen erlaubten nur das Einzelzielspringen und nach sechs Durchgängen nahm der Ungar, Joszef Kovacs, mit 0,11m Abweichung, das „Blaue Band“ entgegen. Hans-Eppo Thiel folgte auf Platz zwei und in der Mannschaftswertung siegte das Team des FSC-Oppin, mit den Sportlern Andreas Glasow, Thomas Funke und Hans-Eppo Thiel.

Die 10. Deutsche Meisterschaft der DDR war in Eilenburg von der Leitung des SV Dynamo in Anbetracht des Jubiläums und der Verpflichtung zum Schirmherrn, Generaloberst Mielke, umfangreich organisiert worden. Sogar eine kleine Flugschau umrahmte die Siegerehrung. 57 Sportler hatten sich für die Meisterschaft qualifiziert. Die Wettkampfleitung lag in den Händen von Manfred Wuttig und Rolf Buchner hatte seine besten Schiedsrichter versammelt.

Bei den Frauen gewann Carola Schmidt das Einzelzielspringen, vor Karin Kunz und Irina Klabuhn, nach sieben Runden. Im Figurenspringen ließ Irina Klabuhn keinen an sich vorbei und gewann vor Carola Schmidt und Sonja Schuroff. Damit wurde sie auch Gesamtsieger der Meisterschaft. Das Gruppenspringen wurde ebenfalls von den Frauen des SV Dynamo gewonnen. Bei den Männern holte sich Andreas Partsch den Titel im Zielspringen und in der Gesamtwertung, gefolgt von Rainer Wilde. Der Kampf zwischen den beiden Zielsprungassen dauerte bis zur zehnten Runde, immer wieder „Null“ und dem elften Treffer konnte Rainer Wilde nicht mehr folgen. Das Figurenspringen entschied der junge Reinhard Seyda vom SV Dynamo für sich, gefolgt von Andreas Partsch. Die Dynamo-Männer wurden Sieger im Gruppenspringen, aber zur Überraschung aller, erkämpfte sich die Komplexmannschaft die Silbermedaille. In der Juniorenwertung waren Carola Wiesner und Reinhard Seyda die Sieger.

Impressionen zur X. DDR-Meisterschaft im Fallschirmspringen:

Bild 1 – Das Logo der Meisterschaft, im Vordergrund die Springerinnen des SC Dynamo Irina Klabuhn und Barbara Buchholz.
Bild 2 – Sieger im Gruppenzielspringen wurden die Frauen vom SC Dynamo Hoppegarten.
Bild 3 – den 2. Platz im Gruppenzielspringen errangen überraschend die GST- Komplexwettkämpfer aus schönhagen, hier mit ihrem Trainer Dr. Dieter Strüber (links).
Bild 4 – Schirmherr der X. DDR-Meisterschaft Erich Mielke überreicht die Bronzemedaillen für die Gesamtmannschaftswertung an den FSC der GST Halle-Oppin.

(Bildquellen: Bild 1 & 2 Gerd Wettborn, Bild 3 & 4 Fliegerrevue 9´1975 , Bild 5 privat)

Der Wettkampf der sozialistischen Länder hatte mit einem kleinen Flugplatz am Rande der Hohen Tatra, in Spisska Nova Ves, ein etwas ungewöhnliches Umfeld. Die Teilnehmer aus sechs Ländern hatten mit dem ständig böigen Wind zu kämpfen und die meisten Zielanflüge wurden zur Zitterpartie. Die DDR-Sportler errangen sechs Medaillen, Barbara Buchholz wurde Siegerin im Zielspringen und Irina Klabuhn schaffte den dritten Platz im Figurenspringen. Im Gruppenspringen der Frauen landete das DDR-Team auf Rang drei, hinter Bulgarien und der UdSSR. Genauso die Männermannschaft, die bei ihren letzten Sprung in starke Thermik geraden war. Der dritte Springer landete vor seinem Vordermann und dann kam noch die gegenseitige Behinderung im Landeanflug dazu. In der Gesamtwertung konnten dritte Plätze erzielt werden.

Der nun schon 5. Komplexwettkampf der sozialistischen Länder fand in Michailowgrad / Bulgarien statt und 32 Teilnehmer aus sechs Ländern hofften auf ihre Siegchancen. Die GST-Mehrkämpfer errangen durch Harald Teege die Silbermedaille im Schwimmen und Bronze in der Mannschaftswertung, mit Harald Teege, Volkmar Koal, Wolfgang Hempel und Wolfgang Gamper. Die Trainingsarbeit von Dieter Strüber formte langsam eine leistungsstarke Mannschaft.

Die erste Europameisterschaft wurde 1975 durch Initiative des Slowenischen Aeroclub, irgendwie gab es da schon Anzeichen von Spaltung, erneut in Portoroz ausgetragen. Gleichzeitig war eine Vergabe des traditionsreichen Adria-Pokal vorgesehen. 69 Männer und 39 Frauen aus 15 europäischen Ländern waren der Einladung gefolgt. Die USA nahm an der offenen Meisterschaft ohne Europawertung teil. Zur DDR-Mannschaft gehöhrten Jutta Irmscher, Irina Klabuhn, Carola Schmidt, Sonja Schuroff, Barbara Buchholz, sowie Rainer Wilde, Andreas Partsch, Norbert Knappe, Reinhard Seyda und Claus Weißflog. Bernd Wiesner konnte wegen einer Verletzung nicht nominiert werden. Als Trainer fungierten erneut Walter Greschner und Karl-Heinz Wolf, begleitet von Schiedsrichter Siegfried Lehmann und Dr. Peter Meyer als Medizinmann. Die Mannschaftsleitung wurde von Werner Schmidt und Manfred Wuttig wahrgenommen.

Die DDR-Frauen gewannen zwei Silbermedaillen im Gruppenzielspringen und in der Gesamtmannschaftswertung. Für den Sieg im Wasserzielspringen und im Verbund mit den anderen Wertungen, erhielt Irina Klabuhn den Adria-Pokal. Die Männer können mit Andreas Partsch im Zielspringen und Reinhard Seyda im Figurenspringen, jeweils den fünften Rang erreichen. Auch im Gruppenspringen reichte es nur für den 4. Platz. Der undankbare Platz war auch Reinhard Seyda in der Wertung um den Adria-Pokal beschieden. Die Siegermedaillen teilten sich in nahezu allen Wertungen die Mannschaften der UdSSR und CSSR. Die USA-Sportler nutzten den neuen Stauluftgleiter „Strato-Star“.

Impressionen von der 1. Europameisterschaft im Fallschirmspringen:

Bild 1 – Der Europameister im Einzelzielspringen Ivo Skotak aus der CSSR.
Bild 2 – Blumen für Maja Kostina aus der UdSSR, die beste Figurensprinerin wurde.
Bild 4 – Silber im Grupenzielspringen und in der Gesamtmannschaftswertung ging an die Frauen der DDR hinter den Europameisterinnen aus der Sowjetunon.
Bild 5 – Strahlende Gewinnerin des Adriapokals wurde Irina Klabuhn mit eine Siegerzeit von 16,17 sek.

(Bildquellen: Bild 1, 2, 4 Fliegerrevue 12´1975, Bild 3 unbekannt , Bild 5 „Sport & Technik“ 5´1977)

In einer Art Jahreswettbewerb hatte die Zeitschrift „Flieger Revue“ einen Pokal ausgeschrieben, Zielgruppe waren alle Fallschirmspringer die nicht einer der beiden Leistungszentren angehöhrten. Bei recht guter Beteiligung, es wurden Leistungen bei den Meisterschaften und DDR-offenen Wettkämpfen gewertet, siegte Marion Francke aus Leipzig und Karl-Heinz Müller aus Karl-Marx-Stadt.

Durch Beschluss des Präsidiums des Aeroklubs der DDR, natürlich hatte auch die GST-Leitung ihren Segen gegeben, wurde Horst Brändel zum neuen Generalsekretär berufen. Nachfolger in der Funktion Sektorenleiter Fallschirmsport wurde Heinz Wolf, der zuvor als Fallschirmsportverantwortlicher in Magdeburg tätig war. Horst Brändel hatte damit die Verantwortung für die leistungssportliche Tätigkeit im Fallschirmsport, Segelflug und Motorflug der DDR, dazu in den internationalen Belangen, übernommen.

Durch ein Machtwort des GST-Vorsitzenden, wurde Heinz Thormann als neuer Leiter des GST-Fallschirmsportclubs eingesetzt. Damit sollte eine stärkere politische Ausrichtung erfolgen und der vom Fallschirmspringen völlig unbedarfte Mann, erweckte ungute Gefühle bei allen Beteiligten. Werner Schmidt erhielt die Berufung als Verbandstrainer. Ebenfalls am FSC-Oppin, übernahm Wolfgang Laue, die Zuständigkeit für die Fallschirmtechnik.

Dieter Dastig aus Dessau, schon viele Jahre als Fallschirmsprunglehrer und Schiedsrichter aktiv, übernahm von Rolf Buchner die Funktion als Hauptschiedsrichter.

Die Leitung der DDR-Fallschirmsportkommission übernahm zudem Wolf- Dieter Langer, der beruflich im Industriewerk Robotron tätig war. Ähnlich wie Horst Brändel, war er über den Segelflug zum Fallschirmsport gekommen, bewährte sich als aktiver Fallschirmsprunglehrer in Karl-Marx-Stadt und trat als Motor bei vielen Entwicklungsprojekten in Erscheinung.

Günter Schmitt hatte sein Journalistik-Studium erfolgreich abgeschlossen und seine Dissertation verteidigt. Ein Dr. vervollständigt jetzt seinen Namen.

Nach der Europameisterschaft stand die Frage wieder im Raum, mit welchen Fallschirmen wird die nächste Weltmeisterschaftsteilnahme vorbereitet. Das Zeitalter der Rundkappen näherte sich unaufhaltsam dem Ende zu. Die Trainer und auch mehrere Sportler hielten den UT-15/2, ebenso die Neuentwicklung RL-8, nicht mehr für konkurrenzfähig genug. Das Auftauchen des Strato-Star, eingesetzt von den Springern der USA bei der EM, beförderte diese Meinung noch mehr. Der amerikanische Fallschirmhändler Loel Bachmann, signalisierte kurzfristige Lieferbereitschaft und mit reichlich Hektik, Sondierungen mit DDR-Oberen und nicht überschaubaren Beschaffungsvorgängen, waren die begehrten Fallschirme schließlich in Berlin gelandet. Der DDR-Trainerrat vergab sie dann schließlich an die ausgewählten Auswahlkader.

Bild 1 – 1975 wurde das erstmalig der Fliegerrevue-Pokal ausgesschrieben, die Gewinner waren Karl-Heinz Müller und Marion Francke.
Bild 2 – Neuer Hauptschiedsrichter und Nachfolger für Rolf Buchner wurde Dieter Dastig aus Dessau.
Bild 4 – Ein Mann der ersten Stunde erhält einen neuen Titel, nun Doktor Günter Schmitt.
Bild 5 – Mit diesem Fallschirm sollen die Erfolge fortgesetzt werden, ab 1976 springt der Nationalkader der DDR mit dem amerikanischen Strato-Star.

(Bildquellen: Bild 1, 2, 3 Fliegerrevue 12´1975, Bild 4 Fliegerrevue 7´1976, Bild 5 „Sport & Technik“ 4´1972, Bild 6 Fliegerrevue 6´1976)

Und wieder tagte die FAI-Fallschirmsportkommission in Paris. Neben den Berichten der Unterkommissionen, berichtete Uwe Beckmann über die erstmals durchgeführte Weltmeisterschaft im Formationsspringen in der Nähe von Warendorf. Es hatten sich 20 Mannschaften in der Viermann-Formation und 15 in der Zehnmann-Formation beteiligt. Insgesamt konnten 4500 Sprünge ohne Unfälle absolviert werden. Die nächste WM 1977 wurde an Frankreich vergeben.

In den klassischen Disziplinen, wie sie jetzt bezeichnet werden, legte Jugoslawien einen Antrag für die Ausrichtung der Weltmeisterschaft 1978 vor, der seine einstimmige Zustimmung erhielt. Bewerbungen zur Veranstaltung der nächsten EM lagen dagegen nicht vor.

Der rührige Gonippo Sebastiani aus Italien, informierte über die Vorbereitungen der nächsten WM in Guidonia bei Rom. Für alle Sprünge werden Hubschrauber Bell-205 eingesetzt. Das bisherige Programm bleibt erhalten, allerdings mit acht Durchgängen im Einzelziel- vier im Figuren- und ebenfalls vier im Gruppenspringen. Als Hauptschiedsrichter erfolgte die Berufung von Svend Brosted aus Dänemark, der gleichzeitig ein EDV-Programm zur Auswertung der Ergebnisse installieren wird.

Wieder gab es umfangreiche Beratungen zur weiteren Gestaltung des Formationsspringens. Das bisherige Zehnmann-Team wird auf acht Springer reduziert, dazu zahlreiche Änderungen in der Bewertung der Formationen.

Der FAI-Generaldirektor, C.E. Hennecart, informierte über eine Mitteilung des IOC zur Aufnahme des Fallschirmspringens in das Olympische Programm. Mit der Begründung, das jetzige Programm sei bereits sehr überlastet und mit der Einführung des zeitaufwendigen Fallschirmsports, wären die Grenzen weit überschritten. Die FAI hatte im IOC eben keine Lobby und die nötige Finanzkraft.

Bei den geheimen Wahlen wurde Horst Brändel als neuer Präsident, Uwe Beckmann und Jacques Rode aus Frankreich, als zukünftige Führung der CIP bestimmt. Odette-Rousseau Balesi aus Frankreich, wurde erneut als Sekretärin berufen. Völlig unbegreiflich war die Tatsache, dass der bisherige Präsident, Charles Mac Crone, nicht über einen Beschluss der FAI-Generalkonferenz informiert war, der die Amtszeit der Kommissionspräsidenten zeitlich begrenzte. Erst in Paris wurde er vom FAI-Generaldirektor aufgeklärt. Horst Brändel hatte durch seine aktive Mitarbeit in den Unterkommissionen und sein Wirken bei den internationalen Meisterschaften viel Unterstützung erworben, welches sich nun bei der Wahl auswirkte. Neben den Dank für das erwiesene Vertrauen war es für Horst Brändel die erste Amtshandlung, Charles Mac Crone, als Ehrenpräsident der CIP vorzuschlagen. Mit Beifall erfolgte die Zustimmung.

Unter Leitung von Dieter Dastig waren in Schönhagen die qualifizierten Schiedsrichter und eine Gruppe Anwärter zur jährlichen Weiterbildung zusammengekommen. Erstmals wurde mit Hilfe der Videotechnik, eine praktische Schulung am Monitor durchgeführt. Zu Schiedsrichtern der FAI-Klasse I werden Vincent Przybycin, Dieter Strüber, Helmut Schulz, Dieter Dastig und Rolf Buchner berufen.

Das Jahr 1976 begann mit dem DDR-offenen Wettkampf in Magdeburg und 70 Sportler legten ihre Fallschirme um. Das Einzelzielspringen gewann Rainer Nitzschke und Rita Henseleit, beide Nachwuchssportler des FSC-Oppin.

Am DDR-offenen Pfingst-Wettkampf in Großrückerswalde nahmen 49 Männer und 16 Frauen teil. Sieger im Einzelzielspringen wurden Irina Klabuhn und Hans-Walter Grenz, vom SV Dynamo. Die Auswahlkader beider Clubs waren erstmals mit den neuen Gleitern „Strato-Star“ am Start. Wegen der hohen Vortriebskraft erfolgten jetzt die Zielanflüge gegen den Wind, eine völlig neue Herausforderung für die Springer aber auch für die Schiedsrichter. Der Endanflug blieb der Schwerpunkt für das künftige Training.
Der DDR-offene Nachwuchs-Wettkampf in Gera war ein Erfolg für die jungen Dynamo-Sportler Jörg Herre, Michael Müller und Hans-Walter Grenz im Figurenspringen. Das Zielspringen musste wegen der hohen Windgeschwindigkeiten abgebrochen werden.

Bild 1 – Scheidsrichter der FAI-Klasse I wurden nach bestandener Qualifikation Vincent Przybycin, Rolf Buchner, Helmut Schulz, Dieter Strüber (von links nach rechts).
Bild 2 – Rita Henseleit (rechts im Bild) gewann das Einzelzielspringen in Magdeburg.
Bild 3 – Der Unterschied der Zielanflüge mit dem neuen Gleiter (A) und den älteren Rundkappen-Gleitschirmen (B).
Bild 4 – Ein neuer Stern am Dynamo-Himmel, Nachwuchsspringer Jörg Herre.

(Bildquellen: Bild 1 & 3 Fliegerrevue 6´1976, Bild 2 Fliegerrevue 8´1976, Bild 2 Fliegerrevue 12´1976)

Danach gleich noch ein Nachwuchswettkampf im rumänischen Brasou-Chimbav, an dem eine Mannschaft des FSC-Oppin unter Leitung von Trainer Helmut Schulz teilnahm. Im Zielspringen erreichte Petra Hempel und Rita Henseleit den zweiten und dritten Platz. Bei den Jungen konnte sich Hans-Jürgen Schulze, nach langer Führung, auf dem zweiten Platz behaupten. Im Figurenspringen waren es dann Angelika Weber und Rita Henseleit, die den zweiten und dritten Platz erreichten. Im Figurenspringen schaffte es Hans-Jürgen Schulze, mit 8,3 s auf den zweiten Rang. Gerd Harzbecker, ein Hoffnungsträger aus dem Trainingszentrum Karl-Marx-Stadt kam auf Platz vier. Das Gruppenspringen war eine eindeutige Sache des FSC-Oppin.

Zum Wettkampf der sozialistischen Länder hatte erneut der bulgarische Verband nach Kasanlik , dem Leistungszentrum im Tal der Rosen, eingeladen. Die Mannschaften der UdSSR und CSSR waren wie die DDR, auf den „Strato-Star“ umgestiegen. Sicher ein gutes Geschäft für den USA-Europahändler Loel Bachmann. Nach den ersten Eindrücken hatten sich die UdSSR-Springer wohl am besten auf die neue Steuertechnik eingestellt.

Entgegen der Erwartungen siegte im Einzelzielspringen der Bulgare Georgi Ninov, mit sechs Nullsprüngen unter der Kappe eines UT-15. Erst auf Platz drei folgte Wladimir Gurni mit dem Strato-Star und Andreas Partsch kam erst auf dem achten Rang ins Ziel. Die UdSSR-Frauen, ebenfalls noch mit dem UT-15/2 ausgerüstet, belegten alle drei Medaillenplätze, Carola Schmidt landete auf Rang sieben.

Im Figurenspringen lief es für das DDR-Team schon besser, Reinhard Seyda konnte sogar mit 6,87 s den dritten Platz erkämpfen und Andreas Partsch kam auf den siebten Rang. Irina Klabuhn markierte mit 7,57 s für sich den zweiten Platz und Barbara Buchholz schaffte es auf Platz fünf.

Das Gruppenspringen war, mit fast durchgängigen Nullsprüngen, eine klare Sache für die UdSSR-Sportler. Die beiden DDR-Teams abgeschlagen auf dem vorletzten Rang, die weitere WM-Vorbereitung wird noch viel Einsatz erfordern.

Die 11. Deutsche Meisterschaft der DDR wurde in Halle-Oppin veranstaltet und mit einer großen Flugschau, die tausende Zuschauer auf den Flugplatz lockte, eröffnet. Die Schirmherrschaft hatte der Bezirkschef vom Bezirk Halle, Werner Felfe, übernommen. Es waren 42 Männer und nur 9 Frauen qualifiziert, dazu gesellte sich eine Gastmannschaft aus Polen und der Republik Irak. Als Wettkampfleiter fungierte Wolfgang Laue und als Hauptschiedsrichter Dieter Dastig. Ein Hochdruckkeil sicherte durchgängig gutes Sprungwetter, sogar ein Pokal-Springen konnte zusätzlich ausgeschrieben werden.

Den Sieg im Einzelzielspringen sicherte sich Karin Kunz und wurde damit erstmals DDR-Meisterin. Auf den Rängen folgten Jutta Irmscher und Barbara Buchholz. Bei den Männern freute sich Andreas Partsch über Gold und ihm folgten Bernd Wiesner und Hans-Walter Grenz.

Im Figurenspringen glänzte Irina Klabuhn mit einer Serie um 7s und nahm damit unangefochten den ersten Platz ein. Ihr folgten Sonja Schuroff und Jutta Irmscher. Reinhard Seyda siegte bei den Männern mit 7,2s, vor Wolfgang Rodewald und Jörg Herre.
In der Gesamtwertung ergab sich die Reihenfolge Irina Klabuhn, Jutta Irmscher und Barbara Buchholz sowie Andreas Partsch, Bernd Wiesner und Reinhard Seyda.

Den Sieg im Gruppenspringen holte sich die recht starke Komplexmannschaft, vor der Mannschaft des Trainingszentrums Karl-Marx-Stadt und dem FSC-Oppin. Das zusätzliche Pokal-Springen gewann Hans-Eppo Thiel, mit 0,02m nach vier Durchgängen, vor Andreas Partsch und Norbert Knappe.

Bild 1 und 2: Die erfolgenreichen Fallschirmsportler des FSC Halle-Oppin Karin Kunz und Andreas Partsch
Bild 3: Irina Klabuhn mit einer Trophäe in der Hand, dahinter Rainer Wilde.
Bild 4: Die Hagenowerin Barbara Buchholz, früher BAZ Neustadt-Glewe und nun Mitglied des SC Dynamo Hoppegarten.
Bild 5: Reinhard Seyda, ebenfalls Dynamo-Sportspringer.

(Bildquellen: Bild 1 Fliegerrevue, Bild 2 unbekannt, Bild 3 Wochenpost 38´1976, Bild 4 Fliegerrevue 10´1975, Bild 5 Renate Rudloff)

Als Rückwettkampf reiste eine Mannschaft des FSC-Oppin in den Irak. Geleitet von Fritz Fliegauf, der DDR-Flugsportlegende, und Helmut Schulz als Trainer. Der Wettkampf war mehr ein Trainingsbetrieb mit den irakischen Piloten, die das Fallschirmspringen zu ihrem Hobby gemacht hatten. Um etwas zu zeigen, ließen sich die Oppiner auf 4000m Höhe in den wolkenlosen Himmel schrauben. Der Absprung mit sofortiger Öffnung der Fallschirme war ein fatales Unternehmen, denn völlig falsch eingeschätzte Höhenwinde wehten die Akteure in die Wüste und kilometerweit entfernt erfolgte die Landung in den Sanddünen. Ein Suchhubschrauber entdeckte die Springer in der Nähe eines Oasendorfes. In Begleitung einer tobenden Schar Kinder wurden die neuen Wüstensöhne auf einem Eselkarren zum Hubschrauber gebracht. Beim Abschiedsessen in Bagdad schauten dann die obligatorischen Hammelaugen und Hoden aus dem Festmenü.

Inzwischen war es wieder Zeit für den nunmehr 5. Komplexwettkampf, der am Flugplatz Schönhagen mit 24 Wettkämpfern aus sechs Ländern am Start, ausgetragen wurde. Die von Dieter Strüber trainierte und langfristig geformte DDR-Mannschaft erkämpfte erstmals sechs Medaillen. Wolfgang Hempel hatte gleich in der ersten Disziplin, dem KK-Schießen, sich die Goldmedaille gesichert. Dann nochmals Gold im Geländelauf für Karl-Heinz Gläser und einen dritten Platz für Volkmar Koal. Im Schwimmen war es dann nochmals Bronze für Harald Teege. Nur im Gruppenspringen konnten die Erwartungen nicht erfüllt werden, die DDR-Mannschaft landete nach einen Versagerdurchgang auf dem vorletzten Platz. Die UdSSR-Sportler waren wieder stark an der Medaillenausbeute beteiligt. Beim Springen wurden die Typen UT-15, RL-8 und SW-5 genutzt. Der Wettkampf in Schönhagen war die bisher erfolgreichste Bilanz in dieser Art der Veranstaltungen. Der Mannschaftskapitän, Wolfgang Hempel beendete, wegen dem Erreichen der Altersgrenze von 25 Jahren, seine Zugehörigkeit zu den Komplexern und übernahm Traineraufgaben im Trainingszentrum Karl-Marx-Stadt.

Bild 1 – Iwan Pastucha (CSSR) beim 3000m-Geländelauf.
Bild 2 – Die Mannschaft der GST mit Dr. Dieter Strüber (Trainer), Volkmar Kaol, Harald Teege, Karl-Heinz Gläser und Wolfgang Hempel.
Bild 3 – Wolfgang Hempel beim Zielspringen.
Bild 4 – KK-Schießen auf 50m, hier noch außerhalb der Konkurrenz Uwe Püschmann as der DDR.

(Bildquellen: Fliegerrevue 10´1976)

Am 11. Messepokalspringen in Leipzig beteiligten sich 65 Männer und 14 Frauen und dazu wieder Gäste aus Brno. Sieger im traditionellen Einzelzielspringen wurden bei den Männern Jörg Herre, Peter Gläser, Hans-Walter Grenz und Miroslaw Uhlir/Brno, die nach vier Durchgängen alle Nullsprünge markiert hatten. Bei den Frauen siegte Carola Schmidt.

Bei einem Mehrwettkampf zukünftiger Bewerber für eine Laufbahn als Fallschirmjäger in Großrückerswalde, beteiligen sich sieben Bezirksmannschaften und Schwerin wurde Sieger vor Berlin und Dresden.

Bild 1 – Die Siegerplakette des 8. Wetkampfs der Laufbahn Fallschirmjäger.
Bild 2 – Die Anne blieb am Boden, das Wetter war einfach zu schlecht.
Bild 3 – Die Mannschaft aus Berlin, hier beim Geländeorientierungslauf, kam am Ende auf Platz 2.
Bild 4 – Ein Mitglied des Mannschaft aus Madeburg. Sie konnten 1976 nicht an die Erfolge des Vorjahres anknüpfen.

(Bildquellen: Bild 1 unbekannt, Bild 2-3 Fliegerrevue 12´1976)

Und im September wurden wieder die Koffer und Fallschirmtaschen zur Teilnahme an der nächsten Weltmeisterschaft gepackt. 130 Männer und 72 Frauen aus 26 Ländern hatten sich im sonnigen Land des Leonardo da Vinci, auf dem Militärflugplatz Guidonia eingefunden. Zur DDR-Mannschaft gehöhrten Jutta Irmscher, Irina Klabuhn, Barbara Buchholz, Karin Kunz und Sonja Schuroff, sowie Rainer Wilde, Andreas Partsch, Bernd Wiesner, Reinhard Seyda und Wolfgang Rodewald. Als Trainer erneut Walter Greschner und Karl-Heinz Wolf. Das Team begleitete Dieter Dastig als Schiedsrichter und Dr. Peter Meyer als Mediziner. Die Mannschaftsleitung lag in den Händen von Manfred Wuttig. Horst Brändel war als neuer CIP-Präsident bereits einige Tage vor Beginn der Meisterschaft nach Rom gereist, um Absprachen mit den Veranstaltern zu treffen.

Etwas ungewöhnlich hatte der Wettkampfleiter Gonippo Sebastiani, alle CIP-Delegierten am Vorabend der Eröffnung zu einem Meeting eingeladen, um sie über die Organisation und die Abläufe der WM zu informieren sowie seine Mitarbeiter vorzustellen. Der Festsaal eines palastartigen Hauses, in der Art des italienischen Barocks und mit großen Gemälden an den Wänden, war dazu ausgewählt worden. Es hätte nur noch gefehlt, dass der gute Gonippo noch Perücken und Samthosen für CIP-Leute verteilt hätte.

Wie angekündigt kamen für die Wettkämpfe Hubschrauber Bell-204 und 205 zum Einsatz, die von einer mobilen Gruppe junger Piloten geflogen wurden. Die Unterbringung und Versorgung der Teilnehmer erfolgten in verschiedenen Hotels in Rom. Die Mittagsversorgung war eine Sache des Flugplatzkasinos und für den Transport waren Armeebusse verpflichtet worden. Die DDR-Mannschaft war mit ihrem eigenen Kleinbus angereist und damit recht unabhängig in ihrer Zeitgestaltung. In einer Nacht gab es jedoch einen großen Schreck, der Busfahrer Siegfried Schindler hatte seinen Robur auf dem Hotelparkplatz abgestellt und plötzlich heulte die im Bus vorsorglich installierte Sirene auf. Einbrecher hatten versucht, über ein eingeschlagenes Fenster aktiv zu werden.

Es war üblich, dass der CIP-Präsident zur besseren Beweglichkeit ein Fahrzeug mit Fahrer zur Verfügung hatte. In Rom war es ein PS-starker PKW der Armee und dazu ein Fahrer der aussah wie „Louis de Funes“ und sich auch so bewegte. Immer die Dienstmütze im Nacken, schleuderte er den Untersatz durch den dichten Verkehr und hätte am liebsten noch die Sirene zugeschaltet. Immer genau auf die Minute war er an den Treffpunkten, zeigte auf die Uhr und meinte, Chef hat das wegen des Deutschen so befohlen. Die Frage nach dem Orden auf seiner Uniformjacke beantwortete er lachend mit dem Hinweis, er fahre die Frau des Chefs immer durch Rom.

Bei der Eröffnung waren viele Honoratioren der Stadt und Vertreter der römischen Kirche vertreten. Die große Flug-Show war für die zahlreichen Zuschauer und WM-Teilnehmer ein tolles Ereignis. Höhepunkt die italienische Kunstflugstaffel „Frecce Tricolori“, die im Tiefflug im Rücken der Zuschauer auftauchte und ein atemberaubendes Programm bot. Horst Brändel eröffnete als Präsident der CIP die Meisterschaft.

Bild 2 – Absetzmittel bei der Weltmeisterschaft waren Hubschrruaber des Typs Bell 204 und 205.
Bild 3 – Das waren wohl die letzten Weltmeisterschaften, wo man noch runde Schirme am Himmel sah.
Bild 4 – Horst Brändel als Präsident der CIP bei seiner offiziellen Mission in Rom.

(Bildquellen: Bild 1 unbekannt, Bild 2-4 Fliegerrevue 11´1976)

G. Sebastiani hatte die Abläufe und das Wetter ganz gut im Griff und S. Brosted seine Schiedsrichter auf das Kräftemessen eingestellt. Mit dem Figurenspringen begannen die Wettbewerbe. Es kamen zur Bewertung wiederum die Beobachtungsgläser (TSK) zum Einsatz. Das französische Videosystem zeichnete zwar alle Sprünge auf, wurde aber nur zur Kontrolle der Bewertungen herangezogen.

Bei den Männern konnte Grigori Surabko aus der UdSSR, mit 6,6 s den Sieg erringen, gefolgt vom bisherigen Weltmeister Jean-Claude Armaing und Pierre Forand aus Kanada. Erst auf dem zehnten Rang folgte Bernd Wiesner, die anderen DDR-Starter landeten im vorderen Mittelfeld. Der Wettbewerb der Frauen war ein Triumpf für die junge DDR-Mannschaft. Irina Klabuhn erkämpfte mit 7,5 s die Goldmedaille, gefolgt von Wolja Zakoretzkaja und Alexandra Swatschko aus der UdSSR. Einen der Komplexe hämmerte Irina sogar in einer lupenreinen Zeit von 6,6 s herunter. Ein Rekord und dazu ein Schock für die Männer.

Im Zielspringen waren die Gleitfallschirme bereits in der Überzahl, voran der Strato-Star und viele Ableitungen. Für die Zielmessung war die noch weiter verbesserte Anlage aus der UdSSR im Einsatz und bewährte sich erneut. Jean Dermine aus Frankreich markierte alle acht Sprünge auf der Nullscheibe und nahm dafür die Goldmedaille entgegen. Ihm folgten Jack Brake aus den USA und Ivan Hosso aus der CSSR. Mit 0,21 m erreichte Andreas Partsch nur den fünfzehnen Rang, alle anderen DDR-Sportler landeten im Mittelfeld. Den Gesamtsieg holte sich Grigori Surabko aus der UdSSR.

Bei den Frauen siegte die Amerikanerin Maria Ledbetter mit 0,05m, gefolgt von ihrer Landsmännin Cheryl Sterns und Natalja Sergejewa aus der UdSSR. Barbara Buchholz schaffte es noch auf Rang 10, während sich der Rest der Mannschaft bis Platz 37 einordnete. Große Enttäuschung und zudem verletzte sich Jutta Irmscher auch noch bei einer riskanten Landung. In der Gesamtwertung waren die DDR-Frauen nicht auf den vorderen Plätzen zu finden, sie waren mit dem neunten Rang von Irina Klabuhn bis Platz 16 verteilt. Der Sieg ging, mit Walja Zakoretzkaja, an die UdSSR.

Im Gruppenspringen waren die Frauen der USA die Siegermannschaft, gefolgt von der UdSSR und Bulgarien. Das DDR-Team schaffte es auf Rang vier. Während auch in der Gesamtmannschaftswertung die USA-Frauen die Goldmedaillen holten, konnte die DDR-Mannschaft hinter der UdSSR sich über die Bronzemedaille freuen.

Das Gruppenspringen der Männer war wieder ein Erfolg für die USA, gefolgt von Polen und der UdSSR. Die DDR landete abgeschlagen auf Rang 12. Dank guter Figurensprungleistungen wurde die UdSSR Gesamtweltmeister, dahinter die USA und Frankreich. Die DDR-Männer folgten auf Rang sechs.

Im Gegensatz zu der UdSSR-Mannschaft hatten die DDR-Sportler es nicht ausreichend geschafft, sich auf die neuen Fallschirme und der damit verbundenen Zielsprungtaktik einzustellen. Es fehlte einfach die Erfahrung und damit einhergehende Übersicht bei den Zielannäherungen. Die Frauenmannschaft war trotzdem überglücklich über die erreichten Erfolge.

Bild 2 – Weltmeister im Figurenspringen und in der Gesamteinzelwertung wurde Gregrori Surabko aus der UdSSR.
Bild 3 – Mit 7,5 Sekunden erkämpfte sich Irina Klabuhn die Goldmedaille in der Figurenwertung.
Bild 4 – Absolute Weltmeisterin 1976 wurde die sowjetische Fallschirmsportlerin Walja Zakoretzkaja.
Bild 5 – Der Strato-Star war einer von insgesamt 10 Schirmen, die bei der WM gesprungen wurden, u.a. auch von der DDR.

(Bildquellen: Bild 1 unbekannt, Bild 2-5 Fliegerrevue 11´1976)

Der zügige Verlauf der Meisterschaft ließ noch etwas Zeit, das antike Rom, dem Vatikan und den Strand am Tyrrhenischen Meer zu besuchen. Zum Schluss folgte die Mannschaft noch einer Einladung zum kleinen Empfang beim DDR-Botschafter, Klaus Gysi, in Rom. Die Halberstädter Würstchen waren eine Abwechslung zu den Spaghetti der letzten Tage und das Gläschen Knoblauchschnaps, angeblich aus privater Brennerei, war sehr gewöhnungsbedürftig.

Bei der jährlich stattfindenden Generalkonferenz der FAI hatten die Präsidenten der Fachkommissionen über die Aktivitäten ihrer jeweiligen Sportarten zu berichten. Dazu waren wesentliche Entwicklungen, wie die Einführung neuer Meisterschaften und Rekorde, oder die Vergabe von Weltmeisterschaften an die Mitgliedsländer der FAI, zur Bestätigung vorzulegen. Horst Brändel hatte nach seiner Wahl als CIP-Präsident, erstmals 1976 in Teheran seinen Vortrag zu halten. Es war eine äußerst angespannte Lage in der iranischen Hauptstadt und alle FAI-Delegierten waren angehalten, nicht eigenständig auf die Straßen zu gehen. Überall Tumulte schwarz verkleideter Gestalten und Drohgebärden gegen die Ausländer. Einige Wochen später musste der Schah das Land verlassen und der islamische Gottesstaat übernahm die Macht. In der FAI sickerte durch, dass mehreren der führenden Vertreter des Aeroclubs, die Flucht ins Ausland gelungen war.