10. Die Leistungsdichte nimmt zu (1973-74)

Die Fallschirmsportkommission der DDR veröffentlichte für die nationalen Wettkämpfe und Meisterschaften eine Globalausschreibung. Das sollte das Training der Sportler erleichtern, die Schiedsrichterarbeit auf einheitliche Standards orientieren und die Organisation der Veranstaltungen vereinfachen.

Zur Unterstützung der Ausbildungstätigkeit gestaltete Horst Brändel, in Zusammenarbeit mit dem Grafikbüro Grabow, eine Bildtafelserie. Von der Geschichte des Fallschirmsports, der Fallschirmkunde, dem Packen und Steuern der Fallschirme, bis hin zum freien Fall, sollten die 20 Tafeln in Plakatgröße, den Unterricht in den Ausbildungsgruppen bereichern.

Zwei Exemplare der Ausbildungstafeln von Horst Brändel.

(Bildquellen: Gerd Wetteborn)

Bereits im Januar 1973 tagte die FAI-Fallschirmsportkommission in Paris. Die 23 Länderdelegierten nahmen die überwiegend positiven Berichte der USA-Vertreter zur vergangenen WM entgegen. Mängel bezogen sich auf den fehlenden Dolmetschereinsatz. Wegen der unberechtigten Teilnahme von Venezuela und Guatemala, die keine FAI-Mitglieder waren, entschuldigten sich die USA-Vertreter.

Nach dem Rückzug von Frankreich als Bewerber, erfolgte die Vergabe der WM 1974 nach Ungarn, wo offiziell die neue Videotechnik für die Bewertung im Figurenspringen eingesetzt werden soll. Die Kommission bestätigte zudem, nach langer Bearbeitung, den neuen Sportkodex für den Fallschirmsport.

Eine umfangreiche Diskussion entfachte sich zur zukünftigen Gestaltung des Formationsspringens. Es erfolgte die Bestätigung von Rekordbestimmungen und die Einführung eigenständiger Weltmeisterschaften ab 1975, ebenfalls im Zweijahresturnus. Die Ausschreibung wird einen Viererstern- und eine Zehnersternformation beinhalten, es erfolgt keine getrennte Wertung nach Männer und Frauen. Nach einem Weltpokal in den USA, soll das Reglement endgültig verabschiedet werden. Bemühungen, das Formationsspringen anstelle des Figurenspringens in das Programm der klassischen Disziplinen zu integrieren, fand keine Mehrheit.

Die schon längere Zeit tätige Unterkommission für die Schiedsrichterregeln, der auch Horst Brändel angehöhrte, legte ihr Regelwerk vor und dieses erhielt Gültigkeit für die nächsten Jahre. Bei den Wahlen bekam der bisherige Präsident Charles Mac Crone / USA die meisten Stimmen und kann sein Amt weiterhin ausführen.

Im Wettkampfgeschehen der DDR wurde der 8. Messepokal in Leipzig zur Austragung gebracht. 75 Männer und 25 Frauen, darunter Gäste aus der CSSR, waren der Einladung gefolgt. Sieger im Zielspringen wurden Gernot Fritsche aus Gera vor den beiden GST-Clubsportlern Rainer Wilde und Andreas Partsch. Bei den Frauen gewann Karin Kunz vom FSC-Oppin, vor Beate Wunderlich und Jutta Irmscher vom SC Dynamo.

Die srahlenden Sieger des Messepokals 1973 Gernot Fritsche und Karin Kunz.

(Bildquellen: Bild 1 Fliegerrevue, Bild 2 privat, Bild 3 Gerd Wetteborn)

In einer recht freundschaftlichen Atmosphäre, wo auch Trainings- und Wettkampferfahrungen ausgetauscht wurden, konnte der Rückwettkampf mit Frankreich gestaltet werden. Die Leipziger, unter Leitung von Günter Schaefer und Hauptschiedsrichter Siegfried Lehmann, hatten für gute Bedingungen auf dem ehemaligen WM-Flugplatz gesorgt. Höchst bedauerlich der Ausfall des Figurenspringens wegen der Wetterunbilden, denn gerade hier hatte sich die DDR-Seite neue Erkenntnisse für das eigene Training erhofft. Lediglich zum Abschluss der Begegnung konnte der amtierende Weltmeister, Jean-Claude Armaing, sein Können bei einem Demonstrationssprung zeigen. Die DDR-Frauen gewannen das Gruppenspringen und Jutta Irmscher landete auf Platz 2. im Einzelziel. Bei den Männern ging der Gruppensprungsieg an Frankreich, im Einzel erreichte Wolfgang Rieding den zweiten Platz, gefolgt von Rainer Wilde. Die DDR-Frauen und Männer gewannen die Ländervergleiche.

Wie in anderen Ländern auch, gab es im DDR-Fallschirmsport einen größeren „Generationenwechsel“. Während bei den Frauen die Aktiven der letzten drei Weltmeisterschaften fast alle nicht mehr in der ersten Reihe standen, verkündete nun auch Jutta Bangemann, Heike Rasch und Barbara Karkoschka ihren Rücktritt. Bei den Männern ein ähnliches Bild, Hans-Peter Schmelzer, Klaus-Peter Weidlich und Walter Greschner waren nicht mehr dabei. Walter Greschner übernahm die Funktion als Trainer beim SV Dynamo und zusammen mit Manfred Wuttig, der vorher als Fallschirmsport- Verantwortlicher im GST-Bezirk Leipzig tätig gewesen war, förderten sie eine sehr erfolgreiche Leistungsentwicklung in Eilenburg.

Eine Generation Sportspringer aus der GST und vom SC Dynamo verlässt den aktiven Leistungssport.

(Bildquellen: Bild 1 „FÜR DICH“ 31´1970, Bild 2 Fliegerrevue 2´1970, Bild 3 Günter Gerhardt, Bild 4 Dr. Dieter Strüber (+), Bild 5 Fliegerrevue 04´1977)

Der Fallschirmsportclub in Halle-Oppin stand in den Fragen der Leistungsentwicklung vor neuen Herausforderungen und das bewährte Trainergespann brachte ein wesentlich überarbeitetes Trainingsprogramm auf den Weg. Dazu gehörten neu gesetzte Akzente im Grundlagen- und Aufbautraining, neue Ansätze im Figurensprungtraining, mit Einsatz der Videotechnik. Nach und nach konnten dazu auch die finanziellen und materiellen Voraussetzungen geschaffen werden. Zudem verbesserte sich die Luftraumsituation und organisatorische Dinge, wie Verlegung und Nahanbindung des Zielkreises, seine Winterfest-machung oder die Einrichtung eines Fallschirmpackzeltes, erleichterten die Trainingsarbeit und ihrer Effektivität.

Zum Wettkampf der sozialistischen Länder trafen sich 42 Männer und 34 Frauen aus sieben Ländern. erstmals eine Vertretung aus Nord-Korea/ KVDR. Der von den Ungarn ausgewählte Flugplatz bei Nyiregyhoza bot gute Bedingungen und war Anziehungsort für zahlreiche Zuschauer. Außer der UdSSR und Bulgarien, hatten die anderen Mannschaften sich stark verjüngt. Besonders natürlich die CSSR, die nach dem Unglück im vergangenen Jahr, eine neue Männermannschaft formieren musste. In der DDR-Mannschaft waren Irina Klabuhn, Beate Wunderlich, Monika Leo und Karin Kunz nachgerückt, während bei den Männern Norbert Knappe und Claus Weißflog zum neuen Team aufschlossen. Die DDR-Sportler mussten Lehrgeld zahlen und nur eine Medaille, im Gruppenspringen der Männer, zählte als Erfolg. In allen Wertungen dominierten die Sportler der UdSSR und das Figurenspringen war für sie wieder ein Schritt nach vorn. In der Gesamtwertung belegten die DDR-Männer Rang vier und die Frauen folgten auf dem 6. Platz. Die CSSR hatte schon wieder auf die UdSSR aufgeschlossen.

Nun schon zum dritten Mal trafen sich in Görlitz die DDR-Sportler zu ihrer Meisterschaft. 45 Männer und 16 Frauen hatten sich qualifiziert, die Verjüngung der Reihen war sichtbar. Zur Eröffnung säumten einige tausend Zuschauer den Zielkreis und der Schirmherr, Oberbürgermeister Dittrich, richtete herzliche Worte an die Fallschirmspringer, die die Herzen der Görlitzer erobert hatten. Das Wetter spielte mit und nach wenigen Tagen war das Programm erfüllt, es blieb sogar Zeit für ein zusätzliches Pokalspringen.

Unter den eingesetzten Fallschirmen hoben sich die PTCH-8, neben den schon etwas angegrauten RL-5 Typen, hervor. Günter Seibt, der zeitweilig zum Auswahlkader gehörte, hatte eine Tätigkeit als Erprobungsspringer im Fallschirmwerk Seifhennersdorf übernommen und führte die Neuentwicklung RL-8 vor. Zusammen mit Karl-Heinz Henke, der ebenfalls den RL-8 nutzte, legten sie gleich eine beachtliche Zielsprungserie vor.

Der neue Rundkappengleitschirm aus dem Hause BEWES, der RL-8.
Ganz rechts der Erprobungsspringer des Fallschirmwerkes Seifhennersdorf Hans-Günter Seibt.

(Bildquelle: Prospekt des VEB BEWES zum RL-8)

Mit Siegen im Ziel-und Figurenspringen und damit auch in der Gesamtwertung der Frauen, wurde Jutta Irmscher erfolgreichste Teilnehmerin. Der Nachwuchs um Irina Klabuhn, Beate Wunderlich, Barbara Buchholz und Carola Schmidt vom SV Dynamo, sowie Sonja Schuroff, Karin Kunz und Monika Leo vom FSC-Oppin, brachten sich in Position und entschieden auch das Gruppenspringen unter sich. Neben den erfahrenen Wolfgang Rieding, tauchten neue Namen, wie Norbert Knappe, Bernd Wiesner, Wolfgang Rodewald, Günter Senst und Claus Weißflog in der Mannschaft des SV Dynamo auf. Beim GST-Club kamen, neben Rainer Wilde und Andreas Partsch, Henry Schaal und Hans-Jürgen Schulze dazu. Günter Senst wurde Meister in Einzelzielspringen, Wolfgang Rieding im Figurensprung und gleichzeitig Gesamtsieger. Ihm folgten Rainer Wilde und Andreas Partsch in der absoluten Wertung.

Impressionen von der 8. Meisterschaft der DDR:
Ganz links die vierfache DDR-Meisterin Jutta Irmscher und ganz rechts der dreifache DDR-Meister Günter Senst, beide vom SC Dynamo Hoppegarten.

(Bildquellen: Bild 1 Armeerundschau, Bild 2 Fliegerrevue 10´1973, Bild 3 Uwe Hübner, Bild 4 Dr. Monika Leo, Bild 5 Renate Rudloff)

Der Komplexwettkampf der sozialistischen Länder wurde erstmals in Magdeburg ausgetragen und sechs Länder bildeten das Starterfeld. Nach der bisherigen Praxis der anderen Länder hatte die DDR zwei Mannschaften, eine Vertretung der GST und des SV Dynamo, nominiert. Nach der Punktesammlung im Einzelzielspringen, KK-Schießen, 3000m Geländelauf und 100m Kraulschwimmen, platzierten sich gleich vier Sportler der UdSSR auf den vorderen Plätzen. Erst auf Rang fünf konnte sich Horst Prellwitz der Reihe anschließen. Auch in der Mannschaftswertung siegte die UdSSR vor der CSSR und der GST-Auswahl. Karl-Heinz Gläser erlief sich auf der Geländestrecke die Silbermedaille, im Schwimmen belegten Dietmar Geißler und Reinhard Seyda die Plätze 1 und 2.

Ein DDR-offener Juniorenwettkampf wird mit 11 Mädchen und 13 Jungen in Eilenburg veranstaltet. Im Zielspringen siegten Karin Kunz vor Sonja Schuroff, beide vom FSC-Oppin. Bei den Jungen ist Michael Hettwer vor Jörg Herre vom SV Dynamo, erfolgreich.

Zum wiederholt durchgeführten Wettkampf in Horice / CSSR beteiligten sich eine Mannschaft des SV Dynamo und der GST-Auswahl. Im Zielspringen war Jutta Irmscher erneut nicht zu schlagen und siegte zudem in der Gesamtwertung. Im Figurenspringen schob sich Bernd Wiesner nach vorn, der auch noch mit vier Nullsprüngen im Einzelziel, die Kombination gewann. Zweite Plätze belegten Sonja Schuroff und Rainer Wilde.

Dieter Strüber schied aus der Funktion des Auswahltrainers Frauen aus und übernahm an der Fliegerschule Schönhagen, die Ausbildung von Fallschirmsprunglehrern, das Training der Sportler im Komplexwettkampf und bereitete sich auf eine Dissertation an der DHfK vor. Im Zusammenhang mit einem schweren Sprungunfall musste er sich vor Gericht, wegen mangelhafter Kontrollaufsicht, verantworten, es kam jedoch zum Freispruch.

Für die sehr erfolgreichen Rennrodler der DDR wurde in Schönhagen eine Einweisung in das Fallschirmspringen organisiert. Unter Leitung von Heinz Bibow aus Berlin, sollten die Akteure der Rennbahnen, im Reaktionsverhalten Gewinne erzielen und ihren Mut beweisen. Die Aktion blieb allerdings ein einmaliger Versuch.

Beim intenationalen Komplexwettkampf der sozialistischen Länder in Magdeburg gingen gleich drei DDR-Mannschaften ins Rennen,
eine von der GST, eine vom SC Dynamo und eine gemischte Mannschaft.
Ganz links: Der Sieger im 100m-Kraulschwimmen Dietmar Geißler (links im Bild) und der zweitplazierte Reinhard Seydar (ganz rechts,), beides Dynamo-Sportler.
2. Bild von links: Der beste DDR-Schütze des Wettkämpfes, Armin Strobel vom BAZ Neuhausen, landete auf Platz 5.
Bild 3 und 4: Den 2. Platz in Horice / CSSR belegte Sonja Schuroff (GST) und bester Figurenspringer wurde Bernd Wiesner (SC Dynamo).

(Bildquellen: Bild 1 & 2 Fliegerrevue 11´1973, Bild 3 Gerd Wetteborn, Bild 3 Renate Rudloff)

Das Filmen von Fallschirmspringern im freien Fall gewann immer mehr an Popularität. Es macht das mit dem bloßen Auge kaum wahrnehmbare Geschehen sichtbar. Ganze Fotogalerien und Filme zeugten davon. Der Dokumentarfilm „Kampf um Null“, bei dem der Kameramann die Freifallaufnahmen mit einer Studiokamera filmte, bildete dabei einen Anfang. Inzwischen war die Kameratechnik in ihrer Kompaktheit viel kleiner geworden und die Bildqualität beachtlich verbessert. In der DDR versuchten sich Dieter Strüber und Günther Gerhardt, Aktionen am Fallschirmhimmel auf vorzeigbare Bilder zu bannen. Mit der Verbreitung des Formationsspringens fand dieser Sport Einzug in die Fernsehwelt und faszinierende Filmstreifen entstanden. Sogar bei Wettkämpfen und Rekordversuchen, belegten mitspringende Kameramänner, die Ergebnisse zur Auswertung für die Schiedsrichter.

Aber auch am Boden hatte sich einiges getan. Bei der Weltmeisterschaft in den USA war die Videotechnik als Hilfsmittel zur Figurensprungbewertung und Unterhaltung der Zuschauer präsent. 1973 nutzten die Schiedsrichter bei der Französischen Meisterschaft und dem Ländervergleich mit der DDR, bereits offiziell die neue Technik. Sie hatten dazu ein speziell ausgerüstetes Fahrzeug im Einsatz. Eine SONY-Fernsehkamera, hinter einem 800mm Tele-objektiv, wurde durch einen Operateur bedient. Dieser hatte Funkkontakt zum Absetzflug-zeug und konnte damit die Anflugrichtung zum Aufnahmegerät ausrichten. Die Sprungphase wurde nur bis zum Beginn der Fallschirmöffnung aufgenommen. Jeder der fünf Schiedsrichter hatte einen abgeschirmten Monitorplatz und nahm seine Zeitnahme und Bewertung vor. Die neue Technik verbreitete sich sehr schnell, wobei sich die Bildqualität verbesserte und sehr störende Flimmer- oder Wackeleffekte unterdrückt werden konnten. Die Video-technik war nicht nur ein Gewinn für die Schiedsrichterarbeit, sie unterstützte in völlig neuer Form das Training im Figuren- und Formationsspringen. Nach jedem Sprung konnte die Aufzeichnung am Monitor präzise ausgewertet und sogar im Standbild betrachtet werden. Die zwei Weltmeistertitel in den USA, durch französische Sportler zeugen davon, dass diese Technik im Training konsequent genutzt wurde und Frankreich zum Vorteil gereichte. Natürlich profitierte auch die Öffentlichkeitsarbeit von der neuen Technik. Die Erstausstattung für die beiden DDR-Leistungszentren wurde über ein Beschaffungspaket einer Berliner Hochschule aus der Bundesrepublik eingeführt.

Zuerst verfügten die beiden DDR-Leistungszentren über je einen leistungsfähigen Recorder aus japanischer Herstellung, der mit einem Zeiss-Objektiv von 5,6/1000mm, einer Industrie-Fernsehkamera TFK 500/6 und einen Suchmonitor kombiniert wurde. Alle Geräte wurden im Eigenbau auf ein Stativ montiert. Später wurde, wie in Frankreich, dazu ein Fahrzeug ausgerüstet. Im Fortgang der Entwicklung kamen dann zwei VHS-Recorder zum Einsatz, die parallel die Aufnahme und Auswertung ermöglichten. Anfangs waren in Halle-Oppin Helmut Schulz und der Mechaniker Reinhard Ulbrich die Akteure, später der eigens dazu eingestellte Videotechniker Reiner Schumacher. In Eilen-burg war Dieter Kobiera der Macher beim Aufbau der Technik und beim langjährigen Einsatz.

links – Der Verdiente Meister des Sports Dieter Strüber mit einer Kamera „ADMIRA 16A“ rechts am Helm.
2. Bild von links– Der Weltmeister von 1966 Günter Gerhardt als Kameramann für eine Produktion des Armeefilmstudios der DDR.
2. Bild von rechts – Hier die Kombination Zeiss-Objektiv von 5,6/1000mm mit einer Industrie-Fernsehkamera TFK 500/6.
rechts – nochmal Günter Gerhardt, diesmal mit einem handelsüblichen Fotoapparat am Helm, der für Aufnahmen während des freien Falls genutzt wurde.

(Bildquellen: Bild 1 Sport und Technik 7´1973, Bild 2 Günter Gerhardt, Bild 3 Sport und Technik 8´1976, Bild 4 Fliegerrevue 9´1989)

Wie immer, tagte auch 1974 gleich zu Beginn des Jahres die FAI-Fallschirmsportkommission in Paris. Die ungarischen Vertreter berichteten über ihre umfangreichen Vorbereitungen der bevorstehenden WM in Szolnok. Die Mitteilung, über den erneuten Einsatz der altgedienten Beobachtungsfernrohre (TSK) für die Bewertung im Figurenspringen, sorgte für heftige Diskussionen. Selbst ein Angebot zum Einsatz des französischen Videosystems wurde von den Ungarn nicht angenommen, dagegen ein Vorschlag der UdSSR zur Verwendung eines elektronischen Zielmessgerätes. Dazu wurden Erläuterungen zur Funktionsweise und ein Bericht zu den bisherigen Einsatzerprobungen gegeben. Vorbehaltlich einer Prüfung durch die Schiedsrichter, im Rahmen des WM Trainings in Szolnok, soll endgültig über den Einsatz des Gerätes entschieden werden. Das DDR Angebot, die mit einem akustischen Signalgeber aus-gerüstete Windmessanlage einzusetzen, wurde ebenfalls akzeptiert. Jeweils bei Überschreitung der maximal zulässigen Windgeschwindigkeit ertönte weithin hörbar das Signal und führte dann zur Unterbrechung des Zielspringens. Das Gerät war eine Entwicklung des Magdeburger Schiedsrichters Johannes Stübner.

Die Vergabe der Weltmeisterschaft 1976 erfolgte an den italienischen Aeroclub. Angebote aus Frankreich, Kanada, Argentinien und der Bundesrepublik erhielten keine Mehrheit. Ein von Jugoslawien eingebrachter Vorschlag, an Stelle des bisherigen Adria-Pokal eine offene Europameisterschaft zu veranstalten, wurde begrüßt, die FAI-Kommission sah sich aber für eine verbindliche Entscheidung nicht so richtig zuständig.

Bei der abschließenden Wahl wurde Charles Mac Crone / USA wiedergewählt und Horst Brändel, ebenfalls in geheimer Wahl, zum 1. Vizepräsidenten bestimmt.

Und wieder stand die Frage im Raum, mit welchen Fallschirmen soll bei der nächsten WM in Ungarn, an den Start gegangen werden. Beim PTCH-8 zeichnete sich keine Weiterentwicklung ab und der neue RL-8 war noch nicht ausgereift. Die Seifhennersdorfer Konstrukteure beteuerten zwar den Wert ihrer Entwicklung, aber das ganze Konzept war für die geforderten Leistungsdaten einfach überholt. Zum Glück war der UT-15/2 Hersteller in der UdSSR lieferfähig und die Handelsleute bereit, den Kaufantrag aus der DDR zu ermöglichen. Es lief alles sehr schnell und die DDR-Auswahlkader konnten bald die neue Technik umschnallen.

Die federgewandten Dieter Strüber und Hartmut Buch hatten sich hingesetzt, eifrig gesammelt und recherchiert, das Ergebnis war der Lesestoff „Abenteuer Fallschirmspringen“. Die interessanten Kapitel vermittelten viel populärwissenschaftliches Wissen, angereichert mit Ereignissen aus der Welt des Fallschirmspringens.

Bild 1 und 2 von links zeigt das elektronische Zielmessegerät Totschka 30 aus der UdSSR.
Mitte – der 1.Vizepräsident der FAI-Fallschirmsportkommission Horst Brändel.
2. Bild von rechts zeigt einen Fallschirm UT-15 aus sowjetischer Produktion im Zielanflug.
Ganz recht die neue Lektüre aus der „Feder“ von Strüber und Buch mit dem Titel „Abenteuer Fallschirmspringen“.

(Bildquellen: Bild 1 & 2 Sport Fliegerrevue 10´1974, Bild 3 Mitteilungsblatt AEROKLUB der DDR 5´1976, Bild 4 Fliegerrevue 8´1975, Bild 5 privat )

Der Wettkampfauftakt 1974 erfolgte erneut in Magdeburg und 63 Sportler hatten sich dazu eingefunden. Im Einzelzielspringen siegten Monika Leo aus Leipzig und Ullrich Marotzke aus Magdeburg. Im Figurenspringen ebenfalls Monika Leo und Hans-Walter Grenz vom SV-Dynamo.

Ein erstes Treffen der beiden Klubmannschaften in Halle-Oppin wurde durch die Auswahlmannschaft aus Polen ergänzt. Während die polnischen Sportler den EFA-Papillon aus Frankreich im Gepäck hatten, war für die DDR-Aktiven die Umstellung auf den UT-15 das wichtigste Ziel. Die Zielsprungergebnisse waren für alle Springer noch sehr bescheiden. Im Figurenspringen ging es weiter vorwärts, Irina Klabuhn und Andreas Partsch setzten sich an die Spitze. Das zweite Treffen in Eilenburg war schon aufschlussreicher. Im Figurenspringen wurden gleich vier Sportler unter 8s gemessen und Bernd Wiesner gewann mit 7,4s. Bei den Frauen erneut Irina Klabuhn, gefolgt von Jutta Irmscher und Sonja Schuroff. Im Zielspringen sorgte Carola Schmidt, Tochter von „Beppo“ Schmidt, für eine Überraschung und landete im vordersten Feld. Gesamtsieger waren schließlich Irina Klabuhn und Andreas Partsch.

Die 9. Deutsche-Meisterschaft der DDR wurde erneut am Flugplatz in Karl-Marx-Stadt zur Austragung gebracht und bei gewohnt guter Organisation, unter Leitung von Vincent Przybycin und Hauptschiedsrichter Dieter Dastig, veranstaltet. Trotz recht schwieriger Wetterbedingungen konnte im Einzelzielspringen das Maximalprogramm erreicht werden. In der Gruppe und im Figurenspringen reichte es nur zur Mindestzahl. 54 Männer und 15 Frauen waren am Start, darunter mehrere aus den Trainingszentren und eine Auswahl der Komplexwettkämpfer. Sieger im Einzelzielspringen wurden Irina Klabuhn und Rainer Wilde. Die Figurensprungsieger Jutta Irmscher und Bernd Wiesner wurden auch die Gesamtsieger der diesjährigen Meisterschaft. Im Gruppenspringen waren die Dynamo-Frauen um Jutta Irmscher, Irina Klabuhn und Carola Schmidt erfolgreich, während bei den Männern Rainer Wilde, Andreas Partsch, Andreas Glasow und Hans-Jürgen Schulze den Sieg holten. In gleichen Positionen erfolgte auch die Vergabe der Gesamttitel. Die Juniorenwertung sah Irina Klabuhn, Sonja Schuroff und Barbara Buchholz vorn. Bei den männlichen Akteuren waren Bernd Wiesner, Jörg Herre und Thomas Funke erfolgreich. Nach den Meisterschaften hatte der Kaderkreis zur Teilnahme an der Weltmeisterschaft Gestalt angenommen, es wird ein sehr junges Team.

Mit diesen Meisterschaften wurde vom alten Flugsportzentrum Abschied genommen, überall waren schon Baukräne errichtet und Betonplatten gelagert. Als Ersatz für das neue Wohngebiet entstand westlich von Karl-Marx-Stadt der Flugplatz Jahnsdorf.

Ganz links – die dreifache DDR-Meisterin Irina Klabuhn,
Mitte – die vierfache DDR-Meisterin Jutta Irmscher mit ihrer Mannschaftskameradin Carola Wiesner,
rechts – zweimal Gold gab es 1974 für Bernd Wiesner

(Bildquellen: Bild 1 Gerd Wetteborn, Bild 2 & 5 Fliegerrevue 9´1974, Bild 3 Fliegerrevue., Bild 4 unbekannt)

Die CSSR war erstmals Veranstalter des Komplexwettkampfes der sozialistischen Länder und hatte dazu nach Mlada-Boleslav, der Stadt der SKODA-Autobauer, eingeladen. Sogar eine Vertretung aus der Mongolei war angereist. Die GST-Auswahl hatte sich etwas verjüngt und unter Leitung von Dieter Strüber Leistungsaufbau betrieben. In allen Disziplinen waren Verbesserungen zu erkennen, aber der Medaillengewinn fiel noch sehr bescheiden aus. Im KK-Schießen blieb die Mannschaft um Reinhard Mrosko, Olaf Scharfenberg, Wolfgang Hempel und Harald Teege im Mittelfeld hängen. Im Schwimmen erkämpfte Harald Teege den zweiten und Olaf Scharfenberg vierten Rang. Im Geländelauf, eigentlich ein Gebirgslauf, war es wieder nur das Mittelfeld, genauso im Zielspringen.

Im Wettkampfkalender stand nun schon die 12. Weltmeisterschaft im Fokus. Es begann gleich mit einer Überraschung, wochenlange Regenfälle hatten den Sportflugplatz in der Nähe von Szolnok unter Wasser gesetzt. Ein Ausweg und sicherlich eine große Herausforderung war die Verlegung auf einen befestigten Militärflugplatz.

Bei jedem Linienflug, zur Anreise der Mannschaft an den Zielort der WM, war durch das Sportgerät immer ein umfangreiches Übergepäck zu transportieren. Das erforderte genaue Gewichtsangaben bei der Anmeldung, dazu Sorgenfalten beim Einchecken und Freude wenn alle Taschen wieder über das Band rollten. Dieses Mal fehlte der Koffer von Karin Kunz, aus der „Vereinskasse“ sorgten die Mädels für eine Notversorgung und Karin konnte zumindest ihre Unterwäsche wechseln. Nach einigen Tagen war der zerbeulte Koffer wieder da.

228 Sportler aus 31 Ländern hatten sich in Szolnok eingefunden. Die DDR-Mannschaft, mit 22 Jahren Altersdurchschnitt, war mit Abstand das jüngste Team. Die Nominierung hatten Jutta Irmscher, Irina Klabuhn, Karin Kunz, Sonja Schuroff und Carola Schmidt erhalten. Das Männerteam ging mit Rainer Wilde, Andreas Partsch, Bernd Wiesner, Norbert Knappe und Claus Weißflog an den Start. Walter Greschner und Karl-Heinz Wolf übernahmen als Trainer die Verantwortung. Zur Unterstützung der Mannschaft waren die beiden Leiter der DDR-Sportzentren, Manfred Wuttig und Werner Schmidt, vertreten. Die Aufgabe als Schiedsrichter hatte Dieter Dastig inne und Dr. Jürgen Schmidt war als Mediziner an Bord. Wie schon in den Vorjahren leitete Horst Brändel das DDR-Aufgebot und war Mitglied der Internationalen Jury.

Die Nationalmannschaft der DDR bei der Weltmeisterschaft 1974.

von links nach rechts: Walter Greschner, Manfred Wuttig, Sonja Schuroff, Reinhard Seyda, Irina Klabuhn, Norbert Knappe,
Karin Kunz, Bernd Wiesner, Barbara Buchholz, Andreas Partsch, Carola Wiesner, Claus Weißflog, Jutta Irmscher,
Rainer Wilde, Karl-Heinz Wolf und Siegfried Lehmann

(Bildquelle: Claus Weißflog)

Das Wettkampfareal war gut vorbereitet und für das Zielspringen standen die altbekannten AN-2 und für das Figurenspringen große Mi-8 Hubschrauber zur Verfügung. Beim Training legten natürlich alle Teilnehmer den Kopf in den Nacken, um die Fallschirmtypen der bevor-stehen Wettkämpfe zu erkennen. Keine großen Überraschungen am Himmel, die UdSSR, DDR, Polen und mit etwas Verwunderung auch die CSSR, nutzten den UT-15 in seiner neu-esten Version. Ein Nachbau in den USA, als „Russian Para-Commander“ bezeichnet, wurde von weiteren Mannschaften gesprungen. Andere waren mit dem EFA, Para-Commander / Mark II und anderen Ableitungen dabei. Die groß angekündigten Super-Gleiter, wie der Para-Plane oder Para-Foil, waren nur in kleiner Zahl vertreten. Mehrere Fehlöffnungen und die Nutzung des Rettungsfallschirms waren zu beobachten und bezeichneten die Probleme.

Die von der UdSSR mitgebrachte Zielsprungmessanlage bestand ihre kritische Begutachtung hervorragend und ein mitgereister Techniker sorgte für die ständige Betriebsbereitschaft. Die Messung war vom 10 cm Nullpunkt auf 15 cm Messweite, mit einem Zentimeterabstand eingerichtet. Die ganze Messscheibe bestand aus zwei flexibel übereinander liegenden Elektroden, die konzentrische Leiterkreise enthielt und bei Berührung auslöste. Die Anzeige der Ergebnisse erfolgte unverzüglich auf einer großen Lichttafel, für alle Teilnehmer und Zuschauer gut sichtbar. Ein beachtlicher Fortschritt beim Zielspringen. Die Elektronik war viel genauer als das menschliche Auge und noch dazu von subjektiven Einflüssen befreit. Die Schiedsrichter hatten damit eine große Hilfe erhalten, mussten allerdings die Abweichungen ab Messscheibe aufwärts, weiter vermessen. Auch die von der DDR-Mannschaft mitgebrachte Windmessanlage bestand ihre Prüfung und bekam den Beinamen „Stimme der DDR“. Das laute Signal, bei Überschreitung der maximal zulässigen Windgeschwindigkeit, wurde vom Wettkampfleiter nicht gern gehört, denn es beschränkte das Tempo bei den Sprungabläufen.

Zu einer heftigen Diskussion kam es in der internationalen Jury, als der UdSSR-Delegierte, Viktor Gorbatko, die Forderung erhob, eine ebenfalls in der UdSSR entwickelte Zeitmessanlage für das Figurenspringen einzusetzen. Die Figurenablaufzeit wurde bei dieser Anlage zwar von den Schiedsrichtern ausgelöst aber nicht mehr abgelesen. Das Gerät war eine weitere Neuheit zur gerechteren Bewertung. Das Problem lag darin, dass der Einsatz bei der vorangegangenen CIP-Tagung in Paris nicht beraten und genehmigt war. Der Präsident Mac Crone wand sich wie ein Aal um eine eindeutige Position und nach reichlicher Überlegung entschied sich Horst Brändel, mit seiner maßgeblichen Stimme, zur Einhaltung der FAI-Regeln. Ein einziger Protest in der Figurensprungbewertung hätte das ganze Kartenhaus zum Wanken gebracht. Daraufhin eine heftige Reaktion und wir rechneten mit einem Nachspiel. Aber keine Regung aus Moskau, Regelkundige hatten wohl für Windstille gesorgt. Auch Viktor Gorbatko beruhigte sich wieder, hatten doch seine Sportler im Figurenspringen recht gut abgeschnitten. Kurz danach sein Abschied aus der CIP, er bereitete sich im Sternen-städtchen auf neue Weltraummissionen vor.

Bei ständig blauen Himmel begannen die Wettkämpfe mit dem Figurenspringen. Bei den Frauen ließen die UdSSR keine andere Sportlerin auf das Podest steigen. Die bekannte Maja Kostina holte sich den Titel, während die bisherige Weltmeisterin, Marie-France Baulez, mit Platz vier vorlieb nehmen musste. Die DDR-Sportlerinnen waren nur mit Platzierungen ab Platz 17, durch Sonja Schuroff, vertreten. Bei den Männern schaffte Jean-Claude Armaing seine Titelverteidigung und Bernd Wiesner belegte den 11. Rang, die anderen DDR-Aktiven verteilten sich bis zum Platz 40.

Impressionen von der Weltmeisterschaft in Ungarn:

2. & 3. Bild – Die besten Figurenspringer der WM waren der Franzose Jean-Claude Armaing und Maja Kostina aus der UdSSR.
4. Bild – Wettkämpfer vor dem Start zum Figurenspringen aus dem Transporthubschrauber Mi-8.

(Bildquellen: Bild 1 & 2 unbekannt, Bild 3 www.smsport.ru, Bild 4 Fliegerrevue 10´1974)

Auch im Zielspringen waren die UdSSR-Frauen, mit Natalija Mamal ganz vorn gelandet, während Sonja Schuroff noch Platz sieben und Irina Klabuhn den neunten Rang erreichten. Bei den Männern siegte völlig überraschend Stanislaw Sidol aus Polen, mit 0,01m Zielabweichung. Noch nie bei einer Weltmeisterschaft aufgetreten, landeten gleich vier Sportler mit 0,05m auf Platz zwei, darunter Rainer Wilde. Da kein Stechen vorgesehen war, musste der Veranstalter drei Silbermedaillen nachbestellen. Die Gesamtwertung war wieder eine Medaillensammlung der UdSSR.

Und dann kam die Stunde der DDR-Mannschaft, denn das Gruppenspringen der Frauen konnte nicht spannender sein. Nach dem zweiten Durchgang lag das DDR-Team noch an fünfter Stelle, in der dritten und zugleich letzten Runde, legte das DDR-Team eine Spitzenleistung vor. Böiger Wind, immer knapp vor dem Abbruch, strapazierte die Nerven. Das nachfolgende CSSR-Team war einfach zu unkonzentriert im Anflug und verabschiedete sich von den Medaillen. Die nächste Mannschaft aus Kanada musste einen Absetzfehler verkraften und die letzte Springerin kam zu kurz. Ähnliches bei den Frauen der USA und dazu noch Hektik bei der Zielannäherung. Die DDR-Mädels hatten damit schon Silber in der Tasche. Auch die vorn liegende Mannschaft aus Bulgarien, als Titelverteidiger, konnte ihre Aufregung nicht unterdrücken und musste mit dem dritten Rang den Zielkreis verlassen, denn die später gelandeten Polinnen erkämpften sich Silber. Wer hätte das gedacht, das jüngste Team, die hübschen Mädels aus der DDR, nahmen den Weltmeistertitel entgegen. Bei den Männern die gleiche Spannung und ein überraschender Ausgang. Die Österreicher machten es perfekt und siegten mit ausgeglichenen Leistungen vor der Mannschaft der DDR, die sich die Silbermedaillen umhängen ließ.

In der Gesamtmannschaftswertung siegte die UdSSR, vor der DDR und Bulgarien. Bei den Männern die CSSR, vor den USA und der DDR. Es gab nochmals Medaillen und große Siegerpokale aus Porzellan. Ungarn war damit die bisher erfolgreichste WM-Teilnahme für die DDR-Sportler.

1. & 2. Bild – Die Weltmeisterinnen im Gruppenzielspringen wurden die Damen aus der DDR.
Mit dieser Leistung gewannen sie auch die Silbermedaille in der Gesamtmannschaftswertung.
3. Bild – Vizeweltmeister im Gruppenzielspringen und Gewinner der Bronzemedaille in der Gesamtmannschaftswertung
wurden die Herren der Deutschen Demokratischen Republik.

(Bildquellen: Bild 1 Dr. Dieter Strüber (+), Bild2 unbekannt, Bild 3 Claus Weißflog, Bild 4 Irina Richter)

Die Weltmeisterschaft war gut organisiert, fand in der Öffentlichkeit viel Interesse und zahlreiche Zuschauer säumten den Zielkreis, darunter auch viele DDR-Touristen. Problem war der oft starke Wind und das dadurch erzwungene Minimalprogramm im Zielspringen. Wie bei anderen Meisterschaften auch, veranstalteten verschiedene Unternehmen internationale Treffen mit den Mannschaften. Die DDR war zum Besuch in einer landwirtschaftlichen Kooperative eingeladen. Zum Mittag gab es nicht Gulasch, sondern eine ordentliche Portion süßer Nudeln, sicher auch ein „Nationalgericht“. Wer die Sache schnell hinter sich bringen wollte, sah entsetzt auf einen kräftigen Nachschlag aus der Kelle der aufmerksamen Bäuerinnen. Scherzend meinten sie, die DDR- Sportler sehen alle so dünn aus. Bei der Rückkehr in Berlin viele freudige Gesichter und Ehrungen gab es auch.

Zum Jahresausklang noch der Messe-Pokal in Leipzig mit 85 Teilnehmern und wieder Gästen aus Brno. Als Siegerin wurde Carola Schmidt geehrt. Bei den Männern lieferten sich Bernd Wiesner und Norbert Knappe ein Duell, das erst im sechsten Durchgang für Bernd Wiesner entschieden war.

Beim Nachwuchswettkampf in Neuhausen waren 27 Sportler vertreten. Der Dynamo-Nachwuchs konnte sich ganz vorn platzieren.

Bis zum Ende 1974 hatten 179 Fallschirmspringer das Goldene-, 400 Silber- und 961 das Bronzene Leistungsabzeichen erworben.