12. Höhen und Tiefen (1977 - Teil 1)
Der neue Sektorenleiter im Zentralvorstand der GST, Heinz Wolf, kein geborener Schreibtischmensch, sieht seine vorrangige Aufgabe darin, die Organisation des Fallschirmsports in der Breite und besonders in den Ausbildungsgruppen zu verbessern. In seiner kameradschaftlichen und hilfsbereiten Art findet er Zugang zur Mehrheit der Fallschirmsprunglehrer und Ausbildungsleiter. Unter dem Druck der GST-Hauptaufgabe, den Nachwuchs für die Fallschirmjäger-Einheiten zu sichern, bahnt Heinz Wolf Beziehungen zu diesen Einheiten, zuerst nach Prora an der Ostsee und dann nach Lehnin in der Nähe von Potsdam. Um mehr Einfluss auf die Ausbildungsqualität zu erlangen und besonders die Sprungsicherheit zu erhöhen, nimmt Bernd Landsteiner, ein noch sehr junger Fallschirmsprunglehrer, eine Inspekteurs-tätigkeit im ZV der GST auf.Am Fallschirmsportclub in Halle-Oppin wird Andreas Glasow als Nachwuchstrainer berufen, der zudem ein Fernstudium an der DHFK aufgenommen hatte.
In der Fachpresse wird verstärkt über die allgemeinsportliche Ertüchtigung der Fallschirmspringer berichtet. Es hatte sich die Erkenntnis vertieft, dass sportlich trainierte Sportler am erfolgreichsten zu Spitzenleistungen gelangen können. Auch das Formationsspringen erregte Aufmerksamkeit. Meist abgeschriebene Erfahrungen aus westlichen Ländern oder Artikel mit der Bezugsquelle, sollten für Fachwissen sorgen. Ein Rekordsprung in der UdSSR in der Zehnerformation, vier Sekunden schneller formiert als der bisherige Rekord der USA, sorgte für besonderes Aufsehen.
In der UdSSR beginnt die Serienproduktion des Stauluftgleiters PO-9, der schon mit einem Erprobungsexemplar bei der letzten Weltmeisterschaft eingesetzt war. Die tunnelförmige Rechteckkappe hat nur 16 qm Fläche und erzeugt einen bremsbaren Vortrieb von bis 10 m/s.
Nach der Einstellung der Entwicklung des Rechteckgleiters RL-6, wegen der nicht beherrschbaren Bremsprobleme bei der Zielannäherung, stellten die Seifhennersdorfer Konstrukteure den erfolgversprechenden RL-8 vor. Eine Rundkappe nach dem Funktionsprinzip des Para-Commander, aber durch das unaufhaltsame Aufkommen der Stauluftgleiter war auch diesem Fallschirm der Weg zu internationalen Erfolgen verwehrt worden. Die Seifhennersdorfer waren trotzdem nicht entmutigt und setzten verstärkt ihre Entwicklungsarbeiten fort. Nach dem Vorbild des Strato-Star und dem damit gesammelten Erfahrungen der DDR-Springer, entstand schließlich der RL-10. Der Rechteckschirm, mit seinen aufgeblasenen Tunneln war die Basis für einen hohen Vortrieb und das gewählte Profil sorgte für gute Stabilität während des „Fluges“. Ein Hilfsschirmgesteuertes Reffleinensystem war für den sicheren Öffnungsvorgang verantwortlich. Das Entwicklungsteam und der Testspringer, Günter Seibt, unternahmen alle Anstrengungen die Einsatzfähigkeit und Zulassung zu erreichen. Der neue Schirm wurde sofort in der ersten Kleinserie von den Auswahlkadern angenommen, weiter erprobt und für die Produktion bereit gemacht. Mit dem RL-10 war es möglich geworden, wesentlich früher als sonst, die Sportler mit der neuesten Fallschirmtechnik auf die nächste WM vorzubereiten.
Bild 1 – Heinz Wolf, neuer Sektorenleiter im Zentralvorstand der GST.
Bild 2 – Neuer Nachwuchstrainer am Klub der GST in Halle wird Andreas Glasow.
Bild 3/4/5 – Nach dem RL-6 ist der RL-10 der zweite Rechteckgleiter aus dem Hause BEWES, nun aber im Stauluftprinzip und deutlich erfolgreicher, als der damalige Versuch.
(Bildquellen: Bild 1 Mitteilungsblatt AEROKLUB der DDR 7´1977, Bild 2 Fliegerrevue, Bild 3 Fliegerrevue 1´1977, Bild 4 Handbuch des RL-10, Bild 5 Fliegerrevue 8´1977)
Neue Richtlinien für den Erwerb des Fallschirmsportleistungsabzeichens.
Während die Bedingungen zur Erwerb des Fallschirmsprungabzeichens gleich geblieben sind, haben sich die Anforderungen für das „neue“ Fallschirmsportleistungsabzeichen geändert.
Auch die Optik des Abzeichens ist jetzt anders, angelehnt an das Aussehen der Leistungsabzeichen der FAI. Die Diamanten waren neu, aber insgesamt fanden diesen Abzeichen
keinen großen Zuspruch. Die Abbildung des bronzenen und silbernen Abzeichens zeigt die erste Version (1977-1979), dann wurden sie überarbeitet und
es verschwand die weiße Farbe zwischen den Fangleinen. Es ist aktuell kein Bild bekannt, wo Leistungsabzeichen ohne und mit Diamanten getragen wurden.
(Bildquellen: Bild 1 privat, Bild 2 Mitteilungsblatt des Aeroklubs der DDR 5´1977)
Die erste CIP-Tagung, unter Leitung von Horst Brändel, wurde in Zürich veranstaltet. Der rührige Mark Schneebeli hatte dafür geworben und die notwendigen Vorbereitungen getroffen. Neben einem gemeinsam genutzten Hotel für alle CIP-Delegierten, stand das Konferenzzentrum im Nove-Park zur Verfügung. Mit einer extra gemieteten Straßenbahn und humoriger Stadtführung, konnten die Sehenswürdigkeiten der größten Stadt der Schweiz bewundert werden. Für Unterhaltung und Lockerung der Beziehungen sorgte ein Besuch in einer urigen Kneipe. Gespräche über Gott und die Welt, aber besonders zu den Themen des Fallschirmsports füllten den Raum.
Zur offiziellen Eröffnung der Tagung war der Präsident der FAI, A. Geringer (Pirat), seines Zeichens Chef des Züricher Flughafens, zugegen. Die gesamt Zeit der Tagung, der FAI-Generaldirektor B. Larcher. Als neuer DDR-Delegierter war Manfred Wuttig berufen worden. Die CIP nahm die Berichte der Unterkommissionen entgegen, erfreulich die Stabilisierungen im Reglement des Formationsspringens. Die 2. Weltmeisterschaft in der neuen Sportart wird 1977 in Australien zur Austragung gebracht.
Für die Klassischen Weltmeisterschaften wird eine Straffung der Durchgänge auf 5 im Einzelziel, mit der Möglichkeit zum Stechen und jeweils 3 Durchgänge im Gruppen- und Figurenspringen angestrebt. Die Entscheidung darüber wurde auf die nächste Tagung verschoben. Jugoslawien zog überraschend sein Angebot zur Ausrichtung der nächsten WM zurück. Die Schweiz und Frankreich signalisierten zaghaftes Interesse. Eine schwierige Situation für den neuen Präsidenten, ein drohender Ausfall wäre ein Desaster für seine Amtszeit und bisher auch noch nicht dagewesen. Mit allen Kräften erfolgte die Ermutigung des jugoslawischen Delegierten, die Entscheidung nochmals zu überdenken.
Die Goldmedaille der CIP für innovative Leistungen wurde, Arkadi Guskow /UdSSR, als Anerkennung seiner Leistungen bei der Entwicklung des Zielmessgerätes, vergeben. Die überglückliche Odette Rousseau-Balesi erhielt das Ehrendiplom Leonardo da Vinci für ihre sportliche und langjährige Facharbeit im internationalen Fallschirmsport. Hochachtung und Beifall erhielt eine Meldung aus Moskau, nach der Viktor Gorbatko, als Kommandant des Raumschiffes Sojus 24 in den Kosmos gestartet ist.
Horst Brändel wurde als Präsident wiedergewählt, ebenso seine Stellvertreten Uwe Beck-mann und Jacques Rode. Odette Rousseau-Balesi behält das Amt der Sekretärin.
Das Wettkampfjahr beginnt mit dem internationalen Klubvergleich in Halle-Oppin. 39 Männer und 19 Frauen aus sechs Ländern sind am Start. Zu den Gastmannschaften gehörten Teams aus der UdSSR, Bulgarien, Polen, Rumänien und aus Finnland. Die DDR-Sportler erringen sieben Medaillen. Sieger im Figurenspringen wird Reinhard Seyda, mit 6,81s. Die Elite der UdSSR, voran Weltmeister, Grigori Surabko, sind zwar etwas schneller, müssen aber Strafzeiten für ihre Komplexe in Kauf nehmen. Karin Kunz gewinnt mit 0,01 m Zielabweichung das Einzelzielspringen mit großem Abstand. Bei den Männern liegen nach fünf Durchgängen gleich sechs Sportler mit 0,00 m vorn. Erst in der zehnten Runde, werden Bernd Wiesner und Igor Tjorlo / UdSSR, wieder mit 0,00 m, als Sieger im Stechen erklärt. Die Männermannschaft des SV Dynamo gewinnt das Gruppenspringen und bei den Frauen holt sich das Team der UdSSR den Sieg. Die DDR-Auswahlkader nutzen erstmals den neuen Gleiter RL-10, die Umstellung scheint erfolgreich zu verlaufen.
Bild 1 – Erstes Highlight im Jahr 1977 war der internationale Klubvergleich in Halle-Oppin.
Bild 2 – Igor Tjorlo und Bernd Wiesner gratulieren sich zu ihrem gemeinsamen Erfolg.
Bild 3 – Die Umstellung des DDR-Kaders auf den neuen Gleiter RL-10 war ein Erfolg.
(Bildquellen: Bild 2 unbekannt, Bild 2/3 Fliegerrevue 8´1977)
Gleich danach der Pfingstwettkampf in Großrückerswalde. Sieger und Pokalgewinner werden Sonja Schneider, die inzwischen den Fallschirmsportler Klaus Schneider geheiratet hatte. Bei den Männern ist Andreas Müller, als ein neuer Hoffnungsträger des FSC Halle-Oppin, erfolgreich. Mit guten Figurensprungleistungen machten sich Gerd Harzbecker und Roland Eilenstein, ebenfalls vom FSC Halle-Oppin, bemerkbar.
Die österreichischen Fallschirmsportaktivisten, um Franz Loorber und Fritz Wegerer, organisieren den Süd-Ost-Para-Cup in Graz und gleich 100 Sportler aus 9 Ländern fanden sich dazu ein. Die DDR war mit einer Männermannschaft, mit Bernd Wiesner, Andreas Partsch, Reinhard Seyda, Norbert Knappe und Gerd Harzbecker, vertreten. Als Trainer fungierte Helmut Schulz. Alle Siege in den Weltmeisterschaftsdisziplinen werden durch die DDR-Sportler gewonnen. Im Einzelzielspringen führen bis zum zehnten Sprung im Stechen, mit jeweils mit 0,00 m Abweichung, Bernd Wiesner und Norbert Knappe. Erst der elfte Sprung bringt die Entscheidung für Bernd Wiesner. Reinhard Seyda gewinnt das Figurenspringen, mit der hervorragenden Zeit von 6,65 s und wird auch Sieger in der Gesamtwertung. Dazu kommt der Sieg im Gruppenspringen. Von der Fachwelt bestaunt, markieren die DDR-Springer von den 40 Ziellandungen, 37 auf der Nullscheibe. Das Einzelspringen war Bestandteil des Gruppenspringens, ein toller Erfolg mit dem neuen RL-10.
Beim Wettkampf der sozialistischen Länder in Ceske-Budejovice war wieder eine Vertretung aus Nord-Korea und Kuba am Start. Die DDR-Sportler siegen im Gruppenspringen der Männer, die Frauen belegen hinter der UdSSR den zweiten Rang. Das Einzelzielspringen gewinnt Bernd Wiesner mit 0,01 m, nach fünf Durchgängen und bei den Frauen ist Carola Schmidt, mit 0,04 m Zielabweichung, ebenfalls die Siegerin. Die Figurensprungmedaillen dominieren die UdSSR-Springer, nur Babara Buchholz schafft es auf Rang drei.
Die Komplexwettkämpfer werden erneut in Ungarn, am Flugplatz Györ, empfangen. Der ungarische Verband ist hinsichtlich der durchgeführten Wettkämpfe und Aktivitäten dieser Art, die treibende Kraft seit mehreren Jahren. Wieder sind sechs Mannschaften beteiligt, Ungarn mit zwei Teams. Die GST-Mehrkämpfer unter Trainer Dieter Strüber erringen drei Silbermedaillen durch Peter Gromball im Schwimmen, im Gruppenzielspringen und in der Gesamtwertung.
Impressionen vom VI. Internationalen Komplexwettkampf der Fallschirmspringer „Für Freundschaft und Brüderlichkeit“
Bild 1 – Karl–Heinz Gläser beendete den 3000m-Geländelauf nach 10:48,0 min, was am Ende Rang 4 bedeutete.
Bild 2 – Die Mannschaft der DDR setzte beim Gruppenzielspringen noch auf den bewährten UT-15 und konnte schließlich die Silbermedaille mit nach Hause nehmen.
Bild 3 – Ebenfalls Silber gab es nach dem 100m-Freistil-Schwimmen für Peter Gromball.
Bild 4 – Sieger des Wettkampfes wurde die Mannschaft aus der CSSR vor der DDR und Polen.
(Bildquellen: Bild 1 Fliegerrevue 6´1977, Bild 2/3/4 Fliegerrevue 9´1977)
Der 12. Messepokal wird ein Spielball von Sturm und Regen und trotzdem schaffen es die Organisatoren, das Zielspringen unter Dach und Fach zu bringen. Auf dem Flugplatz der Messestadt Leipzig werden 58 Männer und 26 Frauen begrüßt, dazu Gäste aus Brno und Wroclaw. Sieger im Einzelzielspringen wird Barbara Buchholz mit 0,00 m nach vier Durchgängen sowie Andreas Partsch vor Roland Podbiel und Peter Gläser, nach viermaligen Stechen. Im Gruppenspringen, mit gemischten Mannschaften, gewinnt der FSC-Oppin mit Rainer Wilde, Andreas Partsch und Karin Kunz.
Der SV Dynamo veranstaltet ein Experiment zur Nachwuchsgewinnung. Neben einem Zielspringen der Leistungssportler, gehen Anschlusskader und Springer noch ohne Lizenz an den Start. Nach erneutem Stechen gewinnt Rainer Wilde vor Jörg Herre in der Leistungsklasse, Uwe Metzig vom FSC-Oppin und Evelyn Schmied aus Leipzig in Wettbewerb der Anschlusskader und im Juniorenbereich gewinnen Marion Hirse aus Leipzig und Lutz Steigerwald aus Berlin. Die Junioren wurden von Fallschirmsprunglehrern abgesetzt.
Das unbeständige Sommerwetter 1977 erschwerte auch die 12. Meisterschaft der DDR in Magdeburg. Bei erneut guter Organisation konnten die Durchgänge trotzdem zügig abgewickelt werden. 55 Männer und 15 Frauen hatten sich qualifiziert.
Im Figurenspringen setzte sich, trotz Trainingsrückstandes, Irina Walkhoff, auch sie hatte inzwischen geheiratet, an die Spitze. Genauso Reinhard Seyda und beide waren damit in Folge von drei Meisterschaften, Sieger im Figurenspringen. Auffallend viele Strafen sammelten die Konkurrenten und sorgten so für beträchtliche Abstände.
Im Einzelzielspringen waren trotz der Wetterunbilden die fünf Durchgänge recht schnell absolviert. Bei den Frauen ein harter Kampf um den Nullpunkt, aber alle hatten irgendwann einen Ausrutscher in der Serie. Am Schluss freute sich Barbara Buchholz, vor Irina Walkhoff und Carola Schmidt, über die Goldmedaille. Bei den Männern lagen gleich sechs Sportler mit jeweils 0,00 m vorn. Im Stechen verabschiedete sich zuerst Hans-Walter Grenz und in der siebten Runde, bei einer plötzlich eintretenden Flaute und großer Mühe am Schirm, mussten Bernd Wiesner, Andreas Müller und Hans-Eppo Thiel, beide Nachwuchsspringer vom FSC-Oppin, ihre Sieghoffnungen begraben. Andreas Partsch und Rainer Wilde waren, wie schon so oft, übriggeblieben. Bei zeitweiligen Regen ging es weiter und in der siebten Runde des Stechens war schließlich Andreas Partsch der Sieger.
Das Gruppenspringen der Männer gewann die 1. Mannschaft des SV Dynamo, vor dem FSC-Oppin und dem 2. Team des SV Dynamo. Bei den Frauen die Reihenfolge FSC-Oppin, SV Dynamo und der Bezirksmannschaft aus Karl-Marx-Stadt. Die erfolgreichsten Teilnehmer der Meisterschaft waren Irina Walkhoff und Reinhard Seyda, während Andreas Partsch mit seinen Nullserien für das meiste Aufsehen sorgte. Neben seinen 12 Nullsprüngen im Einzelspringen folgten noch drei weitere im Gruppenspringen und die Wettkampfleitung gab ihm die Möglichkeit zu weiteren Versuchen. Er schaffte es auf 19 Sprünge, bei noch mehr Versuchen hätte die Meisterschaft verlängert werden müssen. Es war trotzdem ein neuer DDR-Rekord. Aus der Presse wurde bekannt, dass Aloys Riesenbeck aus der Bundesrepublik, sogar 50 Nullsprünge erreicht hatte.
Impressionen vom XII. DDR-Meisterschaft im Fallschirmsport in Magdeburg
Bild 2 – Mit drei Goldmedaillen wurde Reinhardt Seyda erfolgreichster Springer dieser DDR-Meisterschaft 1977.
Bild 3 – Die Mannschaft des DC Dynamo Hoppegarten konnte ihren Meistertitel auch in desem Jahr wieder erfolgreich verteidigen.
Bild 4 – Nach dem 7. Sprung im Stechen musste sich Rainer Wild (links im Bild) geschlagen geben. DDR-Meister mit insgesamt 12x „Null“ wurde Andreas Partsch.
Am Ende der Meisterschaft hatten beide Sportler insgesamt 29x den perfekten Sprung hingelegt.
(Bildquellen: Bild 1 & 5 unbekannt, Bild 2/3/4 Fliegerrevue 10´1977)
Zum Jahresabschluss war eine Mannschaft des SV Dynamo zu den Militärmeisterschaften nach Kuba gereist. Die Mannschaft um Bernd Wiesner, Norbert Knappe, Reinhard Seyda, Hans-Walter Grenz, Wolfgang Rodewald und Jörg Herre sicherten sich den Sieg im Einzel- und Gruppenzielspringen sowie in der Gesamtmannschaftswertung. Bernd Wiesner lieferte sich ein Duell gegen die Besten der UdSSR und erst nach der zehnten Runde im Stechen konnte er das oberste Treppchen besteigen. Zusammen mit den beiden Gruppensprungdisziplinen erreichte er 21 Nullsprünge. Wieder ein neuer DDR-Rekord.
Spartakiade des Sportkomitees der befreundeten Armeen in Kuba
Bild 1 – Der Flugplatz Cienfuegos, Austragungsort der springerischen Disziplinen.
Bild 2 – Zwei Sportler aus Ungarn, welche sichtlich von den Strapazen der militärischen Disziplin gezeichnet sind.
Bild 3 – Bernd Wiesner gewann gegen starke Konkurrenz nach 16. Sprüngen das Einzelzielspringen mit dem perfekten Ergebnis.
Bild 4 – Die Mannschaft des SC Dynamo vertrat erfolgreich die DDR bei den SKDA-Meisterschaften in Kuba.
Von links beginnend Wolfgang Rodewald, Reinhard Seyda, Hans-Walter Grenz, Jörg Herre, Bernd Wiesner und Norbert Knappe.
(Bildquellen: Fliegerrevue 11´1977)
In Gatten, unweit der Hafenstadt Brisbane, fand erst spät im November die 2. Weltmeisterschaft im Formationsspringen statt. Die australischen Veranstalter hatten die gesamte Organisation auf engsten Raum konzentriert. Vom Wohnbungalow aus konnte gleich der Fuß auf das Flugfeld gesetzt werden. Am Wettbewerb der Vierer-Formation beteiligten 19 Teams und beim Achter 10 Teams. Bei 30-35 Grad war immer blauer Himmel im australischen Frühling und die beiden Bell-Hubschrauber hatten Mühe auf die Absetzhöhen zu gelangen. Als wesentliche Neuerung wurden erstmals Sequenzen in der Sprungausführung verlangt. Das bedeutete, dass in der feststehenden Freifallzeit verschiedene Formationen auszuführen waren. Bewertet wurden die fehlerfreie Ausführung und die größte Zahl der ausgeführten Formationen. Die Kanadier schafften im Vierer-Wettbewerb 15 fehlerfreie Formationen und feierten damit den Weltmeistertitel. Die gezeigte Leistung war zugleich ein neuer Weltrekord. Auf Platz zwei die schwedische Mannschaft, gefolgt von der BRD. Die hochfavorisierten Amerikaner mussten sich mit Rang vier begnügen, schafften es aber in der Achter-Formation zum Weltmeistertitel. Mit einer sehr beachtlichen Leistung erkämpfte das Team der BRD die Silbermedaille, gefolgt von Frankreich. Irgendwie war die Atmosphäre bei den Formationsspringern anders, während die Sportler in den Klassischen Wettbewerben sich den Entscheidungen der Schiedsrichter knurrend beugten, gab es zum Teil richtig aggressive Reaktionen. Der englische Hauptschiedsrichter, wollte sogar seine Funktion empört niederlegen, erst intensive Gespräche in der Jury ließen ihn einlenken. Horst Brändel nahm als Präsident der CIP die Eröffnung und Siegerehrung der Weltmeisterschaft vor, zudem leitete er die sehr beschäftigte internationale Jury.
Zum Jahresabschluss findet die Generalkonferenz der FAI in Rom statt. Der Tagungsort im „Capitol“ war schon eine beeindruckende Kulisse. Horst Brändel berichtete über die internationalen Fallschirmsport-Entwicklungen und Meisterschaften des vergangenen Jahres. Er führte zudem mehrere Gespräche mit den Vertretern des jugoslawischen Aeroclubs, über die Ausrichtung der nächsten Weltmeisterschaft in den klassischen Disziplinen. Bei den Ehrungen wurde dem Vorsitzenden der DDR-Fallschirmsportkommission, Wolf-Dieter Langer, das „Paul Tissandier-Diplom“ der FAI zuerkannt.